Die Bilder des gemeinsamen Gold-Jubels gingen 2021 um die Welt. Dem Italiener Gianmarco Tamberi und seinem Kontrahenten Mutaz Essa Barshim aus Katar wurde angeboten, den Olympia-Wettkampf abzubrechen und Gold zu teilen. Die schnelle Reaktion: ein flinkes Einschlagen und eine innige Umarmung.
Tamberi und Barshim triumphierten zusammen, ihre Namen sind seither untrennbar miteinander verbunden. Aus Gegnern wurden die ziemlich besten Leichtathletik-Freunde. Das zeigte sich am Mittwoch auch in der Qualifikation für das Finale in Paris.
Drei Jahre nach Doppel-Gold in Fernost waren die Vorzeichen für das ungleiche Duo bei ihrer Mission Titelverteidigung gänzlich andere. Tamberis Vorbereitung auf die Spiele hätte unmittelbar vor der Anreise kaum schlechter laufen können. Der Italiener lag diese Woche noch mit hohem Fieber wegen eines Nierensteins im Spital, leidet sichtlich noch immer unter starken Beschwerden.
Beim ersten Auftritt in Paris hockte Tamberi in Tränen aufgelöst auf der Tartanbahn, konnte seine Schmerzen und die damit verbundenen Emotionen nicht verbergen.
Auch Barshim plagten in der Quali Schmerzen. Einen Versuch musste er schon während des Anlaufs abbrechen. Dem Katari war ein Krampf im Unterschenkel eingeschossen. Rührend: Tamberi vergaß für einen Moment auf die eigenen Probleme, eilte sofort zu seinem Gold-Kumpel, um sich nach dem Befinden zu erkundigen.
Tamberi leistete Barshim Hilfe, dehnte den vom Krampf betroffenen Unterschenkel. Mit Erfolg: Im nächsten Versuch schaffte es Barshim trotz seiner Einschränkung über die Latte. Mit übersprungenen 2,27 Metern qualifizierte sich der eine Titelverteidiger für das Finale. Und, siehe da: Auch der stark beeinträchtigte Tamberi knackte 2,24 Meter und darf vom nächsten (Doppel-)Gold träumen.
