Neues Caritas-Projekt

Austausch, Hilfe: Hier treffen Geflüchtete aufeinander

Julia K. floh aus der Ukraine nach Wien. Beim Caritas-Projekt "What?" kann sie mit anderen Geflüchteten über Probleme, Fragen und Erlebtes sprechen.

Yvonne Mresch
Austausch, Hilfe: Hier treffen Geflüchtete aufeinander
Julia K. (48) aus der Ukraine nimmt an den Frauendialoggruppen der Caritas teil. Für sie ist es ein wichtiger Austausch mit Menschen, die Ähnliches erlebt haben. 
Caritas

Die Erinnerung an den Krieg sitzt tief: Bei Spaziergängen hörten wir die Raketen, ein Kilometer von unserer Wohnung entfernt schlugen sie ein. So kann man nicht leben, vor allem nicht mit Kindern. Es ist eine physische, aber auch mentale Gefahr", erzählt Julia K. Im März 2022 floh sie gemeinsam mit zwei ihrer drei Söhne (9 und 19 Jahre alt) aus der Heimat und kam nach Wien.

"Informationen gab es nur stückweise"

Nichts zu tun kam für die aktive Frau nicht in Frage. Sie besuchte Deutschkurse, engagierte sich in der Community. Aber dennoch - der Anfang war alles andere als leicht. "Es gab zwar viele Informationen, aber nicht gebündelt, immer nur stückweise. Und vieles war nicht digitalisiert", sagt sie. "Bekannte von mir wussten nicht mal, was das AMS eigentlich ist."

Im Herbst 2023 startete die Caritas Wien ein neues Projekt mit dem Titel "What?" (Wir haben Teil). In Frauendialoggruppen tauschen sich Geflüchtete, Frauen mit und ohne Migrationshintergrund über unterschiedlichste Themen aus. Moderiert und begleitet werden die Treffen von zwei Projektmitarbeiterinnen. Die Themen können von den Frauen und Leiterinnen ausgesucht werden, der Fokus liegt auf interkultureller Dialog, Gewaltprävention, Frauengesundheit und kritischer Mediennutzung.

"Gut zu sehen, dass man nicht alleine ist"

"Den teilnehmenden Frauen soll so die gesellschaftliche Teilhabe und der Anschluss an die Mehrheitsbevölkerung ermöglicht werden", erklärt Leiterin Sarah Seiwald. "An jedem Termin wird ein Thema besprochen und gefragt, wie es den Frauen damit geht, Tipps und Tricks ausgetauscht. Es entsteht Vertrauen, Ängste und Vorurteile werden abgebaut. Die Geflüchteten bekommen das Gefühl, willkommen zu sein." Fünf Termine finden pro Gruppe mit sieben bis zehn Frauen statt, jeder dauert etwa drei Stunden. Von der Studentin bis zur Pensionistin sei jeder dabei, so Seiwald. Bei Bedarf gibt es währenddessen auch Kinderbetreuung. 

Julia K. bedeuten die Gruppen viel: "Es ist eine Gelegenheit, Menschen aus Wien kennenzulernen, meine Sprachkenntnisse zu verbessern und sich auszutauschen." Bei anderen Angeboten scheitere es oft entweder an den Kosten oder - für eine Mutter - an der Uhrzeit. "Wir besprechen wichtige Themen, bekommen Informationen und sprechen über Probleme. Es ist gut zu sehen, dass man nicht alleine ist." 

Kostenloses Angebot

Am 15. Februar (Döbling) und 21. Februar (Hietzing) starten die nächsten Dialoggruppen. Das Angebot ist kostenlos, die Nachfrage aber auch dementsprechend groß, weiß Seiwald: "Wir könnten noch viele weitere Gruppen starten, aber dafür braucht es mehr Geld. Ich denke, die Situation der Leute ist noch nicht genug in der Politik angekommen. Man dachte, die Ukrainer werden wieder zurückgehen. Aber das ist nicht so." Auch an Deutschkursen mangle es, was Julia K. nur bestätigen kann. Sie selbst hat auch vor zu bleiben: "Kiew ist nicht sicher und ich muss über meine Entwicklung hier nachdenken", so die Steuerberaterin. "Ich will Deutschkurse machen und später hier in meinem Gebiet arbeiten." Wer sich für die nächsten Kurse anmelden oder Infos bekommen möchte, kann ein Mail an [email protected] schicken.

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