"Heute"-Reportage

Bandenkrieg in Wien: "Sie schossen auf mein Auto!"

Seit Wochen tobt ein Krieg der Gangs in Wien. Tschetschenen und Syrer bekämpfen sich mitten in Wohngebieten. "Heute" besuchte Anrainer der Hotspots.

Annika Fried
Bandenkrieg in Wien: "Sie schossen auf mein Auto!"
Akribische Ermittlungen führten zu zwei Festnahmen - dennoch haben viele Anrainer Angst.
Sabine Hertel

Wien steht noch immer im Bann des blutigen Banden-Terrors der vergangenen Wochen. Der Konflikt zwischen Syrern und Tschetschenen eskaliert mitten im dicht besiedelten Wohngebiet. Brennpunkte sind die Brigittenau (20. Bezirk), Meidling (12.) und Favoriten (10.).

"Heute" begab sich in einem der Hotspots auf Lokalaugenschein. "Wir werden auf jeden Fall hier wegziehen, die ganze Familie", sagt uns Georgef (18 Jahre alt). Er lebt direkt am Schauplatz der blutigen Auseinandersetzung, Anfang Juli kam es hier zu einer wahren Gewalt-Orgie. Am Anton-Kummerer-Park in der Brigittenau stachen zwei Gangs (Syrer und Tschetschenen) mit Messern aufeinander ein. Auch Schüsse wurden abgegeben.

Geschwister gehen nicht mehr außer Haus

"Ich habe mitbekommen, als die Syrer und Tschetschenen damals gekämpft haben und auf Autos und Bäume geschossen haben. Ich fühle mich hier nicht mehr wohl. Ich habe mehrere Geschwister, die gehen jetzt nicht mehr raus zum Park, außer mit den Eltern", sagt der besorgte Georgef.

Georgef hält es nicht mehr aus, will wegziehen aus dem Problem-Grätzel.
Georgef hält es nicht mehr aus, will wegziehen aus dem Problem-Grätzel.
heute.at

"Abgeschlachtet bei der Jägerstraße"

Im Gespräch erinnert sich Georgef an zahllose Gewalt-Ausbrüche: "Vor ein paar Monaten wurde einer abgeschlachtet bei der Jägerstraße, eine Frau wurde vergewaltigt beim Leipziger Platz und jetzt diese Schießerei, es geht immer weiter und weiter, es wird nie aufhören, glaube ich. Ich sehe manchmal Leute dealen, aber ich sage nichts dazu."

Klaus (Name geändert) will gerade sein Wohnhaus betreten, als wir ihn ansprechen: "Mein Auto wurde damals angeschossen!", sagt er zu "Heute". Und dann: "Den Schaden muss ich jetzt selbst bezahlen, der Ludwig (Anm.: er meint SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig) zahlt das sicher nicht und die Versicherung steigt aus. Ich bin so angefressen!" Die Angst geht um, seine Freundin will nicht mehr in die Gegend kommen.

Franz: "Geh weg vom Fenster, sonst bist tot!"
Franz: "Geh weg vom Fenster, sonst bist tot!"
heute.at

Franz (65) bekam die Gewalt-Eskalation im Park hautnah mit: "Ich hab sie streiten gehört und dann die Schießerei. Meine Frau wollte zum Fenster, aber ich hab gesagt: 'Geh vom Fenster weg, weil sonst bist tot auch noch.'"

Täglich wird an die Gewalt erinnert

Wir treffen wenig später auf einen Mann, der im Nebenhaus wohnt.  Am Boden davor sind noch immer die roten und gelben Markierungen der Spurensicherung zu sehen. "Wenn sie diese Spuren wenigstens weggeben würden, müssten wir uns nicht immer an die Szenen erinnern", sagt er.

