"Heute" sprach mit Zeugen

Bluttat in Gösting: "Er war eine tickende Zeitbombe"

Der kleine Ort im Weinviertel steht nach einem fürchterlichen Amoklauf noch immer unter Schock. Mittlerweile wurden neue Hintergründe bekannt.

Bluttat in Gösting: "Er war eine tickende Zeitbombe"
Ersthelfer Martin K. kannte Opfer und den Tatverdächtigen; hier soll sich Oleg M. verschanzt haben – ein Fenster wurde bei der Detonation zerstört.
DOKU-NÖ, Thomas Lenger

Mit High-Tech-Robotern versuchte die Polizei am Sonntag in Gösting (NÖ) zu dem schwer beschädigten Weinstollen vorzudringen, in dem die Leiche von Oleg M. lag. Der 59-Jährige soll zuvor einer Frau (65) die Kehle aufgeschlitzt und anschließend zwei einschreitende Cobra-Beamte mit einem Sprengsatz verletzt haben (davon einen schwer), bevor er sich selbst in die Luft jagte (siehe Infobox unten).

Zugemülltes Quartier

"Sie ist ihm im Weingarten nachgerannt und hat ihn zur Sau gemacht", schildert Martin K., warum es zur Tragödie kam. Grund für den Streit: Oleg M. arbeitete für einen Bauern, der Slowake hatte aber sein Quartier, das ihm der Weinbauer zur Verfügung stellte, völlig zugemüllt. Der Raum soll bis zur Decke mit Unrat gefüllt gewesen sein.

Die Freundin des Landwirtes ging den "Messie" dafür regelmäßig wüst an – bis der am Freitagnachmittag ein Messer zückte.

So lief der Einsatz
Freitag, 16.30 Uhr Ein Notruf geht bei der Polizei ein, eine Frauenleiche wird infolge in einem Weingarten aufgefunden.
20 Uhr Der Tatverdächtige kann in Keller- bzw. Erdstollen in Gösting lokalisiert werden, umliegende Häuser werden evakuiert.
Samstag, 4 Uhr Die Cobra will mit Oleg M. Kontakt aufnehmen, um kurz vor 6 Uhr erfolgt ein Zugriffsversuch, zwei Beamte werden durch einen Sprengsatz verletzt, noch am Vormittag lokalisieren eine Drohne und ein Roboter die Leiche von Oleg M. Gegen Mitternacht konnten nach Evakuierungen die letzten Bewohner wieder zurück in ihre Häuser.
Sonntag: Die Leiche sollte am Nachmittag mit Roboter geborgen werden.

Der mutmaßliche Killer hatte laut Bekannten auch immer "einen Pumperer" (Pistole) eingesteckt und Sprengstoff gehortet: "In Deutschland wurde er schon wegen Bombenbauen verhaftet." Nach einem Aufenthalt in einer Psychiatrie soll er in Österreich als U-Boot gelebt haben, laut Exekutive war der Verdächtige hier nie gemeldet: "Er war eine tickende Zeitbombe", so Martin K., der als Ersthelfer vor Ort war.

Vor zwei Jahren hatte ihm Oleg M. einen USB-Stick mit Anleitungen zum Bombenbau gegeben. Er solle ihm das alles auf Papier ausdrucken. Er weigerte sich damals.

Bluttat in Gösting: Hier verschanzte sich der Tatverdächtige

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    Bluttat in Gösting: Hier verschanzte sich der Tatverdächtige
    Bluttat in Gösting: Hier verschanzte sich der Tatverdächtige
    DOKU-NÖ

    In der letzten Zeit soll sich die Situation dann verschärft haben. Laut Martin K. hätte der 59-jährige Slowake ihn nach der Adresse seines späteren Opfers gefragt – möglicherweise, um ihm etwas anzutun. Denn die Frau stellte den "Messie" immer öfter zur Rede, bevor es schließlich zur Tragödie zwischen den Reben kam.

    "Ich hab' den Weinbauern immer gewarnt, er soll den weggeben, der ist gefährlich", so Martin K. Doch der Mann wollte weder auf ihn noch auf seine Freundin hören.

    Der Weinbauer soll die Auseinandersetzung im Weingarten hautnah miterlebt haben, konnte sich aber in Sicherheit bringen.

    Dennoch gibt es in dem kleinen Ort bei Zistersdorf auch einige Bewohner, die Oleg M. die Tat nicht zugetraut hätten: "Ich kann nichts Schlechtes über ihn sagen", meint ein weiterer Nachbar.

    Betroffen: Göstings Feuerwehrkommandant Franz Kollmann sagte die geplante Fahrzeugsegnung am Samstag ab.
    Betroffen: Göstings Feuerwehrkommandant Franz Kollmann sagte die geplante Fahrzeugsegnung am Samstag ab.
    "Heute"/Wessely

    Und ein Bewohner sagt gegenüber "Heute": "Er hat eigentlich immer mitangepackt. Auch beim Aufbau für das Fest und die geplante Feuerwehrfahrzeugsegnung hat er mitgeholfen." Etwas langsam sei er gewesen und "mit den Füßen nicht mehr so gut beinand".

    Suizidgedanken? Es gibt Hilfe.
    Wenn du unter Suizidgedanken, Depressionen oder anderen Ausnahmesituationen leidest, bietet die Telefonseelsorge unter der Nummer 142 von 0-24 Uhr kostenlos und anonym schnelle Unterstützung.
    Weitere Ansprechstellen für Betroffene:
    Kriseninterventionszentrum Wien: 01/40 69 595
    Rat auf Draht: 147
    Weisser Ring - Verbrechensopferhilfe: 0800 / 112 112

    Bilder: Frau in Weingarten bei Zistersdorf getötet

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      Eine 65-jährige Frau ist in Zistersdorf im Ortsteil Gösting getötet worden. Der Täter ist auf der Flucht, konnte aber ausgeforscht werden.
      Eine 65-jährige Frau ist in Zistersdorf im Ortsteil Gösting getötet worden. Der Täter ist auf der Flucht, konnte aber ausgeforscht werden.
      Heute / Wessely

      Auf den Punkt gebracht

      • In Gösting, Niederösterreich, ereignete sich ein schockierender Amoklauf, bei dem der 59-jährige Oleg M
      • eine Frau tötete, zwei Polizisten verletzte und sich anschließend selbst in die Luft sprengte
      • Der als "tickende Zeitbombe" beschriebene Mann lebte in einem zugemüllten Quartier und hatte eine Vorgeschichte mit Waffen und Sprengstoff, was letztlich zu der Tragödie führte
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      Akt.