Fleisch, Medikamente & Co.

Baustellen-Chaos: Österreichs Versorgung in Gefahr

Alarmstimmung bei den Spediteuren. Sie warnen, schon bald könnten Regale in Geschäften leer bleiben.

Newsdesk Heute
Baustellen-Chaos: Österreichs Versorgung in Gefahr
Schon jetzt ein typisches Bild: Lkw-Stau auf der Nord-Süd-Achse durch Tirol. Die Transport-Branche befürchtet, es wird bald viel schlimmer.
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Aufschrei der Logistikbranche. Die "Versorgungssicherheit Österreichs ist gefährdet", warnen Spediteure. Es ist kaum vorstellbar, aber auch lebenswichtige Produkte könnten bald zur Mangelware werden.

"Es betrifft eigentlich alle Warengruppen, auch Lebensmittel. Bei Frischwaren bekommen wir bald ein Problem", sagt Oliver Wagner, Geschäftsführer des Zentralverbands Spedition & Logistik, zu "Heute". Betroffen sind laut seinen Darstellungen hauptsächlich Waren, die wir aus Deutschland und Italien beziehen.

"Rindfleisch könnte vergammelt sein, bis es da ist"

Ein konkretes Beispiel: "Rindfleisch könnte vergammelt sein, bis es da ist." Anderes realistisches Szenario: Wer sein Auto in die Werkstatt bringt, wird es nicht schon am nächsten Tag abholen können, "auf Ersatzteile werden wir schon bald viel länger warten müssen", sagt Wagner.

Alarm auch für die Gesundheit: "Schon jetzt gibt es in der Pharma-Branche Probleme mit Lieferungen". Es fehlen derzeit mehr als 500 verschiedene Arzneimittel bei uns. "Doch es wird noch viel schlimmer", prophezeit Wagner. Medikamente könnten bald im Stau stehen, statt in den Lagern unserer Apotheken und Spitäler.

Grund für das drohende Transport-Chaos sind zahlreiche gleichzeitige Baustellen. Sie blockieren oder verlangsamen wichtige Verkehrswege.

Das sind die größten Baustellen

  • In diesen Tagen startet das Sanierungsprogramm der Deutschen Bahn inklusive einer geplanten Totalsperre – auch auf der wichtigen Strecke über das Deutsche Eck. Deswegen und wegen allgemeiner Kapazitätsprobleme können laut Spediteuren viel zu wenig Güter auf die Schiene verlagert werden.
  • Brennerautobahn: Ab 2025 wird massiv saniert, die Luegbrücke (Gries am Brenner) wird komplett neu gebaut. Dauer: Drei Jahre.
  • Tauernautobahn: Ab 2027 geplant ist die Sanierung des Tauerntunnels. Die zweite wichtige Nord-Süd-Route wird stark beeinträchtigt.
  • A8 (München-Salzburg) – 28 Brücken werden saniert.

Spediteurs-Vertreter Wagner: "Das wirklich Ärgerliche ist, dass alles gleichzeitig und unkoordiniert geschieht. Das ist eine Zumutung."

Werden Produkte noch teurer?

Die Folge sind dann nicht nur Güter, die knapp werden, sondern auch die Preise für die vorhandenen Waren werden steigen, sagt Oliver Wagner. Und: "Es wird auch zu wesentlich mehr Emissionen führen, wegen der großen Umwege, die wir fahren müssen."

"Wir haben keine Lösung für dieses Szenario", klagt Wagner, "unsere Branche ist gebeutelt. Den Ukraine-Krieg, die Angriffe der Houthis im Roten Meer - das haben wir alles passabel geschafft. Das jetzt ist aber eine Zumutung."

Wagner übt konkret Kritik am Verkehrsministerium: "Das ist die oberste Behörde, man sollte hier den Warenfluss aufrecht halten. Aber es gab scheinbar keine Koordination mit Deutschland und Italien."

Ministerium: "Mit unseren Nachbarn im Austausch"

Aus dem Ministerium heißt es dazu gegenüber "Heute", dass man die Aktivitäten sehr wohl grenzüberschreitend koordiniert habe: "Die Verkehrssituation bei den angesprochenen Verkehrsrouten steht vor großen Herausforderungen. Klar ist: nur wenn es gut abgestimmte Maßnahmen gibt, kann ein angemessener Transport des Personen- und Güterverkehrs, sowohl im deutschen als auch im eigenen Verkehrsnetz, gewährleistet werden. Das tun wir und dazu sind und waren wir auf allen Ebenen mit unseren Nachbarn im Austausch."

Die Erweiterung des Bahnnetzes soll künftig Erleichterung bringen: "Nur ein gut ausgebautes Schienenverkehrsnetz kann für eine langfristige Entspannung der Situation vor Ort sorgen. Hierzu muss Deutschland sein Verkehrsnetz ins 21. Jahrhundert holen, entsprechend sanieren und für stabilen Verkehr sorgen", so das Ministerium.

Kein Ausweichen möglich

Die Frächter bleiben aufgrund der Situation dennoch verzweifelt: "Es gibt keine Ausweichmöglichkeiten mehr - vor allem im Brenner-Korridor." Und weiter: "Die Lkw-Branche zahlt eine Milliarde Euro alleine an Maut. Da erwarten wir uns Lösungen."

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