US-Angriffe in Nahost
"Biden-Regierung hatte eine fast unmögliche Aufgabe"
Die USA haben in der Nacht auf Samstag über 80 Ziele im Irak und in Syrien angegriffen. Eskaliert der Konflikt zwischen den USA und dem Iran?
Eskaliert die Lage im Nahen Osten? In der Nacht auf Samstag hat die US-Luftwaffe im Irak und in Syrien über 80 Ziele angegriffen. Im Fokus waren Standorte der iranischen Revolutionsgarden und pro-iranischer Milizen. 30 Minuten dauerten die Vergeltungsschläge für den Tod dreier amerikanischer Soldaten vergangenen Sonntag in Jordanien. Sie kamen bei einem Drohnenangriff proiranischer Milizen ums Leben.
Die Luftschläge von Freitagnacht seien eine relativ zurückhaltende Antwort auf die schlimmsten Verluste von US-Militärangehörigen in der Region in beinahe drei Jahren, sagt Nick Paton Walsh, der Chefkorrespondent für Internationale Sicherheit von CNN. Die Angriffe seien zwar laut, würden aber nicht lange nachhallen. "Das war bei weitem nicht das Maximum, was das Pentagon zu liefern vermag." Aber: Es werden noch weitere Angriffe folgen. Das machte Joe Biden in einer Ansprache unmittelbar nach den Luftschlägen klar.
Die Angriffe seien wohlkalkuliert. "Die Biden-Regierung war mit einer fast unmöglichen Aufgabe konfrontiert", so Paton Walsh in seiner Analyse auf CNN. "Man musste hart genug zuschlagen, um zu zeigen, dass es einem ernst ist, und gleichzeitig sichergehen, dass der Gegner den Schlag verkraften kann, ohne zurückzuschlagen." Die USA hatten die Angriffe auch schon seit Tagen angekündigt und hochrangige Beamte hatten sogar mögliche Ziele angedeutet.
"Diese Warnung war wahrscheinlich dazu gedacht, das Risiko von Missverständnissen zu reduzieren", erklärt Paton Walsh. Und möglicherweise sollte damit auch verhindert werden, dass die US-Angriffe fälschlicherweise Israel zugeschrieben werden, was eine weitere Eskalation und Vergeltungsschläge auf Israel hätte zur Folge haben können. "Das Risiko eines Flächenbrands ist derzeit so hoch wie seit Jahrzehnten nicht mehr", so Paton Walsh.
"Weder der Iran noch die USA wollen einen Krieg", betont Paton-Walsh. Die Biden-Regierung könne sich vor dem Hintergrund der nahenden Wahlen kein teures internationales Abenteuer leisten. Teheran und Washington seien froh, wenn sie sich eine direkte Konfrontation sparen können.
Derweil senden die USA mit den Luftschlägen ein klares Signal, so Paton Walsh. "Die USA können eine Menge Schaden verursachen, wann und wo sie wollen." Die Entscheidung, keine weiteren Amerikaner in einem größeren Konflikt in den Tod zu schicken, sei kein Zeichen von Schwäche, sondern eine Anerkennung, dass Macht durch ihren maßvollen Einsatz definiert werde.
Joe Biden geriet nach dem Angriff auf den US-Außenposten in Jordanien ins Kreuzfeuer der Kritik der Republikaner. "Hit Iran Now", forderte etwa Senator Lindsey Graham.