Lawinenübung am Hochkar
Bergrettung: "Sekunden entscheiden über Leben oder Tod"
Eine organisationsübergreifende Lawinenübung fand am Hochkar statt. Einsatzkräfte probten für den Ernstfall, denn jede Sekunde zählt.
Mit dem Start der Wintersaison rückt für alpine Einsatzorganisationen neben einer Reihe an Vorbereitungsmaßnahmen auch das Thema Lawinen wieder in den Fokus von Bergrettung, Alpinpolizei und von unseren Partnern. Alleine das letzte Wochenende hat bewiesen, wie brandgefährlich Lawinen sind.
In NÖ herrscht Lawinengefahr
Für einen Skifahrer am Mölltaler Gletscher kam jede Hilfe zu spät, in Hochfügen konnten sich zwei Männer mit der Hilfe von Zeugen befreien und in Salzburg hält ein Lawinenabgang über Stunden Einsatzkräfte in Atem. Aktuell herrscht in Niederösterreich Warnstufe 2 (mäßig) bis 3 (erheblich) vor - mehr dazu hier. In Niederösterreich gibt es aktuell große Schneeverwehungen: "Und wir wissen, der Wind ist der Baumeister der Lawinen", so Karl Weber Landesleiter-Stellvertreter Bergrettung Niederösterreich.
Mann musste drei Stunden unter Schneemassen ausharren
Gerade Lawineneinsätze sind es, die einen hervorragend abgestimmten und minutiös getakteten Einsatzablauf verlangen, um Menschenleben zu retten. Das zeigen nicht zuletzt auch Einsätze, wie jener Anfang Februar am Annaberg, bei dem drei Skitourengeher am Hennesteck auf einem Forstweg in eine Lawine geraten sind. Aufgrund fehlender Lawinenausrüstung (Lawinenverschüttetensuchgerät LVS, Sonde, Lawinenschaufel) musste einer der drei Männer aus dem Bezirk Baden drei Stunden unter den Schneemassen ausharren. Er konnte stark unterkühlt von mehr als 100 Bergrettern und Alpinpolizisten gerettet werden. Die Statistik der Bergrettung NÖ weist in den letzten zehn Jahren knapp 20 Lawineneinsätze mit schweren Verletzungen oder gar Todesfolge auf.
Die Bergrettung Niederösterreich/Wien, die Ortsstellen Göstling, Amstetten, Lunz, Lackenhof, Waidhofen, Hollenstein, Freiland, Puchberg und Annaberg, sowie der ÖAMTC und der Notruf NÖ hielten deshalb am Montag eine großangelegte Lawinenübung gemeinsam mit der Flug- und Alpinpolizei, den Bergrettungshundeführern, dem Roten Kreuz mit Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr am Hochkar im Bereich Großes Kar ab.
Überlebenschancen sinken bereits nach 15 Minuten
Karl Weber, Landesleiter-Stellvertreter Bergrettung NÖ/W: “Lawineneinsätze erfordern höchste Präzision und eine perfekte Abstimmung zwischen allen Einsatzkräften, um im Ernstfall rasch, koordiniert Menschenleben zu retten. Die Überlebenschancen von Lawinenopfern sinken bereits nach den ersten 15 Minuten der Verschüttung rapide, denn der Schnee, so hart wie Beton, sorgt nicht nur für mechanische Verletzungen, sondern auch für Luftarmut unter der Schneedecke. Die heutige organisationsübergreifende Übung hat die hervorragende Zusammenarbeit aller Einsatzkräfte demonstriert."
„Mithilfe der optimierten Abläufe und der guten Vernetzung mit allen Einsatzkräften, sind wir für bevorstehende Lawineneinsätze in Niederösterreich bestens vorbereitet“
Das Einsatzszenario lautete "Lawinenabgang am Hochkar mit drei (teil)verschütteten Personen. Ziel war die Beübung der Einsatzabläufe „Lawinenalarm NÖ", bei dem vor allem das Zusammenspiel der Rettungskräfte und deren Abläufe erprobt wurden. „Bei einem Lawineneinsatz zählt jede Sekunde, daher wurden auch zahlreiche Abläufe bei einem Lawinenalarm in Niederösterreich optimiert. Die Alarmierung der Bergrettung erfolgt nach einem neu ausgearbeitetem System, die schnellsteintreffenden und am besten geeigneten Ortsstellen werden in speziellen Lawinenregionen alarmiert. Diese neuen Lawinenalarmgruppen sind Gebiets- und Bundesländerübergreifend, Notruf NÖ ist bei jedem Lawineneinsatz die Kommunikationsdrehscheibe. Mithilfe der optimierten Abläufe und der guten Vernetzung mit allen Einsatzkräften, sind wir für bevorstehende Lawineneinsätze in Niederösterreich bestens vorbereitet", so Notruf NÖ Geschäftsführer Christian Fohringer.
Appell der Bergrettung: Lawinenlagebericht und Wettervorhersagen beachten
Die großen Neuschneemassen, Triebschnee, Schneeverfrachtungen die dem starken Wind geschuldet sind, sorgen auch in den kommenden Tagen weiterhin für Lawinengefahr auf Österreichs Bergen. Die Bergrettung NÖ/W bittet daher um erhöhte Aufmerksamkeit. Das Studieren des Lawinenlageberichts und der Wettervorhersagen ist bei derartigen Lawinensituationen unabdingbar: https://www.lawinenwarndienst-niederoesterreich.at