Eine Frage der Physik

Bringt das Pusten auf heißes Essen wirklich etwas?

Wir pusten quasi unbewusst und automatisch auf heißes Essen. Aber bringt das wirklich etwas oder ist es nur eine psychologische Angewohnheit?

Heute Life
Bringt das Pusten auf heißes Essen wirklich etwas?
Das Geheimnis hinter dem Kühlen durch Pusten ist Konvektion – der Wärmetransport durch die Bewegung von Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen.
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Die meisten von uns tun es automatisch und unbewusst: Auf heißes Essen pusten, damit man sich nicht den Mund verbrennt. Aber hilft das wirklich oder ist es nur psychologisch bedingt, weil wir "wissen", dass das Essen "ganz sicher" kühler ist, nachdem wir darauf gepustet haben?

Dürftige Datenlage

Tatsächlich ist die Datenlage punkto "Pusten auf heißes Essen" dürftig. Es ist allerdings nicht so, dass niemand diese Frage untersucht hätte. Die YouTuber Nate Bonham und Calli Gade haben im Jahr 2021 auf dem YouTube-Kanal TKOR einige Experimente durchgeführt, um die Behauptung zu überprüfen.

Dabei verkabelten die beiden verschiedene Lebensmittel mit Thermometern und verglichen die Temperaturen. "Die Ergebnisse waren ziemlich genau so, wie man es erwarten würde. Nach zwei Minuten hatte ein Teller mit Instant-Kartoffelpüree, auf den geblasen worden war, eine um 8,33 bis 10 Grad Celsius niedrigere Oberflächentemperatur als das Pendant ohne Blasbehandlung. Dieser Unterschied wurde deutlich größer, bei einer kleineren Menge – etwa einen einzigen Bissen – Kartoffeln." Ähnliche Ergebnisse wurden für kleine, mundgerechte Pizzataschen und große Pizzataschen erzielt, wobei die kleineren Pizzataschen mehr Wärme durch das Pusten verloren.

Es sieht also so aus, als würde das Pusten auf das Essen tatsächlich zur Abkühlung beitragen, zumindest was die Oberflächentemperatur betrifft. Bleibt die Frage: warum?

Die Physik dahinter

Das Geheimnis dahinter ist Konvektion – der Wärmetransport durch die Bewegung von Teilchen in Flüssigkeiten und Gasen. Die findet statt, wenn eine heißere Flüssigkeit (in diesem Fall auch Gase) von einer kühleren Flüssigkeit aus dem Weg geschoben wird. Mit anderen Worten: "Wenn Sie auf Lebensmittel pusten, bewegen Sie Ihren relativ kühleren Atem dorthin, wo sich die erhitzte Luft befand", erklärte die Chemikerin und Wissenschaftsautorin Anne Marie Helmenstine 2019 in einem Artikel für ThoughtCo. "Dadurch erhöht sich der Energieunterschied zwischen den Lebensmitteln und ihrer Umgebung, und die Lebensmittel kühlen schneller ab, als sie es sonst tun würden."

Klassiker: Die heiße Suppe

Auch die Oberfläche spielt eine Rolle dabei, wie gut Wärme übertragen wird – im Gegensatz zu Festkörpern kann das Pusten auf Flüssigkeiten die Oberfläche tatsächlich vergrößern, da es Wellen erzeugt. Das bedeutet, dass der Kühleffekt etwas größer ist. "Wenn man auf ein heißes Getränk oder ein Lebensmittel mit viel Feuchtigkeit pustet, ist der größte Teil der Kühlwirkung auf die Verdunstungskälte zurückzuführen", schreibt Helmenstine. "Die Verdunstungskühlung ist so stark, dass sie sogar die Oberflächentemperatur unter die Raumtemperatur absenken kann." Technisch gesehen handelt es sich dabei nicht um ein Beispiel für Leitung, Konvektion oder Strahlung, sondern um eine Energieübertragung aufgrund einer Phasenänderung. "Wassermoleküle in heißen Speisen und Getränken haben genug Energie, um in die Luft zu entweichen und sich von flüssigem Wasser in gasförmiges Wasser (Wasserdampf) zu verwandeln", erklärt Helmenstine. "Dieser Phasenwechsel absorbiert Energie und senkt so die Energie des verbleibenden Lebensmittels und kühlt es ab."

Flüssigkeit kühlt am besten durch Pusten

Das Anblasen der Suppe oder des Tees dient also nicht in erster Linie dazu, die Luft in der Nähe des Lebensmittels zu kühlen, sondern den Wasserdampf darüber zu entfernen. Dadurch wird der Dampfdruck gesenkt, sodass weiteres Wasser aus dem Essen verdampfen kann.
Was ist also die Schlussfolgerung? Ja, wenn man auf sein heißes Essen pustet, wird es kühler – vor allem, wenn es sich um eine Flüssigkeit handelt.

Auf den Punkt gebracht

  • Das Pusten auf heißes Essen hilft tatsächlich, es abzukühlen, insbesondere bei Flüssigkeiten, da es die Oberflächentemperatur durch Konvektion und Verdunstungskälte senkt
  • Experimente zeigen, dass das Pusten die Temperatur von Lebensmitteln um mehrere Grad Celsius reduzieren kann, indem es den Energieunterschied zwischen dem Essen und seiner Umgebung erhöht und den Wasserdampf darüber entfernt
red
Akt.
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