Amtseinführung im Kreml
Bei Protz-Angelobung: Putin spricht über größte Angst
Kreml-Diktator Putin wurde für eine weitere Amtszeit bestätigt. Viele EU-Vertreter blieben fern, dafür kam ein berüchtigter Rocker.
Es war eine Zeremonie, wie aus längst vergangenen Zeiten. Wie Zar ließ sich Kreml-Diktator Wladimir Putin zum russischen Präsidenten küren. Am Dienstag trat der 71-Jährige seine fünfte Amtszeit an – und eine sechste ist nicht ausgeschlossen.
Putin könnte Stalin einholen
Putin führt Russland seit der Jahrtausendwende und will bis 2030 regieren. Schafft er das, würde er einen Rekord aufstellen: Dann wäre 30 Jahre lang an der Macht. Zu 26 Jahren als Präsident kommen vier Jahre als Premierminister. Damit hätte er Josef Stalin eingeholt, der 26 Jahre lang (1927 bis 1953) die Sowjetunion regierte. Auch das muss noch nicht das Ende sein: Durch eine Verfassungsreform aus dem Jahr 2020 könnte er anschließend sogar erneut kandidieren und bis 2036 an der Macht bleiben.
Die Protz-Angelobung in Bildern:
Bei seiner Amtseinführung schwor der Kreml-Diktator Russland auf die kommenden Jahre ein. An der Spitze Russlands zu stehen sei eine "heilige Pflicht", sagte Putin. "Gemeinsam werden wir obsiegen", fügte er hinzu. Russland werde "gestärkt" hervorgehen aus "dieser schwierigen Zeit".
In seiner Rede betonte Putin mehrfach die Einheit Russlands und forderte die Russen auf, sich an die "Lehren" der Geschichte zu erinnern. Putin enthüllt dann seine größte Angst: "Wir dürfen nicht den tragischen Preis innerer Unruhen und Erschütterungen vergessen." Das staatliche, gesellschaftliche und politische System müsse absolut standhaft gegenüber allen Herausforderungen und Bedrohungen sein, betonte der Präsident.
EU uneins über Kreml-Angelobung
Hunderte Regime-Anhänger verfolgten die Angelobung im goldenen Saal des russischen Regierungssitzes – neben Vertretern der Regierung und der beiden Parlamentskammern waren auch ausländische Diplomaten eingeladen.
Die EU-Staaten waren in der Frage der Teilnahme einmal mehr gespalten. Um die Gesprächskanäle offenzuhalten, wollten Frankreich, Ungarn und die Slowakei Vertreter schicken, berichtete die Nachrichtenagentur dpa im Vorfeld. Länder wie die USA und Deutschland boykottierten die Angelobung.
Österreich boykottiert Putin-Angelobung
Auch Österreich schickte keinen Vertreter zur Kreml-Zeremonie. "Die österreichische Teilnahme wäre mehr als unangebracht gewesen", erklärte eine Sprecherin des Außenamtes gegenüber "Heute". Grund dafür sei zum einen der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, heißt es aus dem Außenressort. Außerdem sei die russische Wahl im März eine Scheinwahl gewesen und die weder frei noch fair abgelaufen.
Stattdessen erwies der Chef der berüchtigten Biker-Gruppe "Nachtwölfe" Putin die Ehre mit seiner Anwesenheit. Anführer Alexander Saldostanow gilt seit Langem als Freund Putins, weshalb die "Nachtwölfe" auch als "Putins Rocker" genannt werden. In der EU steht der Biker-Club steht seit 2022 auf der Sanktionsliste. Die "Putin Rocker" waren Teil der Miliz, die 2014 den russischen Einmarsch in der Ukraine unterstützte.
"Keine echte Wahl"
Mit mehr als 87 Prozent wurde er im März im Amt bestätigt. Die Wahl wurde jedoch viel kritisiert. Die russische Wählerschaft habe nur sehr beschränkten Zugang zu faktischen Informationen und "keine echte Wahl" gehabt, kritisierten Vertreter der EU. Zahlreiche oppositionelle Kandidatinnen und Kandidaten wurden ausgeschlossen – vor allem diejenigen, die sich gegen den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ausgesprochen hätten.
Die Witwe des in Gefängnis verstorbenen Regime-Kritikers Alexej Nawalny, Julija Nawalnaja, veröffentlichte kurz vor Putins Amtseinführung ein Video auf YouTube. Darin drängte sie Unterstützer, weiter gegen Putin zu kämpfen und bezeichnete ihn als "mörderischen Tyrannen". "Unser Land wird derzeit von einem Lügner, Dieb und Mörder geführt, aber das wird zu einem Ende kommen", erklärte die russische Oppositionsführerin, die derzeit im Exil lebt.
"Lügner, Dieb und Mörder": Julia Nawalnaja im VIDEO:
Auf den Punkt gebracht
- Kreml-Diktator Wladimir Putin wurde für eine weitere Amtszeit bestätigt und könnte bis 2036 an der Macht bleiben
- Die EU war uneins über die Teilnahme an der Angelobung
- Während Österreich, Deutschland und die USA nicht teilnahmen, schickte etwa Frankreich einen Vertreter
- Der berüchtigte Rocker Alexander Saldostanow, ein Freund Putins, war bei der Zeremonie anwesend