6. Integrationsbarometer

Bericht zeigt: Jeder 3. in Wien ist kein Österreicher

Im Wiener Rathaus wurde der 6. Integrationsbarometer präsentiert. 44 Prozent der Wiener haben eine ausländische Herkunft, jeder dritte darf wählen.

Wien Heute
Bericht zeigt: Jeder 3. in Wien ist kein Österreicher
Die drei zahlenmäßig größten Bevölkerungsgruppen in Wien mit ausländischer Herkunft sind Menschen mit serbischer, türkischer und deutscher Herkunft.
FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Der Integrationsbarometer erscheint alle drei Jahre und zeigt, wie sich der Migrationshintergrund auf Bildungsabschlüsse, Einkommen oder leistbares Wohnen auswirkt. Der Diversitätsmonitor wiederum zeigt, wie sich die Stadtverwaltung und ihre Angebote durch die Diversität der Wiener Bevölkerung verändert haben. Das sind die wichtigsten Ergebnisse:

Menschen mit Migrationshintergrund erbringen Hälfte der Arbeitszeit

Anfang 2023 waren rund 34 Prozent der Wiener ausländische Staatsangehörige, rund 39 Prozent waren im Ausland geboren und rund 44 Prozent hatten eine ausländische Herkunft - also sind im Ausland geboren oder haben eine ausländische Staatsangehörigkeit. Die drei zahlenmäßig größten Bevölkerungsgruppen in Wien mit ausländischer Herkunft sind Menschen mit serbischer, türkischer und deutscher Herkunft. Insgesamt wanderten 28.690 Ukrainer im Jahr 2022 aus dem Ausland nach Wien zu.

Der größte Teil der Zuwanderung aus dem Ausland nach Wien betrifft EU/EFTA-Staatsbürger. Insgesamt verfügt der Großteil (62 Prozent) der seit 2014 neu zugezogenen Wiener entweder über einen Matura- (25 Prozent) oder einen Hochschulabschluss (38 Prozent). Nahezu die Hälfte der in Wien geleisteten Arbeitszeit (47 Prozent) wird von Menschen mit Migrationshintergrund erbracht. Unter den erwerbstätigen Wienern sind Menschen aus Nicht-EU Ländern von Dequalifizierung und niedrigeren Löhnen betroffen. Zusätzlich bekommen Frauen niedrigere Löhne als Männer. Das bedeutet, dass Frauen mit Migrationshintergrund doppelt benachteiligt sind.

Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) präsentierte am Dienstag den Integrationsbericht der Stadt Wien.
Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) präsentierte am Dienstag den Integrationsbericht der Stadt Wien.
Sabine Hertel

Zugewanderte wohnen teurer und beengter

Von der Eltern- zur Jugendgeneration aus Drittstaaten halbiert sich der Anteil der Personen mit geringer Bildung: Während in der Elterngeneration (45- bis 59-Jährige) dieser Bevölkerungsgruppe rund 40 Prozent höchstens über einen Pflichtschulabschluss verfügt, liegt der Anteil bei der Jugendgeneration (15- bis 29-Jährige), die ihre Bildung bereits in Österreich erworben hat, bei nur mehr 17 Prozent.

Zugewanderte Wiener sowie deren Kinder wohnen prekärer, teurer und beengter. Neu nach Wien zugewanderte Menschen haben im Durchschnitt pro Kopf weniger Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung und bezahlen pro Quadratmeter höhere Preise. Befristungen am privaten Wohnungsmarkt betreffen zudem Wiener mit Migrationshintergrund besonders oft. Die Mehrheit der Wiener Bevölkerung schätzt das Zusammenleben im Bezirk und in der Nachbarschaft übrigens als positiv ein.

In Wien leben Menschen aus 180 Ländern

Jeder dritte Wiener darf nicht wählen. Der Anteil der Personen, die im wahlfähigen Alter sind, aber nicht wählen dürfen, ist auf 33,4 Prozent angewachsen. Besonders stark betroffen sind jüngere Wiener. Fast die Hälfte (45 Prozent) der Wiener im Alter zwischen 25 und 44 Jahren ist nicht wahlberechtigt. 54 Prozent der nicht wahlberechtigten Wiener ab 16 Jahren (303.129 Personen) leben schon länger als zehn Jahre in Österreich, 77 Prozent (432.721 Personen) zumindest fünf Jahre lang.

In Wien leben Menschen aus 180 Herkunftsländern. Auch in den Abteilungen und Einrichtungen der Stadt Wien wird die Belegschaft diverser. Mehr als ein Viertel der Bediensteten (26,6 Prozent) hat eine ausländische Herkunft. Im Wiener Gesundheitsverbund sind es 37,5 Prozent. Neben Deutsch setzen die befragten Abteilungen und Einrichtungen 33 weitere Sprachen in der Kundenkommunikation ein. Beispiele wie die Kinderbücherei der Weltsprachen, das mehrsprachige Begleitprogramm StartWien für neu zugewanderte Wiener oder mehrsprachiges Informationsmaterial zur richtigen Mülltrennung werden angeboten.

Wiederkehr: "Von Vorurteilen und Stereotypen lösen"

"Der Integrations- und Diversitätsmonitor widerlegt nicht nur Integrationsmythen, sondern bietet der Politik auch konkrete und faktenbasierte Ansatzpunkte, um die Herausforderungen einer wachsenden und diversen Stadt erfolgreich zu meistern. Indem wir uns von Vorurteilen und Stereotypen lösen und auf die Daten des Monitors zurückgreifen, können wir gezielt Maßnahmen ergreifen, um eine integrative und vielfältige Gesellschaft zu fördern und die Herausforderungen, die damit einhergehen, effektiv anzugehen", sagt Vizebürgermeister und Integrationsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos).

Von Vorurteilen und Stereotypen lösen
Christoph Wiederkehr, Integrationsstadtrat (Neos)

Als Datenquellen für den Integrationsmonitor wurden amtliche Registerdaten, Stichprobenerhebungen, Lohnsteuerdaten und eine repräsentative Umfrage herangezogen. Die Ergebnisse des Diversitätsmonitors basieren auf einer 2023 durchgeführten Befragung, an der sich 68 Abteilung und Einrichtungen der Stadt Wien beteiligt haben sowie auf den Daten der Personalerhebung (Stand 2022) der Stadt Wien.

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