Welt
Bub (5) weiß noch nicht, dass ganze Familie tot ist
Ein kleiner Bub überlebte als einziger die Seilbahn-Katastrophe. Er musste ins Koma versetzt werden, ehe er erfuhr, dass auch seine Eltern tot sind.
Die Seilbahn-Katastrophe am Lago Maggiore in Italien schockt weit über die Grenzen des Landes hinaus. Offenbar durch die bloße Fahrlässigkeit der Seilbahn-Betreiber – festgenommene Mitarbeiter gestanden, das Notbremssystem manipuliert zu haben – haben 14 Menschen ihre Leben verloren. Nur der kleine Eitan (5) hat durch die Fürsorge seiner Eltern wie durch ein Wunder überlebt. Jetzt ist er ganz alleine – Papa Amit (30), Mama Tal (26), die Urgroßeltern mütterlicherseits und auch sein kleiner Bruder Tom (2) starben bei dem Absturz.
Besonders tragisch: Der Bub wusste davon gar nichts. Womöglich kann er sich gar nicht mehr an die schrecklichen Sekunden erinnern.
Als Eitan schwer verletzt in das Kinderkrankenhaus Regina Margherita in Turin gebracht wurde, wehrte er sich noch mit Händen und Füßen gegen die fremden Menschen, die ihn plötzlich behandeln wollten. Kurz darauf wurde er wegen seines Schädel-Hirn-Traumas und den Knochenbrüchen in künstliches Koma versetzt.
"Der Bub hat die Nacht unverändert, ruhig und stabil verbracht. Unser Team hat entschieden ihn aufzuwecken", erklärte Krankenhaus-Chef Giovanni La Valle am Dienstag vor versammelten Medien. Im Laufe des Tages wurde Eitan langsam wach, zeigte positive Reaktionen. Trotzdem bleibt sein Zustand weiter kritisch.
"Es braucht Zeit, eine lange Zeit", so Chef-Anästhesist Giorgio Ivani laut "La Stampa". "Er ist immer noch intubiert, die ruhigstellenden Medikamenten können langsam zurückgeschraubt werden."
„Tante muss Eitan sagen, was passiert ist“
In diesen schweren Stunden weichen ihm seine Tante Aya und ihre Eltern nicht von der Seite. Die 41-Jährige ist die Schwester seines verstorbenen Vaters Amit. Gemeinsam mit Oma und Opa wacht sie über ihn. Ihnen kommt die schwerste aller Aufgaben zu: Wenn Eitan aufwacht, müssen sie ihm erklären, warum seine Mama und sein Papa nicht mehr da sind, ihm sagen, was passiert ist.
"Es ist wichtig, dass das Kind beim Erwachen auf Gesichter trifft, die für es von Bedeutung sind", sagte Spitalspsychologin Marina Bertolotti gegenüber Medien. Die Leichname seiner Familie werden in den kommenden Tagen nach Israel überstellt. Die Behörden der Region wollen die Kosten für den Transport übernehmen, damit die Bestattungen der Toten in ihrer Heimat stattfinden können.