"Allergie-Test bringt nichts"

Bitter bei Wespen-Stichen – Zahl von Allergikern steigt

Schon drei Todesopfer: Die auffällige Häufung von Notfällen nach Insektenstichen beunruhigt weiter. Eine Fachärztin klärt jetzt über den Grund auf.

Lea Strauch
Bitter bei Wespen-Stichen – Zahl von Allergikern steigt
Fachärztin Dr. Sabine Altrichter erklärte "Heute", warum sich die schweren Reaktionen jetzt häufen.
iStock, KUK

Allein seit Ende Juli starben in Österreich schon drei Menschen nach einem Insektenstich. Die Ambulanzen sind bummvoll: Das Klinikum Freistadt verzeichnete heuer bereits neunmal so viele Wespenstiche wie im Vergleichszeitraum im Vorjahr.

Auch im Linzer Kepler Klinikum steigen die Zahlen. "Es fällt auf, dass wir aktuell deutlich mehr Fälle von Insektengift-Allergikern haben", berichtet Fachärztin Sabine Altrichter vom Allergie-Zentrum im "Heute"-Gespräc.

Mehr Wespen, mehr Stiche

Das liegt aber nicht daran, dass die Menschen öfter oder stärker reagieren als sonst. Das sei laut Altrichter nämlich nicht der Fall. "Man hat das Gefühl, dass einfach mehr Insekten herumfliegen. Deswegen gibt es auch mehr Stiche."

Eine Vermutung, die Entomologe Martin Schwarz vom Linzer Biodiversitätszentrum schon Ende Juli im "Heute"-Gespräch bestätigte. Warme und trockene Monate begünstigten im Frühjahr den Anstieg der Population.

Zwar sind die aktuellen Extrem-Fälle deshalb wohl auf die vielen Tiere zurückzuführen. Einer Sache ist sich Altrichter aber sicher: Heute gibt es grundsätzlich mehr Allergiker als noch vor 30 Jahren.

Erklären könne man sich die Zunahme bis jetzt aber noch nicht: "Es gibt da viele Theorien. Zum Beispiel, dass die bessere Hygiene zu mehr Allergien geführt hat." Auch ein direkter Zusammenhang mit dem Klimawandel scheint für viele Experten offensichtlich.

Die weltweiten Temperaturanstiege begünstigen beispielsweise den Pollenflug. Das führt dazu, dass er mittlerweile nicht nur viel früher einsetzt, sondern auch länger andauert.

Warum ein Allergie-Test nicht immer hilft

Die Gefahr bei Wespen-Stichen: "Nur weil man einmal gut auf einen Stich reagiert hat, heißt das nicht, dass man beim Nächsten auch wieder gut reagiert", erklärt Altrichter. Die Allergie könne sich mit jedem Kontakt zum Insekt entwickeln und steigern.

Wespen als natürliche Pestizide

Wespen werden im Sommer meist als Störenfriede abgetan. Ihre Rolle im Ökosystem ist aber von großer Bedeutung. Sie jagen zum Beispiel Fliegen und Schädlinge wie Blattläuse oder Mückenlarven. Damit helfen sie einerseits, die Population in Schach zu halten. Das hat positive Auswirkungen auf die Landwirtschaft: Mit Wespen als natürlicher Schädlingsbekämpfung müssen weniger Pestizide eingesetzt werden.

"Deswegen bringt ein Allergie-Test eigentlich nichts", so Altrichter. Er gebe keine langfristige Sicherheit. In einem Fall aber doch: nämlich dann, wenn man nicht weiß, von welchem Insekt man gestochen wurde. "Wenn man eine Desensibilisierung machen möchte, ist ein Allergietest sinnvoll."

Schwere Reaktionen sehr selten

Angst sollte trotz der hohen Zahlen jetzt aber nicht geschürt werden. Die Fachärztin stellt klar: "Die Wahrscheinlichkeit einer schweren Reaktion ist sehr gering." Nur rund drei Prozent der Bevölkerung reagieren auf Insektenstiche allergisch.

Für den Großteil verläuft die schmerzhafte Begegnung mit den Tieren also meist problemlos. Allergikern wird nun aber geraten, sich für den Ernstfall mit EpiPens (zur Ankurbelung des Kreislaufs; Anm.) und Medikamenten auszustatten.

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    Courtesy Everett Collection / Everett Collection / picturedesk.com

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Zahl der Allergiker nach Insektenstichen steigt, was zu einer auffälligen Häufung von Notfällen führt
    • Die Fachärztin Sabine Altrichter erklärt, dass die vermehrten Stiche auf eine erhöhte Anzahl von Insekten zurückzuführen sind und ein Allergietest nicht immer zuverlässig ist
    • Trotz der steigenden Zahlen reagieren nur etwa drei Prozent der Bevölkerung allergisch auf Insektenstiche
    • Allergikern wird geraten, sich für den Ernstfall mit EpiPens und Medikamenten auszustatten
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