Behörden schlagen zu
Balkan-Banden überführt! Sprengstoff, Drogen & Mord
Die heimischen Behörden führen umfassende Ermittlungen gegen kriminelle Clans, dessen Machenschaften bis nach Österreich führen.
Im November 2020 wurde in Kooperation mit dem Bundeskriminalamt (BKA) sowie dem LKA Steiermark und LKA Burgendland die Arbeitsgemeinschaft Alpha-Pannonia gegründet. Das Ziel: Kriminelle Organisationen aus dem Balkan das Handwerk legen.
Die Bilanz nach vier Jahren spricht für sich: Vier Ermittlungsstränge führten zu 73 Festnahmen aus mehreren Staaten. Wie Andreas Holzer, Direktor des BKA, am Mittwoch verriet, reichten die Verbindungen über den Balkan hinaus in die Türkei, die Slowakei, Tschechien und Deutschland.
Ein Großteil der Täter ist bereits verurteilt – mindestens vier kriminelle Gruppierungen wurden zerschlagen. Im Zuge der Ermittlungen wurde ein Auftragsmord geklärt, rund eine halbe Tonne Drogen sowie 4,5 Kilo Sprengstoff samt Zünder sichergestellt, wie die APA berichtet.
70 Morde – auch vor Wiener Restaurant
32 Festnahmen gehen allein auf die Operation "Alpha" zurück, die sich unter anderem mit dem Krieg zweier Clans aus Kotor (Montenegro) beschäftigte. Mittlerweile sollen 70 Morde mit der Auseinandersetzung im Zusammenhang stehen.
Der Konflikt reichte auch in die Wiener Innenstadt. So kam es im Dezember 2018 zu einem Mord vor dem Restaurant Figlmüller. Ein 32-Jähriger wurde damals erschossen, eine weitere Person verletzt.
Auftragsmörder in Graz
Die Ermittlerinnen und Ermittler konnten auch einen Auftragsmord aus dem Jahr 2015 in der Stadt Budva aufklären. Dort wurde ein führendes Mitglied des Skaljar-Clans von einem Killer des Kavac-Clans mit einem Scharfschützengewehr erschossen. Da der Mörder gestört wurde, ließ er bei der Hafenmauer, wo er auf sein Opfer zielte, Patronenhülsen zurück.
Die DNA-Spuren führten zu einem Bosnier, der sich im Raum Graz mit Immobilien eine Existenz aufbauen wollte. Er wurde in der Steiermark verhaftet. Zuvor hat er sich ein Jahr in Südafrika aufgehalten. Laut dem steirischen Ermittler Erich Schnedl sind dort viele Söldner aus Balkanstaaten. Dort veranstalten sie oder absolvieren sie Scharfschützen-Ausbildungen.
Drogen-Kooperationen
Im Zuge der Operation Alpha wurde auch eine industrielle Cannabis-Plantage mit 1.500 Stauden sowie zwei Crystal-Meth-Labore ausgehoben. Mit dem sichergestelltem Kokain und Heroin kam man auf insgesamt 218 Kilogramm Drogen.
Die Beamten fanden zudem zahlreiche Querverbindungen zwischen den Gruppen, die teilweise ihre Drogenlager gemeinsam nutzten. Auch Suchtgiftimporte aus Südamerika wurden zusammen bestellt. Diese kamen in Containern bei niederländischen Häfen an, wo sie aufgeteilt und weitertransportiert wurden. Mittelsmänner in Südamerika waren beispielsweise Personen aus den Balkanstaaten.
Waffenschmuggel
BKA-Direktor Holzer nach gehe Drogenschmuggel "auch oft" mit Waffenschmuggel einher. 4,5 Kilogramm militärischer Sprengstoff wurden im Zuge der Operation "Hexogen" sichergestellt, Zünder, Zündschnur und vier Auslösesysteme inklusive. Man vermutet, dass die explosive Ware verkauft werden soll. Laut Schnedl gebe es in vielen Balkan-Haushalten noch große Bestände an Waffen und Sprengmittel aus Kriegszeiten.
Schmuggelgut wurde auch bei der Operation "Vogue" sichergestellt, diesmal unter burgenländischer Leitung. "Eine albanische Tätergruppe schmuggelte Cannabiskraut in Möbelschränken verbaut", so Gerhard Braunschmidt, Leiter des burgenländischen LKA. Marihuana wurde demnach geerntet, im Kosovo umgeladen und später in Serbien von Tischlern getarnt, bevor es weiter geschmuggelt wurde.
28 Festnahmen wurden in diesem Zusammenhang vor allem im österreichisch-slowakischen Grenzgebiet durchgeführt. Hunderte Kilogramm Gras wurden sichergestellt. Der Strippenzieher lieferte sich mit kosovarischen Polizisten eine Schießerei und konnte fliehen. In Belgien konnte er schlussendlich per europäischen Haftbefehl geschnappt werden. Gegen ihn läuft in Wien der Prozess – ihm drohen 20 Jahre oder lebenslange Haft.
Messsenger-Überwachung: "Wir brauchen das wirklich"
Wie auch bei der Operation "Achilles" stoßen die Ermittler der AG Alpha-Pannonia auf Krypto-Messengerdienste. Die behördlichen Untersuchungen zeigten laut Holzer, dass man die Überwachung solcher Nachrichtendienste benötigt.
"Wir sind in Europa das gallische Dorf, in der Überwachung aber ohne Zaubertrank. Wir brauchen das wirklich", sagt Holzer. Mit dieser Überwachung, könnte man viel mehr erreichen. So müsse man sich auf die "Old-School-Kompetenzen" verlassen.
Auf den Punkt gebracht
- Österreichischen Behörden haben die Arbeitsgemeinschaft Alpha-Pannonia gegründet, um gegen kriminelle Balkan-Clans vorzugehen
- In den letzten vier Jahren führten die Ermittlungen zu 73 Festnahmen und der Zerschlagung von mindestens vier kriminellen Gruppierungen
- Dabei wurden eine halbe Tonne Drogen, 4,5 Kilo Sprengstoff und Verbindungen zu 70 Morden aufgedeckt
- Darüber hinaus wurden auch Fälle von Waffenschmuggel und Drogenkooperationen aufgedeckt
- Die Ermittler stoßen dabei auf Krypto-Messengerdienste und betonen die Notwendigkeit der Überwachung solcher Nachrichtendienste