Nicht mehr 120/80

Bluthochdruck neu definiert – was nun als "erhöht" gilt

Zudem wird die neue Kategorie "erhöhter Blutdruck" eingeführt und auch jener Wert, ab dem eine medikamentöse Therapie nötig wird, wird neu festgelegt.

Heute Life
Bluthochdruck neu definiert – was nun als "erhöht" gilt
Neue Regeln sollen das Leben von Millionen Europäern mit Bluthochdruck verändern.
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Bluthochdruck ist einer der bedeutendsten Faktoren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt und Schlaganfall. Bislang galt ein Wert unter 120/80 als optimal. Als normal wurden 120/80, 120/84 und 129/80 oder 129/84 bezeichnet. 130 bis 139 zu 85 bis 89 galten als "hochnormal". Ab 140/90 galt man als hyperton – also an Bluthochdruck leidend.

Neue Grenzwerte und Kategorie: "Erhöhter Blutdruck"

Diese Kategorisierung wird nun aktualisiert. Das gab die Europäische Gesellschaft für Kardiologie (ESC) mit ihren neuen Leitlinien beim ESC-Jahreskongress in London bekannt. Im Zuge dessen wird eine neue Kategorie eingeführt – "erhöhter Blutdruck". "Das ist definiert als ein Blutdruck von 120 bis 139/70 bis 89. Diese neue Kategorie wurde geschaffen, um zum früheren Überlegen einer intensiveren Blutdruckbehandlung bei Menschen mit einem erhöhten Herz-Kreislauf-Risiko zu führen", hieß es in einer Aussendung der größten medizinischen Fachgesellschaft Europas.

Mit der neuen Kategorie des "erhöhten Blutdrucks" gibt es in den europäischen Hypertonie-Leitlinien nun einen breiteren Bereich unterhalb der gleich bleibenden eigentlichen Bluthochdruck-Definition (mehr als 140/90), in dem bereits eine Behandlung überlegt kann bzw. überlegt werden sollte. Dies soll vermehrt zu früherem Behandlungsstart führen und auf lange Sicht schwere Folgeerkrankungen verhindern.

Durch den Blutdruck wird das Blut im Körper durch die Adern befördert. Er steigt, wenn sich der Herzmuskel zum Pumpen zusammenzieht. Zur Bestimmung des Blutdrucks werden zwei Werte ermittelt, der systolische und der diastolische Blutdruck:
Der systolische Druck (oberer Messwert) entspricht dem während der Anspannungs- und Auswurfphase der linken Herzkammer maximal entwickelten Druck. Die Anspannungs- und Auswurfphase wird als Systole bezeichnet.
Der diastolische Wert (unterer Messwert) entspricht dem niedrigsten Druck während der Entspannungs- und Erweiterungsphase des Herzmuskels. Die Phase zwischen größter Druckentwicklung (systolischer Druck) und größtem Druckabfall (diastolischer Druck) wird als Diastole bezeichnet. Während der Diastole füllen sich die Herzkammern mit neuem Blut.
Der Blutdruck wird in mmHg angegeben. 1 mmHg ist der Druck, den ein Millimeter (mm) einer Quecksilbersäule (Hg) ausübt. Dabei entspricht: 1 mmHg = 0,00133 bar.

Übergang soll nicht sprunghaft gehen

"Diese neue Kategorie soll zeigen, dass die Menschen nicht über Nacht von einem 'normalen' Blutdruck zu einer Hypertonie wechseln. In den meisten Fällen ist das ein langsamer Übergang", so Bill McEvoy von der Universität von Galway (Irland), einer der Vorsitzenden des Leitlinien-Expertenkomitees.

Neuer Wert für Therapienotwendigkeit

Die aktualisierten Richtlinien sehen außerdem einen neuen Zielwert von, ab dem eine medikamentöse Therapie vonnöten wird, nämlich sobald der systolische Wert (der obere; Anm.) sich zwischen 120 und 129 bewegt. Bisher galt generell ein erster Zielwert unter medikamentöser Behandlung von zumindest weniger als 140/90. In einem zweiten Schritt sollten dann Pegel von weniger als 130/80 erreicht werden.

Dieser neue systolische Zielwert sei laut ESC ein Paradigmenwechsel: "Diese Änderung kommt nach Studienergebnissen, wonach eine intensivere Blutdruckbehandlung mit besseren Ergebnissen zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen über ein breites Spektrum von Patienten einher geht."

Auf den Punkt gebracht

  • Die Europäischen Gesellschaft für Kardiologie (ESC) hat neue Leitlinien für Bluthochdruck vorgestellt, die eine neue Kategorie "erhöhter Blutdruck" (120-139/70-89) einführen und den Wert für eine medikamentöse Therapie auf einen systolischen Wert von 120-129 festlegen
  • Diese Änderungen sollen zu einem früheren Behandlungsbeginn führen und langfristig schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen verhindern
red
Akt.
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