Sieben Standorte weg

Bürgermeister-Protest gegen Kahlschlag von Bankfilialen

Gleich sieben Bankfilialen sollen im Raum Lilienfeld wegfallen. Die Gemeinden kämpfen jetzt um den Erhalt.

Erich Wessely
Bürgermeister-Protest gegen Kahlschlag von Bankfilialen
Bürgermeister im Bezirk Lilienfeld protestieren gegen Schließung von mehreren Bankfilialen.
privat

Im Bezirk Lilienfeld schlossen sich Bürgermeister von SP und VP zusammen, um sich gegen das geplante Aus mehrerer Raiffeisenbank-Filialen zu stemmen.

Die Raiffeisenbank Traisen-Gölsental will nämlich gleich sieben Filialen zusperren, jene in St. St. Veit, Traisen, St. Aegyd, Hohenberg, Kleinzell, Türnitz und St. Georgen am Steinfelde. Einige Filialen sollen schon im Sommer schließen.

"Bodenlose Frechheit"

"Dass diese Entscheidung bereits seit Oktober in den Schubladen liegt und uns nun so plötzlich vor die Füße geworfen wird, ist eine bodenlose Frechheit", so Monika Feichtinger, SP-Ortschefin von Traisen verärgert. Ins selbe Horn stößt der St. Veiter Bürgermeister und Bundesrat Christian Fischer (SP): "Was hier geschieht, ist ein Skandal. Dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ihr Herzblut in die Bank gesteckt haben, im Dunkeln gelassen wurden, ist charakterlos und ein Schlag ins Gesicht jedes Einzelnen."

"Riesenschock für Gemeinde"

Gegenüber "Heute" spricht Kleinzells Bürgermeister Reinhard Hagen (VP) von einem "Riesenschock für die Gemeinde, unsere Filiale soll mit 1. Juli schließen, auch der Bankomat soll wegfallen. Wir haben hier auch das Kurhotel Salzerbad mit Tausenden Gästen, für uns ist die Schließung nicht akzeptabel." Man habe hier 40 Bauernhöfe, die Menschen sollen künftig ins halbe Stunde entfernte Lilienfeld für Bankerledigungen fahren.

Seitens der Bank heißt es, man wolle die Kompetenzzentren modernisieren und die regionale Wirtschaft unterstützen.

"Mehrmonatige Analyse"

Die Raiffeisenbank Traisen-Gölsental habe sich "nach mehrmonatiger Analyse und Diskussion mit Fachleuten in der Vorstands- und Aufsichtsratssitzung vom 27.Februar 2024 dazu entschlossen, ihren Vertrieb neu zu strukturieren", heißt es in einer Pressemitteilung der Raiffeisenbank auf "Heute"-Anfrage. Im Rahmen des Strategieprojekts "Gemeinsam 2027" werde das persönliche Beratungs- und Serviceangebot in den drei Kompetenzzentren ausgebaut. Alle Mitarbeiter seien über die Ergebnisse informiert worden und seien an der Umsetzungsplanung beteiligt.

Die Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Traisen-Gölsental Dir. Mag. Roman Schlosser (links) und Dir. Hermine Dangl, MSc CSE bei der Planung der drei neuen Kompetenzzentren
Die Geschäftsleiter der Raiffeisenbank Traisen-Gölsental Dir. Mag. Roman Schlosser (links) und Dir. Hermine Dangl, MSc CSE bei der Planung der drei neuen Kompetenzzentren
Raiffeisenbank Traisen-Gölsental

"Mit der Strukturänderung reagiert die Raiffeisenbank auf die veränderten Rahmenbedingungen in der Bankenbranche. Dazu zählen u. a. die fundamentale Änderung der Kundenbedürfnisse als auch die stetig steigenden regulatorischen Anforderungen, die insbesondere kleine Bankstellen vor große Herausforderungen stellen," ist Obmann Dominik Bancalari überzeugt. Die Nachfrage nach Bankdienstleistungen am Schalter sei in den letzten fünf Jahren deutlich zurückgegangen. "Entsprechend einer Auswertung unserer Transaktionsstatistik hat sich die Anzahl der Kundengeschäfte am Schalter im Durchschnitt um mehr als 2/3 reduziert. Gleichzeit steigen die Ausbildungserfordernisse für unsere Mitarbeiter:innen, die mehr Spezialisierung notwendig macht", heißt es seitens der Bank

Drei Kompetenzzentren

"Unsere Strategie - Ausbau der Qualitätsführerschaft mit Fokus auf die regionale Stärke - steht dabei im Mittelpunkt", betont Direktor Roman Schlosser. "Mit den strukturellen Anpassungen schaffen wir zukunftsgerichtete Rahmenbedingungen für unsere Kund:innen und unsere Mitarbeiter:innen. Im Rahmen der Umsetzung werden die Beraterteams personell aufgestockt, neue Lehrlinge ausgebildet sowie die drei Kompetenzzentren in Lilienfeld, Wilhelmsburg und Hainfeld umgebaut."

Wie jüngste Umfragen zeigen, werde Onlinebanking im ländlichen Raum bereits genauso intensiv genutzt wie in Städten, die Digitalisierung erobert den ländlichen Raum, nicht zuletzt die Corona-Pandemie habe einen wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung gehabt.

Schließungen ab Sommer

"Die Bankstellen St. Aegyd, Hohenberg, Türnitz und Kleinzell, die nur mehr 1- bis 2-mal pro Woche für 3 Stunden am Vormittag geöffnet sind, werden dementsprechend mit 30.06.2024 geschlossen. Die Bankstellen Traisen, St. Georgen und St. Veit bleiben bis 1.1.2026 erhalten. Die Maßnahmen wurden unter enger Einbindung der Funktionär:innen und Führungskräfte gemäß den Bedürfnissen der Kund:innen erarbeitet. Die Kunden der geschlossenen Bankstellen werden natürlich in den 3 Kompetenzzentren weiter beraten", heißt es in der Stellungnahme weiter.

"Alle Bürgermeister wurden bereits zu einem persönlichen Gespräch eingeladen, um die regionalen Besonderheiten zu besprechen. Wir sind für einen konstruktiven Dialog bereit", betont man seitens der Raiffeisenbank.

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    Auf den Punkt gebracht

    • In Lilienfeld formieren sich Bürgermeister von SP und VP, um gegen die Schließung von sieben Raiffeisenbank-Filialen zu kämpfen, die von der Raiffeisenbank Traisen-Gölsental geplant ist
    • Die Gemeinden sind empört über die Entscheidung, die ohne Konsultation bekanntgegeben wurde, und sehen die Schließung als unakzeptabel an, vor allem für Gemeinden, die auf die Dienstleistungen der Bank angewiesen sind
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