Zugfahrer brauchen gute Nerven
Baustellen, Sperren – das erwartet ÖBB-Reisende in 2024
Die ÖBB setzen Arbeiten zur Modernisierung der Bahninfrastruktur gleich zu Jahresbeginn fort. "Heute" liefert einen Überblick, was wo wie geplant ist.
Die Bahninfrastruktur steht landesweit vor einer umfassenden Erneuerung und Modernisierung, die darauf abzielt, die Qualität im Schienenverkehr zu verbessern. Allein 1,09 Milliarden Euro investieren die ÖBB in der Ostregion in ihr umfangreiches Ausbauprogramm. "Heute" liefert einen Überblick, was wo wie in den Bundesländern geplant ist – und wo es Baustellen und Sperren geben wird.
"Die Bahn ist das zentrale Rückgrat des öffentlichen Verkehrs. Damit ist der weitere Schienenausbau ein wesentlicher Baustein, um die Menschen in Österreich für die Öffis zu begeistern und für ein attraktives Angebot zu sorgen. Gerade die vielen Tausend KlimaTicket-Nutzerinnen und -nutzer zeigen, dass die Menschen in Österreich klimafreundlich unterwegs sein möchten – vor allem, wenn es einfach, günstig und bequem möglich ist", betont Klimaschutzministerin Leonore Gewessler.
Schnellere Nordbahn zwischen Wien und Gänsendorf
So erhält die Nordbahn von Wien-Süßenbrunn bis zur Staatsgrenze einen umfassenden Modernisierungsschub. Die Gleise und Bahnanlagen werden so angepasst, dass höhere Zuggeschwindigkeiten und ein dichterer S-Bahn-Takt zwischen Wien und Gänserndorf möglich werden.
Bereits seit Oktober wird rund um den Bahnhof Deutsch-Wagram kräftig gebaut. Damit die Züge in Zukunft schneller durch den Bahnhof fahren können, muss die Lage der Gleise verändert werden. Deshalb versetzen die ÖBB auch Weichen und errichten die Oberleitungsanlage neu. Damit der Bahnbetrieb trotz Bauarbeiten aufrecht erhalten werden kann, errichten die ÖBB provisorische Bahnsteige, damit – auch während der Arbeiten – zwei Bahnsteige zur Verfügung stehen. Im Rahmen der Modernisierung wird auch die Park&Ride-Anlage Süd erweitert und modernisiert.
Ganzjahressperre der L13 angekündigt
Die neue Gleislage und die Ausstattung der Bahnstrecke mit einer neuen Oberleitung hat Auswirkungen auf den Straßenverkehr, denn die Brücke der Bockfließer Straße, die über die Bahnstrecke führt, muss erneuert werden. Die Bockfließer Straße (L13) ist deshalb von 12. Jänner bis 15. Dezember 2024 für den Straßenverkehr komplett gesperrt.
Fußgänger können die Bahn über einen provisorischen Übergangssteg queren. Eine großräumige Umleitung für den PKW- und LKW-Verkehr verläuft über die L6, Pillichsdorf, Großengersdorf, Bockfließ und die L13. Einzelne Buslinien werden innerorts umgeleitet.
Auf der S-Bahn-Wien-Stammstrecke zwischen Wien Meidling und Wien Floridsdorf läuft die im Herbst gestartete Modernisierung mit den ersten Bahnsteigverlängerungen in den Haltestellen Handelskai und Traisengasse weiter.
Auch die rund 44 km lange Kamptalbahn wird weiter ausgebaut. Nachdem die neuen Bahnsteige in Langenlois und Horn bereits in Betrieb genommen werden konnten, bekommt die Haltestelle Gobelsburg bis Dezember 2024 ein "Upgrade". Weiters wird die Strecke zwischen Horn und Rosenburg erneuert.
Für die Modernisierung und Elektrifizierung der Traisental- sowie der Erlauftalbahn laufen 2024 die Planungen weiter. Auch bei der Mattersburger Bahn, 2025 ist Baustart.
Kaiserzeit-Gleise in OÖ werden erneuert
In Oberösterreich arbeiten die ÖBB parallel an mehreren Ausbauprojekten entlang der Weststrecke: Die Westseite des Linzer Hauptbahnhofs und der Abschnitt Marchtrenk bis Wels sind in Bau. Dort laufen die Arbeiten auf Hochtouren planmäßig weiter. Mitte des Jahres ist nun auch der Baubeginn für den Abschnitt Linz bis Marchtrenk vorgesehen. Damit ist der gesamte rund 24 km lange Abschnitt von der Linzer Westausfahrt bis Wels in Bau. Rund 110 Mio. Euro werden investiert, um die zweigleisige Strecke aus der Kaiserzeit für den Bahnverkehr der Zukunft viergleisig auszurüsten.
