Reinhard Steurer
"Bankrotterklärung" – Klima-Professor teilt heftig aus
Der Februar 2024 ist viel zu warm und verlegt den Frühlingsbeginn massiv nach vorne. Experten sprechen von einer "Bankrotterklärung des Winters".
Die Schneeglöckchen und Krokusse stehen vielerorts bereits in voller Blüte, auch die Haselkätzchen sind bereits geöffnet. Sie sind Zeigerpflanzen für den phänologische Vorfrühling. Dieser beginnt in den letzten Jahren immer früher vor seinem meteorologischen (1. März) und kalendarischen Start (21. März). Grund dafür ist der auch heuer wieder außerordentlich warme Februar.
"Alles treibt aus, als wär schon Frühling. Der Februar ist in Ostösterreich bisher 8 (!) Grad wärmer als normal", teilte ORF-Meteorologe Daniel Schrott diese Woche via X mit. Die aktuellen Temperaturen seien ihrer Zeit "zwei Monate voraus".
Österreichweit ist laufende Monat laut den Messdaten der GeoSphere Austria um +7,3 Grad wärmer als das Klimamittel 1961-1990.
"Für manche mag das angenehm sein, bei Bauern geht dagegen schon die Angst um. Stichwort Spätfrost", so der Wetter-Experte.
Auch das sei der Veränderung des Klimas geschuldet, erklärt der gebürtige Südtiroler: "Im früheren Klima war Frost im März normal". Im aktuellen und sich stark verändernden Klima sei ein Frost im März (und April) aber mittlerweile "definitiv ein Spätfrost".
Schneelose Alpen-Dörfer
Schrott legte dann am Samstag noch einmal nach: "Dieser Februar ist eine Bankrotterklärung des Winters, in jeglicher Hinsicht." Dazu veröffentlichte er eine Webcam-Aufnahme der schneelosen Gemeinde Kals am Großglockner (1.336 m ü.A.). Nur die Gipfel der Umgebung sind noch sichtbar angezuckert.
"Nichts außer Feenstaub und Techno-Einhörner"
Reinhard Steurer, BOKU-Professor für Klimapolitik, griff diesen Sager auf, formulierte daraus eine scharfe Kritik: "Die Bankrotterklärung des Winters ist eigentlich eine Bankrotterklärung von uns als Gesellschaft, weil wir dem nichts entgegenzusetzen haben."
"Nichts außer Feenstaub und Techno-Einhörner", beklagte er die politischen Forderungen etwa seitens ÖVP oder FDP nach "technologieoffenem" Klimaschutz, die oftmals bestenfalls als Nebelgranaten verbucht werden können. "Moral? Fehlanzeige", beendet Steurer zerknirscht sein Kommentar.
Ozeantemperaturen auf Rekordniveau
Durch den erstarkten El Niño obendrauf auf die menschenverursachten Erderwärmung dürfte 2024 insgesamt ordentlich an den bisherigen Hitzerekorden rütteln.
"Der Planet erwärmt sich immer schneller. Wir sehen einen rasanten Anstieg der Temperaturen in den Ozeanen, die der größte Hitzespeicher des [weltweiten] Klimas sind", wird der britische Meeresforscher Joel Hirschi im "Guardian" zitiert.
Die erste Februarwoche 2024 war an der Meeresoberfläche bereits heißer als alle früheren in der Geschichte der Aufzeichnungen.