Tierische Attrappe

Brutpaar aus 3D-Drucker soll zum Nisten animieren

Durch ein Waldrapp-Pärchen aus dem 3D-Drucker wurden tatsächlich auch echte Vögel zum Nisten am Bodensee verleitet – ein Meilenstein!

Heute Tierisch
Brutpaar aus 3D-Drucker soll zum Nisten animieren
Ja, wer seid ihr denn? Waldrappe aus dem 3D-Drucker
©Dennis Pfleghaar

Wer glaubt, Artenschutz sei aufwändig, hat noch nichts über den etwas seltsam aussehenden "Waldrapp" gelesen und die Sisyphus-Arbeit hinter ihrer Wiederansiedlung, nachdem sie bereits im 17. Jahrhundert in Europa ausgerottet wurden. Ein Meilenstein ist allerdings kürzlich gelungen, nachdem ein Kunststoff-Brutpaar aus dem 3D-Drucker die Nistmöglichkeit am Bodensee so richtig gut "beworben" hat. Zum ersten Mal haben auch die echten Vögel die Chance zur Familienvergrößerung in freier Umgebung genutzt.

Letzter Step!

"Bisher haben die Ibisvögel in einer nahegelegenen künstlichen Brutwand genistet. Dies war ein notwendiger Zwischenschritt, um den ursprünglich aus Tiergärten stammenden Vögeln zu zeigen, dass sie in der Region brüten können. Ziel war es aber immer, dass die Waldrappe an ihre natürlichen Brutplätze zurückkehren. Damit ist der letzte wichtige Meilenstein geglückt", freut sich Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck.

Die Attrappen stammen aus dem Naturhistorischen Musem Wien (NHM).

"Für die Anfertigung der Attrappen haben wir den 3D-Scan eines Waldrapps erhalten. Anhand dessen wurden die Modelle mithilfe unseres 3D-Druckers Schicht für Schicht aufgebaut", erklärt Katrin Vohland, Generaldirektorin des NHM Wien.

EU-LIFE-PROJEKT

Die Waldrappe am Bodensee wurden im Rahmen eines ersten EU-LIFE-Projekts wieder angesiedelt. Der Tiergarten Schönbrunn leitet seit 2022 ein zweites LIFE-Projekt, das den erfolgreichen Schutz und die Wiederansiedlung dieser seltenen Vögel fortsetzt.

Der Waldrapp gehört zur Familie der Ibis und wird etwa so groß wie eine Gans.
Der Waldrapp gehört zur Familie der Ibis und wird etwa so groß wie eine Gans.
©Dennis Pfleghaar

Ende Februar wurden die Attrappen vom Förderverein Waldrappteam gemeinsam mit der Bergwacht Donau-Heuberg in über zwanzig Metern Höhe in der Felsnische angebracht. Sie haben schlussendlich dazu beigetragen, dass aktuell fünf Brutpaare rund ein Dutzend Jungtiere in der Nische aufziehen.

Wir erwarten, dass die jungen Waldrappe die Felsnische Mitte August verlassen und die lange Reise in ihr Überwinterungsgebiet in die Toskana antreten
Anne-Gabriela Schmalstieg
Förderverein Waldrappteam

Das Flugtraining mit den Ultraleichtflugzeugen ist wahrlich unfassbar:

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    Der Countdown läuft, denn in zwei Wochen sollen 35 Waldrappe in den Süden ziehen.
    Der Countdown läuft, denn in zwei Wochen sollen 35 Waldrappe in den Süden ziehen.
    ©Tiergarten Schönbrunn

    "So lernen sie die Zugroute und tragen hoffentlich später mit eigenem Nachwuchs dazu bei, dass die wildlebende Kolonie am Bodensee wächst", erklärt Schmalstieg weiter. Um in Europa eine stabile Waldrapp-Population aufzubauen, werden auch heuer Jungvögel, die in Zoos geschlüpft sind, ausgewildert.

    Zurzeit werden 36 junge Waldrappe von ihren menschlichen Ziehmüttern an ein Ultraleichtflugzeug gewöhnt, mit dem den Vögeln der Weg in ein Überwinterungsgebiet in Andalusien gezeigt werden wird.

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein 3D-gedrucktes Waldrapp-Paar hat echte Vögel dazu verleitet, am Bodensee zu nisten, was als Meilenstein für den Artenschutz gilt
    • Nachdem die Vögel zunächst in künstlichen Brutwänden genistet haben, konnten sie nun ermutigt werden, ihre natürlichen Brutplätze zu nutzen
    • Dies ist Teil eines EU-LIFE-Projekts zur Wiederansiedlung der seltenen Waldrappe, das vom Tiergarten Schönbrunn geleitet wird
    red
    Akt.