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Belvedere setzt heuer auf Diversität, TikTok und NFTs

Im Gespräch mit "Heute" blickt Belvedere-Chefin Stella Rollig auf das Jahr 2021 zurück und verrät, was 2022 auf dem Programm steht.

Amra Duric
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Belvedere-Direktorin Stella Rollig sprach mit <em>"Heute" </em>über das Kunstjahr 2021 und erzählt, was das Museum für das Jahr 2022 plant.
Belvedere-Direktorin Stella Rollig sprach mit "Heute" über das Kunstjahr 2021 und erzählt, was das Museum für das Jahr 2022 plant.
Helmut Graf

Für die Kultur war das vergangene Jahr alles andere als einfach. Durch Lockdowns mussten Museen geplante Ausstellungen verschieben. Die Besucher blieben durch häufige Schließungen ebenfalls aus. Betroffen davon war auch das Belvedere in Wien. "Wirtschaftlich war 2021 sehr schwierig. Es war auch ein Jahr der Enttäuschungen, denn es hat niemand damit gerechnet, dass nach 2020 noch einmal so ein herausforderndes Jahr kommt. Durch die langen Lockdowns haben wir 80 Prozent unserer Besucherinnen und Besucher im Vergleich zu 2019 eingebüßt. Was uns sehr zu schaffen macht ist das komplette Ausbleiben des transatlantischen Tourismus. Es kommen wieder Gäste aus Europa, aber das Belvedere wird normalerweise von Menschen aus aller Welt besucht, besonders aus Ostasien oder den USA, die derzeit fast völlig ausbleiben", erzählt Belvedere-Direktorin Stella Rollig im Gespräch mit "Heute".

"Wirtschaftlich war 2021 sehr schwierig. Es war auch ein Jahr der Enttäuschungen, denn es hat niemand damit gerechnet, dass nach 2020 noch einmal so ein herausforderndes Jahr kommt."

"Haben über acht Millionen Euro Verlust"

Nicht nur Besucher, sondern auch Umsatz musste das Museum 2021 einbüßen. "Wenn wir sagen, 80 Prozent weniger Besuche, dann bedeutet das in Zahlen, dass wir über acht Millionen Euro Verlust haben. Wir sind allerdings von unserem Eigentümer, dem Bund, mit Corona-Hilfen bedacht worden, in der Höhe von etwas mehr als sechs Millionen Euro."

Durch die hochansteckende Omikron-Variante geht man das Jahr 2022 deshalb vorsichtig an. "Wir haben aus der Sicht von 2020 unsere große Ausstellung zu Salvador Dalí und Sigmund Freud an den Anfang des Jahres 2022 gesetzt, in der Hoffnung, dass sich 2022 die Lage normalisiert. Jetzt sehen wir, dass es nicht so ist. Nun sind Museen, der internationale Leihverkehr und die Vorbereitung von Ausstellungen aber leider doch relativ schwerfällig. Omikron ist da, die Erwartung eines neuerlichen Lockdowns liegt in der Luft. Wir können die Ausstellung Dalí-Freud aber nicht so kurzfristig weiter verschieben. Transporte, Aufbau, das ist längst organisiert, alles in die Wege geleitet."

"Wenn wir sagen, 80 Prozent weniger Besuche, dann bedeutet das in Zahlen, dass wir über acht Millionen Euro Verlust haben."

Die große Ausstellung "Dalí–Freud" soll am 28. Jänner im Unteren Belvedere eröffnet werden und zählt zu einem der großen Highlights des Jahres 2022. "Als größtes Highlight würde ich die Wiedereröffnung des Unteren Belvedere nennen. Wir hatten das ganze Jahr 2021 geschlossen, um es zu renovieren. Dann Salvador Dalí als Eröffnungsausstellung. Im Unteren Belvedere wird es eine Sonderausstellung zu Venedig als Sehnsuchtsort im 19. Jahrhundert geben. Dann folgt noch eine Ausstellung zum Baum in der Kunst. Dabei spielt auch die Klimakrise eine große Rolle."

"TikTok ist eine große Überlegung"

Auch Diversität spielt für Rollig und ihr Haus weiterhin eine große Rolle. "Die Kunstwelt ist im Moment in einem enormen Umbruch. Ohne zu übertreiben kann man sagen, dass kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Es bricht eine Vielfalt und Diversität auf, die uns nötigt, den Kunstkanon zu ändern. Das führt auch zu großer Unsicherheit. Der Kanon ist etwas sehr Bequemes. Er bedeutet, man hat eine Liste mit den wichtigsten Künstlern und ein paar Künstlerinnen als Aufputz. Da sind zweifellos große und bedeutende Leute darunter. Was aber jetzt passiert ist, dass man viel genauer ansieht, was uns die Künstlerinnen und Künstler aufgrund ihrer Erfahrung, Lebensrealität und Identität eigentlich sagen. Man interessiert sich für Stimmen, die man bisher so noch nicht gehört hat", so die 62-Jährige.

"Ein anderes großes Umbruchsthema ist, dass die Preisschere auf dem Kunstmarkt enorm auseinandergeht. Es wird immer verrückter. Es werden Werke gekauft, ohne dass sie in der Öffentlichkeit jemals gesehen wurden."

Mehr hören und sehen soll man künftig auch das Belvedere und zwar in den sozialen Medien. "TikTok ist eine große Überlegung. Das Belvedere hat ein sehr junges Digital-Team. Sie sind alle ungefähr 25 bis 30 Jahre jünger als ich. Ich höre ihrer Meinung sehr gut zu. Da sind wir gerade dabei das zu diskutieren", erzählt Rollig.

Doch nicht nur auf Social Media will man repräsentativer sein. Auch gegenüber dem digitalen Kunstmarkt zeigt sich das Museum aufgeschlossen. "Ein anderes großes Umbruchsthema ist, dass die Preisschere auf dem Kunstmarkt enorm auseinandergeht. Es wird immer verrückter. Es werden Werke gekauft, ohne dass sie in der Öffentlichkeit jemals gesehen wurden. Ein weiteres Thema sind NFTs. Langsam erst beginnt man zu verstehen, was die NFT-Technologie überhaupt ist und welche Bedeutung sie in der Kunst und speziell für Museen haben könnte. Das Belvedere wird sich dieser Innovation bestimmt nicht verschließen."

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