Urteile in Krems

Bub ins Koma gequält – "Mama hat sich nie entschuldigt"

Im schlimmsten Fall von Kindesmisshandlung seit Jahren wird eine 33-Jährige heute wahrscheinlich lebenslang ausfassen, der Freundin drohen 15 Jahre.

Thomas Peterthalner
Bub ins Koma gequält – "Mama hat sich nie entschuldigt"
Die Mutter vor Gericht: Der 33-Jährigen droht heute "lebenslang".
Privat

"Wie kann man seinem eigenen Kind so etwas Schreckliches und Herzloses antun", fragen sich Zuseherinnen und Zuseher bei dem Prozess in Krems gegen eine 33-jährige Waldviertlerin. Die Mutter soll ihren 13-jährigen Sohn zuhause in Waidhofen an der Thaya (NÖ) fast zu Tode gefoltert haben. Eine Freundin (40) soll die Frau dabei unterstützt, ihr krude Folter-Ideen geliefert haben – wir berichteten. Immer wieder wurde der Bub geschlagen, mit Klebeband gefesselt und stundenlang in eine Hundebox gesperrt. Die Mutter ließ ihn angeblich frieren, gab ihm nichts zu essen. Sie legte sich einen zweiten Hund zu, vor dem sich der Bub fürchten sollte. 

In diese Hundebox sperrte die Mutter ihren Sohn ein.
In diese Hundebox sperrte die Mutter ihren Sohn ein.
CHRISTOPHER ECKL / APA / picturedesk.com

Mutter zu Folter ermutigt

Die 40-jährige "Einflüstererin" gilt laut Gutachten als sadistisch soll die Mutter dazu ermutigt haben, ihren Sohn zu quälen. Den Buben zur "Strafe" in eine Hundebox zu sperren soll ebenso auf ihrem Mist gewachsen sein, wie Paul (Name geändert) in der Früh immer wieder mit kaltem Wasser zu überschütten und ihm kaum Essen mehr zu geben. 

Lebenslang und 15 Jahre

Heute soll ein Urteil gegen beiden Waldviertlerinnen fallen – der Mutter droht lebenslang. Die falsche Freundin (40) muss heute mit bis zu 15 Jahren Haft rechnen. Beiden Frauen droht die Einweisung in eine psychiatrische Klinik. Laut Opferanwalt habe sich die Mutter bis heute nicht bei ihrem Sohn entschuldigt und ihn auch nie im Krankenhaus besucht, als er tagelang im Koma lag. Da war sie beschäftigt, ihr Handy verschwinden zu lassen. Die belastenden Chats mit erschütternden Foltervideos konnten von Ermittlungs-Profis aber wieder hergestellt werden. 

"Einflüstererin" war unheimlich

Nur dem Einsatz einer beherzten Sozialarbeiterin ist es zu verdanken, dass ein 13-Jähriger die Misshandlungen seiner eigenen Mutter im Waldviertel überlebte. Sie gab an, die Freundin der Mutter habe sie verständigt, als sich der 13-Jährige fast gestorben wäre. Sie sei  ihr "unheimlich" gewesen und habe die Mutter unter Kontrolle gehabt. Nur wenige Tage zuvor war noch ein Mitarbeiter des Jugendamts in der Wohnung der 33-Jährigen. Dort sei es eiskalt gewesen, der Bub habe blaue Flecken gehabt. Trotzdem wurde der Mutter das Kind nicht abgenommen. Das Behördenversagen wird vom Land Niederösterreich in einem gesonderten Verfahren untersucht.

Vater von Sohn ferngehhalten

Der 13-Jährige lebt heute bei seinem Vater im Waldviertel, der angeblich von seiner Ex mit Tricks und einer Anzeige von Besuchen bei seinem Sohn abgehalten wurden. Der Vater schlug angeblich auch Alarm bei den Behörden, passiert ist nichts. Der Bub hat sich zumindest von den körperlichen Qualen weitgehend erholt. Psychisch aber werden ihn die Grausamkeiten wohl ein Leben lang verfolgen…

Der Hundebox-Prozess in Fotos:

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    In der Mitte musste sich die angeklagte Mutter hinsetzen – Fotos der Angeklagten wurden vom Gericht untersagt.
    In der Mitte musste sich die angeklagte Mutter hinsetzen – Fotos der Angeklagten wurden vom Gericht untersagt.
    Sabine Hertel

    Auf den Punkt gebracht

    • Eine 33-jährige Frau wird voraussichtlich lebenslang ins Gefängnis gehen, während ihrer Freundin bis zu 15 Jahre Haft drohen, nachdem sie ihren 13-jährigen Sohn zuhause in Waidhofen an der Thaya (NÖ) fast zu Tode gefoltert haben
    • Trotz des Behördenversagens lebt der Bub heute bei seinem Vater, hat sich jedoch von den körperlichen Qualen weitgehend erholt, wird aber wahrscheinlich ein Leben lang psychisch leiden
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