Saharastaub in Massen
"Außergewöhnliche" Wüsten-Walze überrollt jetzt Europa
In Europa wird aktuell eine außergewöhnlich hohe Feinstaubkonzentration gemessen. Massen an Saharastaub trüben die Sicht.
Enorme Luftmassen werden aktuell aus Nordafrika Richtung Mitteleuropa geschaufelt. Sie bringen nicht nur Rekord-Wärme – am Sonntag wurde der Langzeitrekord für den frühsten 30er in Österreich gebrochen – sondern auch Unmengen an Sahara-Staub mit sich.
Die Feinstaubvorhersagen des Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) zeigen das Ausmaß des Phänomens. Die jüngste Phase, die seit dem 6. April andauert, hat auf der Iberischen Halbinsel und in einigen Teilen Frankreichs und Deutschlands zu hohen PM10-Konzentrationen in Bodennähe geführt. Dieses Ereignis schließt sich an eine Reihe von Saharastaub-Episoden an, die Europa in den letzten Wochen erreicht haben.
Das Kürzel PM10 beschreibt potenziell gesundheitsschädlichen Feinstaub mit der Korngröße von maximal 10 Mikrometer (μm). Diese Partikel sind laut Angaben des Umweltbundesamts "klein genug, um eingeatmet und in der Lunge abgelagert zu werden, was die Lungenfunktion beeinträchtigen kann."
Durch den Sahara-Sand drohe aber keine Staublunge, beruhigt Umweltmediziner Heinz Fuchsig gegenüber "Salzburg24". Die Körner seien durch die Erosion abgerundet. Leiden müssten am ehesten "Mundatmer" unter potenzieller Rachenreizung.
Wer sich schützen wolle, solle beim Radfahren oder anderen Aktivitäten draußen eine FFP2-Maske aufsetzen, rät Fuchsig. In Österreich selbst ist die Staubbelastung in der Luft derzeit aber eher gering.
Die Tageshöchstwerte der aktuellen CAMS PM10-Prognosen zeigen in anderen EU-Ländern aber teils erhebliche Feinstaub-Konzentrationen an der Oberfläche und überschreiten in einigen der betroffenen Regionen den EU-Grenzwert für die durchschnittliche 24-Stunden-Exposition von 50 µg/m3.
Als Folge dieser Episode hat sich die Luftqualität in mehreren Ländern verschlechtert. Darüber hinaus können der dunstige Himmel und Ablagerungen auf Oberflächen, einschließlich Autos und Fenstern, auf diese Episode zurückgeführt werden.
Kommen Wüsten-Walzen immer öfter?
"Die jüngste Saharastaub-Episode ist die dritte ihrer Art binnen zwei Wochen und steht im Zusammenhang mit der Wetterlage, die in den letzten Tagen zu einem wärmeren Wetter über Westeuropa geführt hat", erläutert der leitende CAMS-Wissenschaftler Mark Parrington.
Er rechnet damit, dass es künftig häufiger zu solchen Staubwalzen kommen könnte: "Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass Staubfahnen aus der Sahara Europa erreichen, doch haben Intensität und Häufigkeit solcher Episoden in den letzten Jahren deutlich zugenommen, was möglicherweise auf Veränderungen der atmosphärischen Zirkulationsmuster zurückzuführen ist."
Über CAMS
Das Copernicus Atmosphere Monitoring Service überwacht routinemäßig alle Phasen des Staubtransports aus der Wüste Sahara und liefert aktuelle Informationen über den Schweregrad der in diesem Jahr bisher aufgetretenen Episoden. Darüber hinaus liefert CAMS kontinuierliche Daten und Prognosen, die den weiträumigen Staubtransport sowohl in Europa als auch weltweit verfolgen. Die Daten und Instrumente, die nahezu in Echtzeit zur Verfügung stehen, werden kostenlos der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt.