Wenn Russland siegt

Beobachter rechnen mit bis zu 10 Millionen Flüchtlingen

Laut der deutschen Bundesregierung könnten eine ukrainische Niederlage Millionen von Menschen veranlassen, ihr Land zu verlassen.

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Beobachter rechnen mit bis zu 10 Millionen Flüchtlingen
Erringt Russland auf dem Schlachtfeld den militärischen Sieg, droht Europa eine massive Welle von Vertriebenen. Auch Österreich wäre erneut ein legitimes Zielland der Flüchtlinge.
TOBIAS STEINMAURER / APA / picturedesk.com

Die deutsche Bundesregierung geht nach einem Pressebericht bei einem Zerfall der Ukraine davon aus, dass rund zehn Millionen Menschen zusätzlich das Land verlassen. Die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge würde in diesem Szenario nach Westeuropa aufbrechen, so die "Welt am Sonntag" mit Berufung auf Sicherheitskreise.

7,8 Millionen sind schon geflüchtet

Bei einer Niederlage würden also auch in Österreich erneut viele Flüchtlinge aus der Ukraine ankommen. Laut den Vereinten Nationen waren im November 2022 bereits 7,8 Millionen Menschen aus der Ukraine in andere europäische Länder geflüchtet, mehr als 90.000 kamen in unsere Alpenrepublik. Bei einer erneuten großen Flüchtlingswelle dürfte diese Zahl auch hierzulande noch deutlich ansteigen.

Der CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter forderte vor diesem Hintergrund, die Unterstützerstaaten der Ukraine müssten die militärische Hilfe angesichts des aktuellen Zögerns der USA deutlich erhöhen. "Wenn wir unsere Strategie bei der Ukraine-Unterstützung nicht ändern, wird das Worst-Case-Szenario einer Massenflucht aus der Ukraine und einer Ausweitung des Krieges auf Nato-Staaten sehr viel wahrscheinlicher", sagte er der Zeitung. "Dann sind zehn Millionen Flüchtlinge eher eine untere Annahme."

10-Millionen-Schätzung wohl eher tief

Migrationsforscher Gerald Knaus teilt die Einschätzung einer Massenflucht bei einem Zerfall der Ukraine: "Würde die Ukraine den Krieg verlieren, könnten auch viel mehr als zehn Millionen Flüchtlinge in die EU kommen", sagte er der Zeitung. "Es ist jetzt schon die größte Fluchtbewegung in Europa seit den 1940er-Jahren." Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar 2022 sind bereits mehr als eine Millionen Menschen von der Ukraine nach Deutschland geflüchtet.

Sollten die USA als Unterstützer weiterhin ausfallen, müsse Europa nachlegen, forderte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag, Michael Roth. "Die EU sollte dann über eine gemeinsame Schuldenaufnahme nachdenken", sagte er der "Welt am Sonntag". Dabei gehe es darum, "erstens den ukrainischen Haushalt und Wiederaufbau langfristig zu finanzieren, zweitens die europäische Rüstungsproduktion noch schneller hochzufahren und drittens Rüstungsgüter für die Ukraine, vor allem Munition, nicht nur in Europa, sondern auf dem Weltmarkt einzukaufen."

Experten rechnen nicht mit Frontdurchbrüchen

Trotz der aktuellen Probleme in der Ukraine gehe die Bundesregierung davon aus, dass das Land über die militärischen und finanziellen Mittel verfügt, um die Verteidigung und Stabilität bis Ende 2024 aufrechtzuerhalten, hiess es in dem Bericht der "Welt am Sonntag" weiter. Sowohl deutsche Dienste als auch westliche Analysten halten große Frontdurchbrüche in diesem Jahr für unwahrscheinlich.

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