So grausam ist der Klimawandel
Baby-Pinguin-Wunder in Antarktis endet in Katastrophe
Vier Monate lang überlebte eine Kolonie von tausenden Baby-Pinguinen auf einem Mini-Eisberg. Nun scheint es traurige Gewissheit: Die Tiere sind tot.
Ende September konnte der britische Antarktis-Forscher Peter Fretwell eine freudige Sensation verkünden: Küken einer Kaiserpinguin-Kolonie in der Antarktis überlebten vier Monate lang, obwohl sie mutterseelenallein auf einem kleinen Eisberg festsaßen.
Ohne Eltern auf abgebrochenem Eisberg
Getrennt von ihren Eltern, die auf Nahrungssuche waren, meisterten sie die klirrende Kälte von minus 60 Grad Celsius und stellten die Forscher damit vor ein Rätsel. Sie sind mit "knapper Not davongekommen", erklärt Fretwell von der British Antarctic Survey der "Daily Mail".
Baby-Pinguine tauchten auf Satellitenbild auf
"Wir wissen nicht, wie sie das gemacht haben", sagt er weiter. "Sie hatten großes Pech, daher war ich sehr erleichtert, als sie auf dem Satellitenbild auftauchten und einigermaßen gesund aussahen", so Fretwell, der ein Wechselbad der Gefühle erleben sollte.
Babys ertrunken oder erfroren
Doch er warnte auch, dass sie damit noch nicht über den Berg seien. Leider sollte er recht behalten. "Wir gehen davon aus, dass alle Küken ins Wasser gefallen und ertrunken oder an Unterkühlung gestorben sind", sagte der Polarforscher nun zur Bild-Zeitung.
Riesiges Stück Schelfeis war abgebrochen
Was war passiert? Ende Mai des Jahres brach "Eisberg A-83" aufgrund der Erderwärmung ab und trieb ab. Das Problem: Auf ihm saß die komplette Brut einer Kaiserpinguin-Kolonie – und kleine Küken sind auf ihre Eltern angewiesen.
Sie haben zwar ein flauschiges Gefieder, das sie gut vor Kälte schützt. Allerdings sind diese Federn noch wasserdurchlässig, und schwimmen können sie auch noch nicht.
Küken überlebten Antarktischen Winter
Dann kam der Antarktische Winter und vier Monate Dunkelheit. Auch für die Forscher, denn ohne Sonnenlicht war auf den Satellitenbildern nichts zu erkennen. Umso überraschter waren sie dann im September, als die Sonne in die Antarktis zurückkehrte.
Gesamtes Meereis weggebrochen
"Im September stellten wir mit Erleichterung fest, dass die Kolonie überlebt hatte und gesund aussah", erläutert Fretwill. Doch die Freude währte nicht lange. "Als wir das letzte Bild vom 7. Oktober erhielten, war klar, dass das gesamte Meereis weggebrochen war und es für die Brutkolonie keine Chance mehr gab."
Doch wenig später meldete sich der Forscher noch mal – dieses Mal mit einer besseren Nachricht. "Es ist nicht alles verloren – jedenfalls noch nicht", so der Brite.
Überreste der Küken-Kolonie entdeckt
Fretwell wertete die aktuellsten Bilder aus und entdeckte ein kleines Stück Eis, 20 mal 20 Meter groß. "Über dem abgebrochenen Eisberg befindet sich ein kleiner brauner Punkt, von dem ich ziemlich sicher bin, dass es sich um die Überreste der Kolonie handelt."
Wenig Hoffnung für die Küken
Doch Fretwill macht nicht viel Hoffnung: "Es mag dort noch Küken geben, aber die Situation ist äußerst prekär. Wenn das Meer wieder zufriert, besteht eine Chance, wieder zu stabilem Festeis zu gelangen. Geschieht dies jedoch nicht, driften sie ins Weddellmeer und ihre Überlebenschancen sind sehr gering."
„Es mag dort noch Küken geben, aber die Situation ist äußerst prekär.“
Kaiserpinguine werden aussterben
Ein Fakt bleibt: "An die Tausend Küken sind tot", schätzt Fretwell. Besonders tragisch ist, dass diese Kolonie schon mehrere Fehlschläge überwinden musste, bei denen sie jedes Mal ihre gesamte Brut verlor.
Die Kaiserpinguine sind insgesamt eine stark gefährdete Art. "Neueste Modelle zeigen, dass bis zum Ende dieses Jahrhunderts fast alle Kolonien ausgestorben sein werden", so der britische Forscher.
Auf den Punkt gebracht
- Eine Kolonie von Kaiserpinguin-Küken, die vier Monate lang auf einem abgebrochenen Eisberg in der Antarktis überlebte, ist nun größtenteils tot, da das Meereis weggebrochen ist und die Küken entweder ertrunken oder erfroren sind
- Forscher Peter Fretwell von der British Antarctic Survey betont, dass die Überlebenschancen der wenigen verbleibenden Küken äußerst gering sind und prognostiziert, dass die Kaiserpinguine bis Ende des Jahrhunderts fast vollständig ausgestorben sein werden