Kläranlage zu klein

Badeverbot in Lignano wegen Fäkal-Bakterien

Die Kläranlage des beliebten Badeortes Lignano in Italien soll den Besucheransturm im Sommer nicht bewältigen können, prangert das Dossier-Magazin an.

Heute Life
Badeverbot in Lignano wegen Fäkal-Bakterien
Im vergangenen Sommer wurde in Lignano wegen E-coli-Bakterien ein Badeverbot verhängt.
Stefanie Oberhauser / EXPA / picturedesk.com

Bereits zum 35-mal in Folge wurde Lignano mit dem "Blue Flag"-Award für saubere Wasserqualität von der Foundation for Environmental Education ausgezeichnet. Doch dabei gibt es einen Haken, wie das "Dossier"-Magazin ortet. Demnach wurden die Wasserproben vor dem ersten Urlauberansturm am Pfingstwochenende entnommen. Zufall? Möglich.

Fest steht jedoch, die Kläranlage des beliebten Hausmeisterstrandes in Italien ist nicht für 257.000 Menschen ausgelegt. So viele Feierwütige sollen sich laut italienischen Medien zwischen 17. und 20. Mai in dem Badeort mit etwa 7.000 Einwohnern gedrängt haben.

Die Folge fließt ins Meer

Die örtliche Kläranlage kann nur rund 720.000 Liter Wasser täglich bewältigen. Dies geht aus Dokumenten der Zentraldirektion für Umweltschutz, Energie und nachhaltige Entwicklung im Auftrag der oppositionellen Fünf-Sterne-Bewegung, die der "Kleinen Zeitung" vorliegen, hervor. Doch durchschnittlich sollen täglich 921.000 Liter fließen.

Zu viel, das Abwasser kann nicht neu aufbereitet werden und fließt im Fall der Kläranlage von Lignano verschmutzt ins offene Meer.

Badeverbot, Muscheln nicht genießbar

Womöglich der Grund, warum die regionale Umweltbehörde im vergangenen Sommer wenige hundert Meter vor der Küste E-coli-Bakterien in einer erhöhten Konzentration registrierte. Mit 1.013 KBE pro 100 ml war der in Italien zulässige Grenzwert um das Doppelte überschritten. Das Baden wurde damit ausgerechnet Mitte Juni verboten.

Escherichia coli ("Kolibakterium") – was es ist und was es bewirkt
Escherichia coli ist ein gramnegatives Bakterium, von dem es verschiedene Stämme gibt. Einige davon leben natürlicherweise im Darm gesunder Menschen. Andere E. coli-Stämme können dagegen Infektionen auslösen, etwa im Verdauungs- oder Harntrakt.
Laut Gesundheitsministerium beginne die Erkrankung in der Regel mit wässrigen Durchfällen, die im Verlauf der Erkrankung zunehmend wässrig-blutig werden. Begleitsymptome sind Übelkeit, zunehmende Bauchschmerzen, selten Fieber und Erbrechen. Säuglinge, Kleinkinder, alte Menschen und abwehrgeschwächte Personen erkranken erfahrungsgemäß häufiger schwer.

Im selben Jahr hatten Untersuchungen von Molluskenfängen eine erhöhte Konzentration von Kolibakterien ergeben. Die Gesundheitsbehörde verhängte daraufhin ein Fangverbot und untersagte teilweise den Verkauf lokal geernteter Muscheln.

Nicht das erste Mal

Das sieht Paolo De Alti von der Abteilung für Wasserwirtschaft der Region Friaul-Julisch Venetien jedoch anders. "Die Anlage ist in der Lage, ihre Funktion auch zu Spitzenzeiten zu erfüllen", erklärt er gegenüber der "Kleinen Zeitung". Außerdem würden die Abflüsse aus der Kläranlage weniger als 0,02 Prozent der Abflüsse in die Lagune ausmachen. Damit könne das Abwasser von Lignano "keinen großen Einfluss auf das Gleichgewicht des Lagunensystems haben".

Tatsächlich kam es aufgrund der Grenzwertüberschreitung der Escherichia-coli-Bakterien im Jahr 2022 zu einem Badeverbot an meheren Stränden in der Region Emilia Romagna. Von nebenan in der Region Friaul-Julisch Venetien - wo auch Lignano liegt - gab es damals keine Meldungen.

red
Akt.