Wien

Aus für älteste Abtreibungsklinik Wiens schlägt Wellen

Das Zentrum "pro:woman" am Fleischmarkt besteht seit 44 Jahren, doch es fehlte an Geld. Frauenorganisationen warnen vor einem Versorgungsengpass.

Heute Redaktion
Das Institut "pro:woman" bot Sozialtarife für bedürftige Frauen an. Seit wenigen Wochen ist die Einrichtung geschlossen.
Das Institut "pro:woman" bot Sozialtarife für bedürftige Frauen an. Seit wenigen Wochen ist die Einrichtung geschlossen.
Bild: iStock

Es war das erste Insitut, das nach Einführung der Fristenregelung mit der Durchführung von Abtreibungen in Wien begonnen hat: Vor wenigen Wochen schloss "pro:woman" am Fleischmarkt (City) seine Pforten. Wie der "ORF" berichtet, ist eine kostendeckende Weiterführung des Betriebs nicht mehr möglich. Das Institut gehört einer NGO, die in 37 Ländern Abtreibungskliniken betreibt. Angeboten wurden auch viele Abtreibungen zu Sozialtarifen. 

260 Abtreibungen an öffentlichen Kliniken im Vorjahr

Unterstützung gibt es nun vom Nachbarinstitut. Die Klinik "Woman & Health" stockt die OP-Zeiten auf, berichtet die Leitung. Dort werden bereits seit 19 Jahren Schwangerschaftsabbrüche medikamentös oder chirurgisch vorgenommen, rund 3.500 sind es pro Jahr. Abgesehen von diesen beiden Standorten werden Abtreibungen in den Privatinstituten Gynmed (Rudolfsheim-Fünfhaus), VenusMed (City) und im Sanatorium Hera (Alsergrund) durchgeführt. In den öffentlichen Kliniken Hietzing, Landstraße, Floridsdorf und Ottakring werden auch Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt, 260 waren es im Vorjahr.

Organisationen warnen vor Engpässen

Das Aus für "pro:woman" schlägt nun hohe Wellen: Frauenorganisationen warnen in einem gemeinsamen Statement vor Versorgungsengpässen. Termine wären schon jetzt eng, sowohl im öffentlichen, als auch im privaten Bereich, bestätigen "Changes for Women", "Ciocia Wienia", "Pro Choice Austria", "Vemina" und die "Österreichische Gesellschaft für Familienplanung". Gäbe es keinen gesundheitlichen Grund, würden Frauen schwer Termine erhalten – vor allem in Spitälern.

Hunderte Euro für Schwangerschaftsabbruch

Man sei bereits mit beiden Ambulatorien (Anm.: "pro:woman" und "Woman & Health") in Kontakt, versichert das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) gegenüber "Heute". "Das Nachbarinstitut hat uns versichert, dass die Kapazitäten übernommen werden können", heißt es. "Dass man sozial bedürftigen Frauen entgegenkommen will, begrüßen wir natürlich."

Denn in den meisten Fällen wird der Abbruch nicht von der Kasse übernommen, dazu braucht es einen medizinischen Grund. Es geht um mehrere hundert bis 1.000 Euro. Bei "Woman & Health" sind 570 Euro zu bezahlen, im Wiener Gesundheitsverbund kostet der Eingriff 355 Euro. Für sozial bedürftige Frauen gibt es eine Förderung der Stadt.

Abtreibung: Offiziell illegal, aber straffrei 

Wie das Büro von Stadtrat Hacker bestätigt, sei man bereits in Gesprächen um das bestehende Angebot in den Spitälern aufzustocken. Gynäkologen im niedergelassenen Bereich dürfen seit 2020 auch die Abtreibungspille Mifegyne verschreiben, ob sie Schwangerschaftsabbrüche durchführen entscheiden die Ärzte selbst.

Grundsätzlich sind Schwangerschaftsabbrüche bis heute illegal, allerdings bis zur zwölften Schwangerschaftswoche straffrei gestellt. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) würde eine Streichung aus dem Strafgesetzbuch begrüßen. Dies sei jedoch nicht konsensfähig mit dem Koalitionspartner. Eine Kassenleistung werden Schwangerschaftsabbrüche wohl vorerst nicht werden – die Sozialversicherung zahle nur Heilbehandlungen, Abtreibungen fielen nicht darunter, so der Minister. 

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