Versorgungsengpass droht
Blackout-Papst warnt jetzt eindringlich vor Brownout
Die Gesellschaft für Krisenvorsorge warnt vor einer weit unterschätzten Gefahr: Geplante, notwendige Stromabschaltungen, sogenannte Brownouts.
Vor kaum einem Jahr, im Herbst 2022, wurde heftig über mögliche Blackouts im bevorstehenden Winter diskutiert. Und heute? War damals alles nur Panikmache? "Nein", meinen Blackout-Experte Herbert Saurugg und Peter Erlhofer von der Gesellschaft für Krisenvorsorge. Sie warnen, sich in einer trügerischen Sicherheit zu wiegen und beschreiben die unterschätzten Folgen möglicher geplanter Stromabschaltungen (sogenannten „Brownouts“).
Aufgrund des sehr milden Winters im vergangenen Jahr gab es weder bei Gas noch bei Strom Probleme. Für den kommenden Winter sieht es heute deutlich besser aus, als noch vor einem Jahr zu erwarten war. Eine akute Gefahr sei daher nicht erkennbar. Es sei denn, es käme zu einem unerwarteten Kälteeinbruch oder es würden Sabotageakte gegen die Energieinfrastruktur verübt, was ja nicht auszuschließen sei, wie die Zerstörungen von Gaspipelines in der Nordsee gezeigt hätten.
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Denn: Steht nicht genügend Strom zur Verfügung oder kann dieser nicht in bestimmte Regionen transportiert werden, können planmäßige Abschaltungen notwendig werden. Österreich ist jeden Winter massiv von Stromimporten aus Deutschland und Tschechien abhängig. Deutschland importiert aber selbst immer mehr Strom. Deshalb kann es im schlimmsten Fall notwendig werden, den Strom in einzelnen Regionen für eine bestimmte Zeit mit Ankündigung abzuschalten. Das nennt man Brownout. Wenn das nicht ausreicht, müssen auch andere Regionen rollierend abgeschaltet werden. Damit soll ein ungeplanter großflächiger Stromausfall, ein sogenannter Blackout, verhindert werden.
Niemand sollte laut den beiden Experten glauben, dass solche geplanten großflächigen Stromabschaltungen ohne Risiken sind. Schon kurze Abschaltungen können zu erheblichen Schäden in der IT, z.B. auch in der Gebäudeleittechnik, führen und darüber hinaus gerät die gesamte Logistik in Schwierigkeiten. Sehr schnell käme es zu Engpässen in der Versorgung der Bevölkerung, z.B. mit Lebensmitteln oder Medikamenten. Auch der Schienenverkehr müsste stillstehen, wenn irgendwo großflächig der Strom abgeschaltet würde. So könnte sehr leicht ein Chaos entstehen, auf das die wenigsten vorbereitet sind.
Erst am Dienstag haben Behörden und Energiewirtschaft dieses Szenario durchgespielt. Dabei wurde jedoch nur berücksichtigt, was bis zur Abschaltung geschieht, nicht aber die Folgen, die dadurch ausgelöst werden.
„Keine Aufklärungsarbeit und Info - da wäre Staat und auch Unternehmen gefordert. Denn es könnte leicht Chaos entstehen, auf das die wenigsten vorbereitet sind“
Die beiden Experten kritisieren die ungenügende Aufklärung und Information der Bevölkerung, aber auch der Unternehmen: "Da müsste viel mehr Aufklärungsarbeit geleistet werden", so Saurugg. Auch diese müssten sich auf solche Szenarien vorbereiten, um im Ernstfall schnell und geordnet handeln zu können. Selbst wenn die Abschaltung einige Stunden oder einen Tag vorher angekündigt wird, reicht dies oft nicht aus, wenn man nicht darauf vorbereitet ist.
Blackout und Brownout
Ein Blackout ist ein großflächiger Stromausfall, ein Brownout ist eine geplante Stromabschaltungen
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Die Gesellschaft für Krisenvorsorge mahnt daher erneut zur persönlichen und unternehmerischen Vorsorge. Denn eines haben die vergangenen Jahre gezeigt: Es gibt immer wieder unerwartete Ereignisse.
Auch hier hilft die eiserne Regel der persönlichen Vorsorge, die an dieser Stelle schon mehrfach empfohlen wurde: Man sollte sich mindestens 14 Tage selbst versorgen können. Denn wie bei einem Blackout kann es auch bei einem Brownout schnell zu Versorgungsengpässen kommen. Und noch schlimmer wäre es, wenn die Mitarbeiter nicht zur Arbeit kommen, um die gesamte Versorgung wieder hochzufahren, weil sie selbst zu Hause ein Problem haben. In Eisenstadt werden daher seit kurzem vorgefertigte Vorratsboxen zu vergünstigten Preisen für die Bevölkerung angeboten.