Politik
Bisher unbekannte Sager der Ibiza-Nacht aufgetaucht
Nur Bruchstücke sind der Öffentlichkeit bis heute aus dem Ibiza-Video, das das Land erschüttert hatte, bekannt. Nun tauchen weitere Passagen auf.
Der Ibiza-Skandal katapultierte nicht nur den damaligen Vizekanzler Heinz-Christian Strache aus seinem Amt und mit seinem Parteikollegen Johann Gudenus aus der FPÖ, es löste auch ein Politbeben, Neuwahlen und Ermittlungen bis zum heutigen Tag aus. Bereitschaft zur Korruption, zur illegalen Parteienfinanzierung und zur Machtübernahme in Medien wird den "Protagonisten" vorgeworfen, ein Untersuchungs-Ausschuss wurde eingesetzt.
Strache wiederum sieht sich durch kürzlich aufgetauchte Ibiza-Szenen, in es heißt, es müsse alles stets rechtskonform und legal ablaufen, entlastet. Nun werden aber neue, pikante Sager aus der Ibiza-Nacht publik, denn der "Kurier" hat nach eigenen Angaben die komplette auf Video festgehaltenen sieben Stunden der Skandal-Nacht gesehen und ausgewertet. Dabei werden zahlreiche neue Sätze Straches, aber auch von Gudenus, in der Ibiza-Villa zitiert, unter anderem:
„Strache: "Solange ich nicht tot bin, habe ich die nächsten 20 Jahre noch das Sagen."“
„Strache: "Mit einem starken Norbert Hofer an meiner Seite lohnt es sich nicht, mich zu liquidieren."“
„Strache: "Also wir wollen Erster sein, ganz offene Antwort." Lockvogel: "Ich möchte auch Kosmonautin sein."“
„Gudenus: "Wir (die FPÖ, Anm.) haben schon in mindestens zwei Regionen Regierungsmitglieder, jetzt kann man alles organisieren. Es gibt viele Korrumpierte. Viele, viele."“
"Belastendes und Entlastendes" enthalte das gesamte Videomaterial, heißt es im Bericht, dazu sei viele aus dem Mix an Deutsch, Englisch und Russisch unverständlich. Die ersten beiden Stunden sollen dabei Strache als Bühne für sein Weltbild gegolten haben, die gesamte Runde habe Aussagen über Juden, Islamisierung und Homosexuelle getätigt. Dass "niemand hier Homosexuelle mag" soll Detektiv Julian H. angemerkt haben, "ein lustiger, ein Lieber" sei laut Strache der Holocaustleugner Moishe F, sagt später aber auch: "Bei Antisemitismus hört sich bei mir alles auf."
Zwar erklärte Strache offenbar auch, sich seine Nachfolger mit Gudenus und dem aktuellen FPÖ-Chef Norbert Hofer aufgebaut zu haben, Letzterer sei aber über das Ibiza-Treffen nicht informiert worden: "Der Hofer weiß das nicht." Politisches Vorbild scheint aber der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban. "Ich will so eine Rolle wie Orban", wird Strache zitiert, "der Orban rockt das Land" Gudenus. Darauf sollen auch die Satz von Strache fallen:
„Strache: "Wir wollen eine Medienlandschaft ähnlich wie der Orban aufbauen."“
„Strache: "Jetzt reißt er, Orban, voll gegen Soros an. Zu recht, weil der Soros hat natürlich die ganzen NGOs finanziert, die Konterrevolutionen“"“
„Strache: "Wir wollen in die Visegrad-Gruppe hinein und wollen uns sehr stark Richtung Osten öffnen und Gegengewicht zu dieser dekadenten westlichen EU sein"“
Europa werde "vor der Rettung und dem Untergang stehen", heißt es weiter, den "der Rest Europas wird islamisiert, das ist demografiepolitisch in fünf Jahrzehnten durch, die einzige Rettung wird es geben im Osten". Im Osten seien die Menschen auch "normal", gegenüber der "Dekadenz im Westen", so Strache, der laut "Kurier" auf die Spaltung des Römischen Reiches anspielte. "Ein geiler Typ" wiederum sei laut Strache der homophobe serbische Politiker Dragan Marković.
Gudenus wiederum ortete massive Wahlmanipulationen in Österreich, ohen die die FPÖ schon den Bundespräsidenten hätte stellen müssen: "Sie wurden gefälscht, die Wahlen, sehr stark." Dann soll es, mit reichlich Alkohol, drei Stunden lang und mit Verlagerung in den Innenraum der Ibiza-Finca, um die "Kronen Zeitung" gegangen sein. Pikant: Obwohl Strache Gegenteiliges beteuert, sollen die Szenen belegen, dass er über einen möglichen "Krone"-Deal Bescheid wusste – "ja, was ist da schon vorangeschritten, was ist da wirklich konkret?"
„Gudenus: "Ich habe dir eh gesagt, warum wir hier sind, Kronen Zeitung ist das Hauptthema"“
"Ich habe dir eh gesagt, warum wir hier sind, Kronen Zeitung ist das Hauptthema", soll auch Gudenus erklärt haben. Während immer wieder der "Deal" zur Sprache käme, würden auch zahlreiche Beleidigungen und Behauptungen über österreichische Politiker fallen, im Gegenteil zu den Worten für die Oligarchennichte, deren Schönheit Strache "mehrfach derb lobte", so der "Kurier". Einzig: Einig wurde man sich bei einem Deal vor Ort offenbar nicht, da konkrete Gegengeschäfte von Strache ausgeblieben sein sollen – und irgendwann verlor er wohl die Nerven: "Jetzt gemma, des bringt nix."
Statt zu gehen, sei es aber wieder um Privates gegangen. Dass Strache massiv in Gold investiert habe etwa oder dass man im Anschluss noch Party machen wolle. Ohne die "schoafe" Oligarchin übrigens, bei der Strache bedauerte, dass sie sich nicht der Feier anschloss. Die wiederum sei "schockiert" gewesen, weil man in den Gesprächen zu nichts gekommen sei. Was im Bericht ebenfalls auftaucht: Ein angeblicher Konsum von illegalen Drogen sei auf den Videos nicht ersichtlich.
„Strache: "Die Gold-Unze steigt von 470 auf 500, auf 550 Dollar, auf 570, auf 600 auf 650. Ich Trottel verfluche mich schon, kaufe dann zum Glück mit 80 Prozent meiner Ersparnisse Gold. Und weißt Du, wie ich es verkauft habe, bei 1.300 Euro. Das war das Geschäft meines Lebens, hat mir meine Hütte möglich gemacht, zack so.““