Gregory Crewdson

Bei dieser Albertina-Schau ist gar nichts echt

Einem der wichtigsten US-Fotografen Gregory Crewdson wird in der Albertina ab 29. Mai eine Retrospektive, die 80 Werke umfasst, gewidmet.

Magdalena Zimmermann
Bei dieser Albertina-Schau ist gar nichts echt
Gregory Crewdson läuft hier - dank Photoshop - durch sein eigenes Werk.
Helmut Graf

Zwischen Realität und Fiktion liegt oft ein sehr schmaler Grat, dem wurde man sich gerade in den letzten Jahren immer bewusster. Zahlreiche KI-generierte Videos dominieren das Netz, in Instagram-Feeds reiht sich ein inszeniertes Bild an das nächste und die wahre Echtheit und Authentizität wird nicht nur immer anzweifelbarer, sondern auch immer schwerer aufzufinden.

Bildstrecke: "Gregory Crewdson Retrospektive"

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    Albertina Direktor Klaus Albrecht Schröder gemeinsam mit Gregory Crewdson
    Albertina Direktor Klaus Albrecht Schröder gemeinsam mit Gregory Crewdson
    Helmut Graf

    Ganzes Produktionsteam hinter einem Schuss

    Mit dieser Thematik spielt der US-Fotograf Gregory Crewdson - dem nun in der Albertina eine Retrospektive gewidmet wird - schon seit den 1980er-Jahren. Denn seine Fotografien sind keine echten Momente, bilden aber eine ebenso echte Realität ab. Nur dass dahinter ein Team von knapp 50 Personen steht, die wochenlang an einem Motiv feilen, Leute casten und schlussendlich in der Postproduktion 40 bis 50 Negative übereinanderlegen, um die spezielle Tiefenschärfe Crewdsons' Werke zu erzeugen.

    Fast wie an einem Filmset wird die Kulisse eines Bildes dafür in Szene gesetzt, keine Ampel stellt gerade einfach so auf Orange. Kein Mensch geht einfach so durchs Bild - es sind keine Alltagseindrücke, die der Künstler einfängt. Vielmehr sind es Szenen, die eben diesen Alltag abbilden sollen. Daher bezeichnet der Amerikaner seine Fotos auch als "Single Frame Movies".

    Vermischung von Realität und Traum

    Es ist vor allem auch seinem Vater, der Psychoanalyst war und im Keller des Hauses seine Praxis hatte geschuldet, dass sich Crewdson in seinem Schaffen dem beklemmenden Gefühl der Angst einverleibt. Es sei einerseits die Angst, die aus ihm selbst entspringt, aber auch Gefühle, die gesellschaftlicher Natur sind. So werden in seinen Szenerien Realität und Traum zwar vermischt, doch die wahrhaftigen Gefühle, die hinter den Produktionen stecken, kommen so nochmals auf eine andere Art und Weise zum Vorschein.

    In 80 ausgestellten Werken präsentiert die Albertina nun das Schaffen Crewdsons als umfangreiche Retrospektive. Die einen schaudern und gleichermaßen staunen lässt. Denn ob Fakt oder Fiktion, die Gefühle, die beim Betrachten der Werke des Fotografen ausgelöst werden, sind allesamt echt.

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      instagram/ heidiklum

      Auf den Punkt gebracht

      • In der Albertina wird ab dem 29 Mai eine Retrospektive mit 80 Werken des US-Fotografen Gregory Crewdson gezeigt, dessen Inszenierungen zwischen Realität und Fiktion einen schmalen Grat darstellen
      • Seine Bilder, die wie "Single Frame Movies" wirken, werden von einem Team von knapp 50 Personen und einer aufwändigen Postproduktion geschaffen, um eine besondere Tiefenschärfe zu erzeugen
      • Crewdsons Schaffen, das Realität und Traum vermischt, wird von persönlichen und gesellschaftlichen Ängsten geprägt und löst beim Betrachter echte Gefühle aus
      mz
      Akt.