Oberösterreich

Böser Verdacht gegen Nivea, Evian und die OMV

Für viele Konsumenten sind sie ein Kaufanreiz: klimaneutrale Produkte. Ein Test deckt jetzt auf, dass es Firmen offenbar nicht so genau damit nehmen.

Tobias Prietzel
Die Arbeiterkammer warnt: Konsumenten dürfen sich von Ausdrücken wie "klimaneutral" nicht täuschen lassen.
Die Arbeiterkammer warnt: Konsumenten dürfen sich von Ausdrücken wie "klimaneutral" nicht täuschen lassen.
Getty Images/iStockphoto

Immer mehr Waren werden als CO2- oder klimaneutral beworben. Aber kann man damit wirklich einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten? Die Arbeiterkammer Oberösterreich hat nach Antworten auf diese Frage gesucht.

Werbeversprechen sind für Kunden schwer nachzuprüfen. Die Konsumentenschützer haben daher exemplarisch zwölf Produkte und Dienstleistungen unter die Lupe genommen.

Das Ergebnis: Nicht alles, wo "klimaneutral" draufsteht, ist es tatsächlich auch, so die AK.

Sie hat etwa das Duschgel von Nivea, das Mineralwasser von Evian, das Pesto von Ppura und Treibstoff der OMV untersucht. Bei allen vier "konnte nicht im Detail nachvollzogen werden, wie und in welchem Umfang CO2 eingespart oder kompensiert wurde", erklären die Tester.

Die Einsparung des Produktes selbst wäre in diesen Fällen wohl die effizienteste Vermeidung von Kohlendioxid, betonen die Experten. "Dennoch dürfen sie aktuell noch, auch ohne nachvollziehbare Methode, als 'klimaneutral' beworben werden – eindeutiges Greenwashing."

Klimaneutral ist nicht gleich emissionsfrei
Die Arbeiterkammer weist darauf hin, dass klimaneutral nicht mit emissionsfrei gleichzusetzen ist.
Das Prinzip der Klimaneutralität funktioniert so: Ein Hersteller lässt den CO2-Ausstoß, der durch die Erzeugung und den Transport eines Produktes entsteht, von einem Zertifizierungsunternehmen berechnen.
Diese Menge an Emissionen gleicht der Hersteller dann aus, indem er in Klimaschutzprojekte investiert.

Drei Testsieger

Logitech, Wasa und die Modemarke Two Thirds hingegen haben in der Analyse überzeugt: "Alle drei machen sehr gut transparent, wie CO2 in der Produktion bereits eingespart wurde." Zudem werde gezeigt, wie nicht vermeidbare Emissionen durch die Unterstützung von Klimaschutzprojekten kompensiert werden sollen.

Aus Sicht ist eine Kompensation grundsätzlich nur dann sinnvoll, wenn Unternehmen den größten Teil ihrer direkten und energiebedingten Emissionen zunächst vermeiden, reduzieren oder direkt ersetzen.

Europäisches Regelwerk

Die EU ist gerade dabei, ein genaues Regelwerk für das Thema zu erarbeiten: Ende März wurde auf europäischer Ebene ein erster Entwurf der "Green Claims"-Verordnung vorgelegt.

Firmen sollen sich demnach künftig mit ihren Behauptungen auf allgemein anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse stützen. Zudem müssen genaue Informationen angeführt und einschlägige internationale Normen berücksichtigt werden.

Wachsender Greenwashing-Markt

Auch Foodwatch warnt vor einem wachsenden Greenwashing-Markt. Recherchen hätten aber ergeben, dass viele der angebotenen CO2-Kompensationen nicht das halten, was sie versprechen, so der Verein.

"Hinter dem Klimaneutral-Label steckt ein Riesenbusiness, von dem viele profitieren", kritisiert Foodwatch-Chefin Lisa Kernegger. "Nur der Klimaschutz bleibt oft auf der Strecke."

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