Am Boden noch immer die Markierungen der Ermittler - auch noch Wochen später.
Am Boden noch immer die Markierungen der Ermittler - auch noch Wochen später.
heute.at

"Dealen ist ganz normal"

Drogen scheinen im Viertel ein großes Problem zu sein. Ein weiterer Mann mit Vornamen Franz (76 Jahre alt) beschreibt: "Ich bin sehr viel im Bezirk unterwegs und bemerke immer wieder, dass bei der U-Bahn-Station Spittelau sehr viele Leute herumlungern, da geht’s hundertprozentig um Drogengeschäfte." Er klagt über zu wenig Polizei-Präsenz.

Gerit (62) gibt ihm recht: "Dass da gedealt wird, ist normal. Das ist auf der ganzen U6 ist das gang und gäbe." Auch Abdulah (25) macht sich Sorgen: "Es ist schon unsicher in diesem Bezirk, vor allem für die Frauen und Kinder. Das macht mir wirklich sehr zu schaffen."

Franz: "Da geht's auch um Drogengeschäfte"
Franz: "Da geht's auch um Drogengeschäfte"
heute.at

Ermittler: "Neue Qualität von Gewalt in Wien"

Am Freitag kann die Polizei einen Erfolg im Kampf gegen die Banden melden: Zwei der bei der Messerstecherei und Schießerei involvierten Gang-Mitglieder sind gefasst - es sind Syrer, 19 und 34 Jahre alt. Sie gehören der berüchtigten "505" Bande an.

Es kommt zu einer "neuen Qualität der Gewalt in Wien", wie Dietmar Berger vom Landeskriminalamt (LKA) sagte. Was der stellvertretende Leiter des Ermittlungsdienstes meint: Es wird immer gefährlicher. Echte Schüsse, Messer, Pfefferspray und Schreckschusspistolen in einem Fight, das ist neu in Wien.

Polizisten aus anderen Bundesländern helfen in Wien

Die Sorge der Wiener ist groß. Viele glauben, die Gewaltwelle kann sich auch auf andere Gebiete ausweiten. "Heute" fragte bei der Wiener Polizei nach: "Die polizeilichen Schwerpunktmaßnahmen richten sich grundsätzlich auf jene Gebiete, wo es in der Vergangenheit zu Konflikten gekommen ist. Nichtsdestotrotz wird auch ein Augenmerk auf das gesamte Wiener Stadtgebiet gelegt."

Der Kampf gegen die Banden wird immer intensiver geführt. Derzeit werden zur Verstärkung auch Beamte aus anderen Bundesländern eingesetzt, "Eine länderübergreifende Unterstützung bei größeren Amtshandlungen ist eine Möglichkeit, temporär weitere Polizeikräfte einzusetzen, dies zeigt grundsätzlich Wirkung."

Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, ob sich die Lage beruhigt.

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    <strong>22.12.2024: Einwegpfand kommt – das wird ab Jänner neu bei Spar</strong>. Um Verwirrung zu vermeiden, setzt Spar ab Jänner auf speziell ausgebildete Pfandberater. <a data-li-document-ref="120078758" href="https://www.heute.at/s/einwegpfand-kommt-das-wird-ab-jaenner-neu-bei-spar-120078758">170 Getränkeartikel mussten überarbeitet werden.</a>
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    SPAR/ Peakmedia Dominik Zwerger

    Auf den Punkt gebracht

    • In Wien herrscht ein Bandenkrieg zwischen Tschetschenen und Syrern, der sich in Wohngebieten abspielt
    • Die Gewalt hat Anwohner verängstigt und zu Aussagen über Drogenhandel und zu wenig Polizeipräsenz geführt
    • Die Polizei hat zwei Mitglieder der 505 Bande gefasst, aber die Sorge vor einer Ausweitung der Gewalt bleibt bestehen
    • Die Polizei verstärkt ihre Maßnahmen und erhält Unterstützung von Beamten aus anderen Bundesländern, um die Situation unter Kontrolle zu bringen
    AF
    Akt.