Immo-Deal geplatzt
Benko-Gläubiger schmettern neues Kauf-Angebot ab
Die deutsche Schoeller-Gruppe wollte sich mit einem Angebot das Immo-Paket der insolventen Signa Prime holen. Doch die Gläubiger stimmen nicht zu.
Die insolvente Signa Prime hat im Rahmen ihres Sanierungsverfahrens den strukturierten Verkauf ihrer 100-Prozent-Beteiligung an der Signa Prime Assets GmbH angekündigt. In dieser Firma sind in Wien die noble City-Einkaufsmeile Goldenes Quartier, das Hotel Park Hyatt sowie das Gebäude in der Renngase, in dem der Verfassungsgerichtshof eingemietet ist, und in Innsbruck das Kaufhaus Tyrol gebündelt.
Für diese Top-Immobilien, die im Paket veräußert werden, gab es etliche Angebote (dem Vernehmen nach mehr als 30). Der Zuschlag an den Bestbieter soll bereits in der Sitzung des Gläubigerausschusses der Signa Prime nach einer Abstimmung am heutigen 11. März erfolgen, wie "Heute" erfuhr. Dem Vernehmen nach handelt es sich hier um die deutsche Industriellenfamilie Schoeller.
Das große Aber: Am Montagabend schmetterte der Gläubigerausschuss den Deal ab, obwohl Schoeller aus den rund 30 Angeboten das lukrativste gestellt habe. Grund für die Blockade: Dem Vernehmen nach fehlt es dem Gläubigerausschuss an Grundlagen und Informationen, um eine Entscheidung zu treffen. Weiterverhandelt soll trotzdem werden – und in der Zwischenzeit eiligst die notwendigen Informationen eingeholt.
Die Familie Schoeller ist eine der ältesten – und zugleich unbekanntesten – deutschen Industriellenfamilien mit mehr als 500jähriger Tradition. Ihre weitverzweigte Unternehmensgruppe – die Schoeller Group mit Hauptsitz in Pullach bei München – wird heute in der 7. Generation von Martin und Christoph Schoeller geführt.
Schoeller ist unter anderem ein Spezialist für die Herstellung von Verpackungen mit Schwerpunkt auf Nachhaltigkeit.
In Österreich baute ein Zweig der Familie Schoeller die Schoeller Stahlwerke auf (nach Fusion Schoeller-Bleckmann). Seit 1833 gehörte auch die Schoellerbank in Wien in das Unternehmensreich; heute ist die Bank Teil der italienischen UniCredit.
Neben der industriellen Tätigkeit hält die Schoeller Group eine Reihe von Beteiligungen und investiert auch in Immobilien.
200-Millionen-Euro-Kredit
Der eigentlich zügig geplante Deal hat einen Hintergrund. Die Familie Schoeller hatte Benkos Signa Prime bereits letzten Sommer mit einem Kredit über 200 Millionen Euro unter die Arme gegriffen – damals zeichnete sich die Schieflage des Immobilienkonzerns schon ab. Für diesen Kredit hatte die Signa Prime eine Zwischenholding verpfänden müssen, der Anteile an wertvollen Objekten in Deutschland gehören.
Diese Pfandrechte sind ein Hindernis für die geplante Sanierung und finanzielle Neuaufstellung der Signa Prime. Denn Erlöse aus etwaigen Immobilienverkäufen müssten zunächst an die Schoellers zur Begleichung ihrer Forderungen gehen.
Insgesamt scheinen die Schoellers mit Forderungen von 700 Millionen Euro auf der Gläubigerliste der Signa Prime auf – die Höhe wird damit begründet, dass die Prime gegen Nebenvereinbarungen des Kredits verstoßen habe. Insolvenzverwalter Norbert Abel hat die Forderungen nicht anerkannt.
Was alles zu René Benkos Immobilienreich gehörte
Dem Vernehmen nach will die Schoeller Gruppe die Signa Prime Assets GmbH komplett übernehmen, im Gegenzug wären dann die Pfandrechte weg. Damit wäre der Weg für die Prime frei, Immobilien im Interesse der Gläubiger und einer Sanierung des Unternehmens tatsächlich zu Geld machen zu können. Nun soll auch über den Preis weiter gefeilscht werden.
Segnet der Gläubigerausschuss den Verkauf ab, muss noch das Gericht zustimmen. Geht alles entsprechend über die Bühne, obliegt das Schicksal des Goldenen Quartiers und der weiteren Immo-Juwelen in Wien und Innsbruck beziehungsweise die Verwertung dieses Portfolios dann der Familie Schoeller.
Entscheidender Termin
Der entscheidende Termin für die Signa Prime ist der 18. März. Dann stimmen die Gläubiger über den vorgelegten Sanierungsplan ab und entscheiden damit über die Zukunft des Unternehmens. Es bedarf der mehrheitlichen Zustimmung, sowohl nach Zahl der Gläubiger als nach Höhe der Forderungssumme. Wird der Sanierungsplan angenommen, erhalten die Gläubiger binnen zwei Jahren 30 Prozent ihrer Forderungen – und das Unternehmen wird fortgeführt.