Trio vor Gericht
Betrug mit Coronatests in Wien: 711.000 Euro Schaden!
Eine Wiener Firma soll PCR-Tests gefälscht, damit ein Vermögen ergaunert haben. Statt Patienten sollen der Unternehmer und seine Frau gegurgelt haben.
In der Corona-Zeit liefen in den Labors die Zentrifugen heiß, Millionen von Proben wurden ausgewertet. Findige Geschäftsleute machten in der Pandemie aus Speichel Gold – das brachte manche auf unerlaubte Ideen. Einige davon haben nun ein Nachspiel vor Gericht. Am Montag nahmen ein Wiener Unternehmer (40), seine Frau (42) und ein IT-Techniker (39) auf der Anklagebank am Wiener Landesgericht Platz.
Der Unternehmer soll laut Staatsanwalt PCR-Tests gefälscht, so 711.000 Euro ergaunert haben. Seine Frau und der Techniker sollen ihm dabei geholfen haben. "Schwerer gewerbsmäßiger Betrug", lautete der Vorwurf.
Namen erfunden
Gemeinsam mit einem tschechischen Partner wickelte der Firmenchef PCR-Tests für Apotheken, Firmen und Privatkliniken ab. Pro Test gab es 3 bis 4 Euro – um mehr zu verdienen, wurden angeblich Personen erfunden. Der Firmenchef und seine Frau sollen selbst gegurgelt haben. Die dazugehörigen Namenslisten mit Sozialversicherungsnummern waren laut Anklage erfunden.
71.800 Tests gefaked
"Es wurden Coronatests gemeldet, die nie stattgefunden haben", meinte der Richter. Insgesamt soll die Firma 71.800 Proben in ein Labor geschickt haben, die laut Anklage nicht echt waren. "Ich bereue es zutiefst", so der Hauptangeklagte. Schuld sei aber sein tschechischer Partner gewesen. "Von ihm kamen die Namenslisten." Er habe ihn auch auf die Idee mit den Fake-Namen gebracht.
"Beim Augenlicht meiner Kinder"
Der Schwindel flog trotzdem auf – auch weil bei vielen erfundenen Personen einfach die Telefonnummer der Wiener Firma angegeben wurde. Ein Zeuge wandte sich an das Bundeskriminalamt, die Ermittlungen wurden eingeleitet. Der Vater von drei Kindern bekannte sich am Montag teilschuldig. "Ich habe am wenigsten dabei verdient", so der 40-Jährige. "Meine Frau wusste nichts davon." Er sei in seinem Leben noch nicht einmal schwarz gefahren. Es stimme nicht, dass über 71.800 Tests gefälscht wurden. "Die Zahl ist weniger, höchstens ein Drittel. Das schwöre ich beim Augenlicht meiner Kinder", so der Angeklagte. Seine Frau habe sich nur um die Buchhaltung gekümmert.
"Stimmt, wie es in Anklage steht"
Der IT-Techniker, Cousin des Hauptangeklagten, zeigte sich geständig. "Es stimmt alles so, wie es in der Anklage steht", so Top-Verteidiger Philipp Wolm. Mehr wollte er nicht sagen. Der Prozess wurde am Montag zur Einvernahme von weiteren Zeugen auf 10. Juni vertagt. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Ein Wiener Unternehmer, seine Frau und ein IT-Techniker stehen vor Gericht, weil sie angeblich PCR-Tests gefälscht haben, um 711.000 Euro zu ergaunern
- Die Tests wurden angeblich nie durchgeführt, und die Namen und Sozialversicherungsnummern der angeblichen Patienten waren erfunden
- Der Hauptangeklagte gibt zu, dass der Betrug stattgefunden hat, aber behauptet, dass sein tschechischer Partner die Namenslisten erstellt hat