Nahost-Konflikt
Avigail (3) und Emily (9) stehen vor ihrer Freilassung
Die Hamas soll im Verlauf des Freitags 50 Geiseln freilassen. An erster Stelle kehren Kinder, Frauen und kranke Menschen nach Israel zurück.
48 Tage waren sie in der Gewalt der Hamas, nun gibt es für 50 der etwa 240 Verschleppten aus Israel einen Hoffnungsschimmer: Die Freilassung der Hamas-Geiseln soll am frühen Freitagmorgen beginnen, im Gegenzug hat Israel einer Feuerpause zugestimmt. Das weiss man bis jetzt zum Geiseldeal:
Avigail Idan (3) kommt frei
Behörden in Washington D.C. gaben bekannt, dass in den ersten vier Tagen der vereinbarten Waffenruhe drei US-Bürger freigelassen werden – darunter die drei Jahre alte Israelin Avigail Idan, die die doppelte Staatsbürgerschaft besitzt. Das Mädchen war am 7. Oktober von der Hamas im Kibbutz Kfar entführt worden, nachdem ihre Eltern Roi und Smadar ermordet worden waren.
Avigails beide älteren Brüder hatten Glück: Als die Islamisten das Haus der Idans stürmten, versteckten sich die Buben in einem Schrank. Avigail rannte in Panik zur Nachbarin. Die Terroristen stürmten anschliessend das Haus von Hagar Brodtz und nahmen die Frau und ihre drei Kinder sowie Avigail mit.
Emily Hand (9) kommt frei
Auf der Liste der Personen, die freikommen sollen, steht laut "Euronews" auch der Name Emily Hand. Das irisch-israelische Mädchen ist in Gefangenschaft neun Jahre alt geworden. Emily war im Kibbutz Be’eri verschleppt worden.
Die Familie war nach ihrer Entführung davon ausgegangen, dass Emily tot war. Ihr Vater hatte in einem CNN-Interview gesagt, dass die Leiche seiner Tochter gefunden worden sei. Über ihren Tod sei er erleichtert, sagte Tom Hand damals. "Sie wäre in einem dunklen Raum mit Gott weiss wie vielen Menschen. Und sie hätte jede Minute, jede Stunde, jeden Tag und möglicherweise auch die nächsten Jahre Angst. Der Tod war also ein Segen. Ein absoluter Segen", sagte Hand. Tage später erhielt er die aufwühlende Nachricht, dass seine kleine Emily in den Fängen der Terroristen sei.
Wer entscheidet, wer freikommt und wer noch warten muss?
Die Hamas entscheidet, wer am Freitag freikommt. Laut "La Stampa" hat die Terrororganisation vor einigen Tagen eine Liste aus Israel mit rund 100 Namen zur Auswahl erhalten. "In einer Art grausamer Lotterie behalten sich die Entführer das Recht vor, die Identität derjenigen, die nun freigelassen werden, erst einige Stunden im Voraus zu veröffentlichen", so die italienische Zeitung.
Wie müssen sich die israelischen Soldaten verhalten?
In einer ersten Phase des Geiseldeals sollen vor allem Kinder, Jugendliche und Frauen sowie kranke Menschen freikommen. Die Anweisungen an die israelischen Soldaten, die sich zunächst um die Kinder kümmern werden, seien sehr präzise, schreiben israelische Medien: So müssten sich die Männer bei den Kleinen mit ihrem Namen vorstellen und erklären, dass sie Soldaten Israels seien und dass ihre Aufgabe darin bestehe, sie zusammen mit ihren Lieben in Sicherheit zu bringen.
Wohin kommen die Geiseln dann?
Sechs grosse medizinische Zentren in Israel wurden in Alarmbereitschaft versetzt und angewiesen, separate Abteilungen einzurichten, wo diejenigen, die aus der Gefangenschaft in Gaza zurückkehren, körperlich und psychisch betreut werden. Israelische Behörden gehen davon aus, dass die Geiseln, die knapp sieben Wochen isoliert in Bunkern verbracht haben, traumatisiert sind.