WWF-Studie
Bundesländer fallen beim Artenschutz-Check durch
Fast 90 Prozent der Bewertungen fallen in die Kategorien "mangelhaft" oder "teilweise Umsetzung". Der WWF fordert ein Artenschutz-Paket.
In Österreich wird weiterhin zu wenig für den Artenschutz getan, wie das mittlerweile dritte Bundesländerbarometer zum Schutz und Management der Arten Biber, Fischotter, Seeadler, Luchs und Wolf der Naturschutzorganisation WWF zeigt.
Demnach fallen 31 der insgesamt 35 Bewertungen in die Kategorien "mangelhaft" oder "teilweise Umsetzung". Gut eingestuft wurde nur der Einsatz für den Seeadler.
"Die fünf untersuchten Arten erfüllen Schlüsselfunktionen in unseren Ökosystemen und stehen daher beispielhaft für den Umgang mit unserer Natur. Wenigen Fortschritten stehen zahlreiche Defizite gegenüber, die insgesamt ein schlechtes Zeugnis ergeben", sagte WWF-Artenschutzexperte Christian Pichler.
Besonders kritisch sind Verordnungen, die die Tötung streng geschützter Arten und schwerwiegende Eingriffe in ihre Lebensräume ermöglichen. "Damit verstoßen Länder wie Kärnten oder Salzburg nicht nur gegen EU-Recht, sondern bieten der Bevölkerung auch keine langfristigen Lösungen bei lokalen Konfliktsituationen", sagte Pichler.
WWF fordert besseres Artenschutz-Management
Der WWF fordert daher die Einhaltung europäischen Naturschutzrechts und die Umsetzung eines wirksamen Maßnahmenpakets für ein besseres Artenschutz-Management. "Besonders wichtig ist ein bundesweit einheitliches und abgestimmtes Monitoring, denn aktuell fehlen oft österreichweit vergleichbare Daten", erklärte Pichler.
Auch die Managementpläne und Artenschutzprogramme sowie die Präventions- und Kompensationsmaßnahmen müssten bundesweit einheitlichen Vorgaben folgen und an Best-Practice-Beispielen ausgerichtet werden. "Darüber hinaus muss Österreich endlich Betroffene besser einbinden und die Beteiligungsrechte von Umweltschutzorganisationen umsetzen. Beides ist laut Aarhus-Konvention völkerrechtlich bindend, passiert hierzulande aber kaum."
Seeadler werden am besten geschützt
Betrachtet man das Ergebnis der Gesamtbewertung für die einzelnen Arten, schneidet allein das Management des Seeadlers in den Bundesländern gut ab. Der WWF betonte jedoch, dass auch hier nicht alle relevanten Teilkategorien vollständig umgesetzt wurden.
Mittlerweile weise keines der Bundesländer in der Gesamtbewertung der Arten ein schlechtes Management auf, was eine grundsätzlich positive Veränderung zum vorigen Barometer darstelle, so die Naturschutzorganisation. Dies liegt unter anderem an durchgeführten Bestandserhebungen, verbesserten Präventionsmaßnahmen oder einer vermehrten Informationsbereitstellung.
Kärnten besonders in der Kritik
Einige Bundesländer verbleiben allerdings in der gleichen Bewertungseinstufung, so beispielsweise Kärnten, dessen Management für alle bewerteten Arten wie bereits im vorigen Bericht als mangelhaft eingestuft wurde. Auch das Management im Burgenland zeigt seit der vergangenen Erhebung keine deutlichen Änderungen, die eine verbesserte Einstufung nach sich gezogen hätten und entspricht somit außer beim Seeadler weiterhin nur teilweise den Anforderungen, kritisierte der WWF.
Kärnten hat weder für den Biber, noch für Luchs, Wolf oder Fischotter einen Managementplan. In der Gesamtbewertung zeigen sich im Vergleich zum vorangegangenen Bericht einzelne Verbesserungen - beispielsweise für den Fischotter in vier Bundesländern (Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Wien), beim Biber in zwei (Niederösterreich und Wien) und beim Luchs in einem (Steiermark) der Bundesländer. Verschlechterungen seit der letzten Erhebung sind beim Management des Fischotters in Salzburg zu vermerken.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Der WWF kritisiert die mangelhafte Umsetzung des Artenschutzes in Österreich, wobei 31 von 35 Bewertungen in die Kategorien "mangelhaft" oder "teilweise Umsetzung" fallen
- Besonders kritisiert werden Verordnungen, die die Tötung streng geschützter Arten ermöglichen
- Der WWF fordert ein bundesweit einheitliches Monitoring und Maßnahmenpaket sowie die Einbindung von Betroffenen und Umweltschutzorganisationen
- Trotz einiger Verbesserungen gibt es weiterhin Defizite im Artenschutz-Management, insbesondere in Kärnten