Heftige Kritik an Behörden
Bub in Hundebox gesperrt – nun spricht erstmals Vater
Ein Waldviertler wusste nichts von schrecklichen Leiden seines Sohnes (12), wurde erst viel zu spät informiert. Nun bricht er erstmals sein Schweigen.
Eine 33-Jährige sperrte ihren Sohn in Waidhofen an der Thaya (NÖ) in eine Hundebox, gab ihm fast nichts zu essen. Der Bub musste zusammengekauert in dem Plastikzwinger liegen und bei offenem Fenster frieren. Er verlor in wenigen Monaten 30 Kilo Gewicht, sein Zustand war lebensbedrohlich, wir berichteten.
Land soll für Fehler zahlen
Zwar gingen zwei Gefährungsmeldungen von Schule und Spital beim Land NÖ ein, doch gemacht wurde nicht viel. Die Mutter isolierte den Sohn, der Vater erfuhr viel zu spät vom Martyrium seines Sohnes. "Ich habe nicht gewusst, dass es so bedrohlich ist", berichtet der Vater nun im Interview mit ORF "NÖ Heute". Das Leiden des Buben hätte schon früher beendet werden können, ist sich sein Anwalt Timo Ruisinger sicher. Er brachte nun beim Land Niederösterreich außergerichtlich eine Forderung über 150.000 Euro Schmerzensgeld ein. "Weiters wird die Haftung des Landes für sämtliche Schäden, Spät und Dauerfolgen" beantragt, heißt es in dem Schreiben, das "Heute" vorliegt.
Sozialarbeiter erkannten Gefahr nicht
Die Mitarbeiter der BH Waidhofen an der Thaya hätten trotz mehrmaliger Gefährdungsmeldung aus unterschiedlichen Quellen kaum etwas unternommen, um dem Buben zu helfen. Die Behörde habe die Warnungen nicht ernst genommen, kritisiert der Vater. Denn trotz des lebensbedrohlichen Zustands des 12-Jährigen sah der Sozialarbeiter keine Gefahr in Verzug. "Wenn er das nicht beurteilen kann, soll er einen Arzt mitnehmen. Wann soll man sonst Gefahr in Verzug durchsetzen, wenn nicht da?", fragt sich der Vater.
Untersuchung als Farce
Der schlechte Zustand des Buben hätte laut Gerichtsgutachter auch einem Laien auffallen müssen. Vier Tage später nach dem Besuch der Landesbediensteten wäre der 12-Jährige fast gestorben. Das Land wollte mögliche Missstände mit einer Untersuchungskommission aufklären, das wurde aber zur Farce. Die Aufklärung von möglichen Behördenfehlern scheiterte am "Datenschutz" – nicht nur für den Vater unverständlich.
"Hätte jeden von Schweigepflicht entbunden"
"Es ist nie wer an mich herangetreten, ich hätte jeden von der Schweigepflicht entbinden können für die Kommission. Ich hätte das sofort gemacht." Laut Recherchen von ORF "NÖ Heute" soll man sich beim Land nun möglicher Fehler bewusst sein. Der Fall werde noch einmal geprüft, für die zuständige Sozial-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig sei das "von höchstem Interesse".
"Gefühl, es interessiert eh keinen"
Bis heute hat aber kein Landesbediensteter Kontakt mit dem betroffenen Vater aufgenommen. "Ich habe immer das Gefühl, es interessiert eh keinen. Man schaut, dass man so gut als möglich aus der Sache wieder herauskommt." Sein Sohn habe sich mittlerweile etwas von dem schrecklichen Martyrium erholt. "Er muss damit lernen zu leben – und wir sind auf einem guten Weg. Man sieht von Monat zu Monat, dass es besser wird und er wieder ein bisschen Selbstvertrauen bekommt."
Auf den Punkt gebracht
- Ein 12-jähriger Junge wurde von seiner Mutter in eine Hundebox gesperrt und fast zu Tode gequält
- Obwohl Warnungen von Schule und Krankenhaus eingegangen waren, griffen die Behörden nicht ein, was beinahe zu seinem Tod geführt hätte
- Die Behörden versuchen den Fall nun wieder aufzuarbeiten, doch der Vater des Jungen kritisiert, dass niemand von den Behörden Kontakt mit ihm aufgenommen hat