Wirtschaft
Auto-Abgastests auch an Menschen durchgeführt
Um zu überprüfen, wie schädlich Abgase wirklich sind, mussten Affen stundenlang Abgase einatmen. Doch nicht "nur" Tiere wurden Tests ausgesetzt - auch Menschen.
Nach dem Bekanntwerden, dass Unternehmen für eine Studie Abgasests an Tieren durchgeführt hatte, steht drei deutsche Autokonzerne, Daimler, VW und BMW, in der Kritik.
"Wir sind der Überzeugung, dass die damals gewählte wissenschaftliche Methodik falsch war. Es wäre besser gewesen, auf eine solche Untersuchung von vornherein zu verzichten", teilte der VW-Konzern am Samstag mit. Daimler kündigte daraufhin weitere Untersuchungen an.
"Halten Tierversuche für abstoßend"
Die "New York Times" hatte am Wochenende aufgedeckt: Die Tests mit den Affen waren Teil einer Studie, die beweisen sollte, dass die Diesel-Schadstoffbelastung dank moderner Abgasreinigung erheblich abgenommen hat. "Wir halten die Tierversuche in der Studie für überflüssig und abstoßend", distanzierte sich Daimler von den Experimenten.
Doch laut "Stuttgarter Zeitung" griffen die Forscher bei ihren Tests nicht nur auf Affen zurück. Auch mit Menschen sollen Abgastests durchgeführt worden sein.
Menschen atmeten Reizgas ein
Demnach hätte die "Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor" (EUGT), gegründet 2007 gemeinsam von Daimler, VW, BMW und Bosch, einen Versuch unterstützt, bei dem Probanden dem Reizgas Stickstoffdioxid ausgesetzt wurden.
25 junge Personen sollen für die Studie, die schließlich im Jahr 2016 veröffentlicht wurde, an einem Institut des Uniklinikums Aachen über mehrere Stunden das Gas in unterschiedlichen Konzentrationen eingeatmet haben. Danach wurden die Probanden untersucht und ihre Werte auf das Gas überprüft.
Die Ergebnisse der Studie, so die Einschätzung der EUGT, hätte ergeben, dass keine Wirkung festgestellt werden konnte. Stickstoffdioxid (NO2) ist jener Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelange manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten.
Daimler zeigte sich am Sonntag entsetzt über das, was da im Namen der deutschen Autoindustrie geschah. "Wir distanzieren uns ausdrücklich von der Studie und der EUGT", erklärte der Stuttgarter Autohersteller zu den Menschenversuchen. (wil)