Anfang 2024 ist der Startschuss für den Ausbau des Güterterminal Wels geplant. Umfangreiche Services an Gleisen, Weichen und Schotterbett an der Weststrecke zwischen Amstetten und St. Valentin sowie zwischen Marchtrenk und Wels und in Schwanenstadt führen von 1. bis 30. August 2024 zu Streckensperren. Ein Schienenersatzverkehr wird eingerichtet. Fernverkehrszüge zwischen Wien und Salzburg fahren mit geänderten Fahrplänen.
Koralmbahn und Semmering-Basistunnel auf Zielgerade
Die Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt befindet sich im letzten Zielsprint. Während der Kärntner Abschnitt von Klagenfurt bis St. Paul im Lavanttal für den Nahverkehr bereits in Betrieb genommen wurde – "Heute" hat berichtet –, werden in der Steiermark bis Ende des Jahres alle Hauptbautätigkeiten abgeschlossen. Beim Semmering-Basistunnel gehen die Arbeiten ebenfalls auf Hochtouren voran: Mit Jahresbeginn sind noch weniger als 600 Meter Tunnel zu graben, fast 98 Prozent der 27,3 Kilometer sind geschafft. Im Grazer Stadtgebiet wird außerdem die Unterführung Peter-Tunner-Gasse ab Jänner fit für die neue Südstrecke gemacht. Altersbedingt muss hier ein neues Tragwerk errichtet werden. Bereits fertig wird im Frühjahr der modernisierte Bahnhof Wartberg.
Auch abseits der Südstrecke tut sich in der Steiermark einiges: Anfang 2024 starten erste Vorarbeiten für die Elektrifizierung der Steirischen Ostbahn zwischen Graz und der ungarischen Staatsgrenze. Auch die Ennstalstrecke wird ab 2024 modernisiert. Den Auftakt bildet eine neue Verkehrstation in Hüttau, die schon Ende des Jahres in Betrieb genommen wird.
Fahrplanänderungen in Salzburg
In Salzburg wird seit dem Frühjahr 2022 intensiv an der Sanierung der Eisenbahnbrücken über die Salzach bei Lend und die Lender Landesstraße gearbeitet, die seit über 100 Jahren für zuverlässige Verbindungen sorgen. Nachdem im Mai 2023 die Brücken auf Gleis 1 erfolgreich in Betrieb genommen wurden, laufen derzeit die Bauarbeiten der Brücken auf Gleis 2. Die Eingleisigkeit zwischen Schwarzach St. Veit und Lend besteht von Montag (8. Jänner) bis 8. Juni 2024.
Die Lender Landesstraße (L270) ist im Bereich Kenlach noch bis 26. Juli gesperrt.
In dieser Zeit sind Fahrplanänderungen notwendig, zum Beispiel fahren Züge ab Saalfelden bzw. Bischofshofen früher ab. Bei einigen S-Bahn-Zügen ist in Zell am See ein Umstieg erforderlich. Die Fahrgäste werden gebeten, den Sonderfahrplan zu beachten, der auf oebb.at sowie über die Fahrplanauskünfte und SCOTTY mobil verfügbar ist.
BILDERSTRECKE: Gute Nacht! So sehen die neuen ÖBB-Nightjets aus:
Bis zum 17. März ist kein Schienenersatzverkehr geplant. Danach sind aufgrund weiterer Baumaßnahmen auf der Strecke jedoch Änderungen im Sonderfahrplan zu erwarten. "Die ÖBB werden die Fahrgäste rechtzeitig über die Details informieren", heißt es von Seiten der Bundesbahnen.
Tauerntunnel acht Monate lang gesperrt
Das Herzstück der Tauernstrecke ist der 113 Jahre alte Tauerntunnel, welcher ab Ende 2024 innerhalb von acht Monaten umfassend modernisiert wird. Die Komplett-Sperre des Tauerntunnels ist von 18. November bis 4. Juli 2025 erforderlich. Danach ist ein eingleisiger Betrieb möglich. Ab 14. Juli wird der Tunnel wieder komplett freigegeben.
Die Gesamtsperre des Tauerntunnels bietet die Möglichkeit, die Attraktivierung des Gasteinertals gebündelt und mit möglichst geringen zusätzlichen Einschränkungen durchzuführen. 2024 startet daher die Modernisierung der Bahnhöfe Hofgastein, Bad Gastein und Dorfgastein. Die umfassenden Arbeiten werden bis 2027 dauern.