Einheit Nr. 29155

Bomben, Gift: Putins Elite-Trupp hat Europa im Visier

Sie ist die brutalste Gruppe des russischen Militärgeheimdiensts: Einheit Nr. 29155. Heute leitet sie ein gebürtiger Deutscher.

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Bomben, Gift: Putins Elite-Trupp hat Europa im Visier
Der russische Präsident Wladimir Putin ist auch den Umgang mit Waffen geübt, wie dieses Bild aus dem Jahr 2006 beweist.
REUTERS

Die Einheit Nr. 29155 gilt als berüchtigt. Zumindest im Westen, wo die Nachrichtendienste noch 2019 davon ausgingen, dass die Existenz dieser Einheit selbst anderen Agenten des russischen Militärgeheimdienstes GRU wahrscheinlich nicht bekannt ist.

Ihre Star-Agenten sind Männer fürs Grobe, sprich Gift: Ihre mit Nowitschok verschmierte Türklinke versetzte die englische Stadt Salisbury in der Grafschaft Wiltshire in den absoluten Ausnahmezustand.

"Nicht typisch für Nachrichtendienste"

Der Anschlag auf den ehemaligen Doppelagenten Sergei Skripal forderte 2018 ein ungeplantes Todesopfer, kostete die britischen Steuerzahlenden ein Vermögen und vertiefte die Gräben zwischen Russland und dem Westen.

"Die Militäreinheit 29155 ist an 'physischen Operationen' beteiligt, die nicht typisch für Nachrichtendienste sind", schreibt das private russische Sicherheitsunternehmen Molfar mit Blick auf Angriffe auf Militärlager in der Tschechischen Republik oder den Vergiftungsversuch an einem bulgarischen Geschäftsmann.

"Extreme Überraschung" für den Westen

Einheit 29155 operiert seit mindestens 2009. Im Westen wurde man spätestens 2019 auf sie aufmerksam: "Es war eine Überraschung, dass die Russen, der GRU, diese Einheit, sich frei fühlten, diese extrem bösartigen Aktivitäten in befreundeten Ländern durchzuführen. Das war ein Schock", sagte ein europäischer Sicherheitsbeauftragter der "New York Times" damals.

Geheimdienstmitarbeiter aus vier westlichen Ländern sagten der Zeitung außerdem: "Es ist unklar, wie oft die Einheit mobilisiert wird." Es sei "unmöglich zu wissen, wann und wo ihre Agenten zuschlagen werden".

Heute, fünf Jahre später, gilt das erst recht: Der GRU hat seine Aktivitäten in Europa seit Moskaus Krieg gegen die Ukraine markant erhöht, gleichzeitig fliegen auch immer mehr seiner Aktivitäten auf.

Trainingsbasis in Chamonix?

Einheit Nr. 29155 gilt als wichtiger Teil in Wladimir Putins hybridem Krieg gegen den Westen. Im Gegensatz zu den GRU-Hackergruppen, die wie die Cybereinheiten Nr. 26165 und 74455 mehrheitlich aus Moskau operieren, reisen ihre Agenten – britischen Geheimdienstanalysten zufolge besteht sie aus etwa 20 – verdeckt in ganz Europa umher.

In Frankreich soll die Militäreinheit 29155 gemäß "Le Monde" in der Region um Chamonix eine eigene Trainingsbasis unterhalten haben. Aber es war oder ist vor allem die Schweiz beziehungsweise Genf, die wichtiger Standort für die russische Einheit war (siehe dazu mehr hier).

Die Wagner-Geschäfte in Afrika

Viele hochdekorierte Veteranen der blutigsten Kriege Russlands gehören zu dieser Einheit. Das trifft auch auf Generalmajor Andrei Awerjanow (56) zu.

Der Veteran aus Afghanistan und Tschetschenien war auch in Moldawien und auf der Krim aktiv und leitete die Einheit bis 2022. Heute gilt er als Nachfolger des verstorbenen Wagner-Chefs Jewgeni Prigoschin, der die russische Söldnertruppe in Afrika führen soll.

Gebürtiger Deutscher führt 29155

"Awerjanow kann einige Elemente für die Regimesicherheit übernehmen, und zwar nicht nur Leibwächterdienste, sondern auch in seinem Spezialgebiet: Repression und gezielte Tötung", so Iwan Klyszcz vom Internationalen Zentrum für Verteidigung und Sicherheit in Estland.

Awerjanows Nachfolger ist Oleg Kuschnir. Er wurde 1985 in Dresden, Deutschland, geboren und studierte "wahrscheinlich an der Moskauer Höheren Schule für kombinierte Waffen (MVVKU) und an der Akademie für kombinierte Waffen der russischen Streitkräfte (OAVS)", wie Molfar schreibt. Viel mehr ist über den 39-Jährigen nicht bekannt. Er dürfte ähnliche Qualifikationen haben wie sein Vorgänger Awerjanow.

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