Der 2009 gegründete Staatenbund um Russland und China will die westliche Dominanz in globalen Angelegenheiten verringern. Kreml-Chef Wladimir Putin nutzt ihn derzeit, um seine weitgehende Isolierung infolge des Ukraine-Kriegs zu durchbrechen.
Die Gruppe war 2009 von Brasilien, Russland, Indien und China gegründet worden, ein Jahr später trat Südafrika bei. Die Anfangsbuchstaben dieser fünf Länder führten zur Bezeichnung Brics-Gruppe. Das Wort klingt auf Englisch zudem wie "bricks", also Baustein.
Zum Gipfel in Johannesburg 2023 hatten sich 23 Staaten um eine Aufnahme beworben und zahlreiche weitere hatten ihr Interesse bekundet. Anfang 2024 kamen Äthiopien, Iran, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu. Saudi-Arabien hat seine Mitgliedschaft noch nicht formalisiert. Zu den jüngsten Interessenten zählt die Türkei.
Die BRICS-Staaten setzen sich nach eigenen Angaben für die Anerkennung einer multipolaren Weltordnung mit wirtschaftlichem und politischem Gleichgewicht ein. Sie wollen die globale Wirtschaftsordnung reformieren, die ihrer Ansicht nach von westlich geprägten Institutionen wie der Weltbank und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) dominiert wird. Sie wollen zudem den Handel untereinander verstärken und die Abhängigkeit vom Dollar verringern.
Einer der Faktoren, der die BRICS-Gruppe für andere Staaten interessant macht, ist die Neue Entwicklungsbank. Sie wurde 2015 mit dem Ziel gegründet, Infrastruktur- und Entwicklungsprojekte zu finanzieren. Die Bank hat ihren Sitz in Shanghai. Zudem streben die Brics-Staaten eine stärkere Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Infrastruktur, Energie, Technologie und Hochschulen an, um ihre wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit zu steigern. Mit Blick auf den Klimawandel fordern die Brics-Staaten vor allem mehr finanzielle Unterstützung von den Industriestaaten.
Die BRICS-Gruppe trifft sich jedes Jahr zu einem Gipfel, der abwechselnd von einem der Mitgliedstaaten ausgerichtet wird. Es ist das vierte Mal, dass das Treffen nun in Russland stattfindet. Im vergangenen Jahr war Putin nicht nach Südafrika angereist – offiziell, um durch seine Anwesenheit nicht von den Hauptthemen des Gipfels abzulenken. Tatsächlich dürfte der internationale Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs wegen der Deportation ukrainischer Kinder aus Russland eine Rolle gespielt haben.
Im russischen Kasan werden neben anderen nun der indische Präsident Narendra Modi und sein chinesischer Kollege Xi Jinping erwartet. Auch der iranische Präsident Massud Peseschkian und sein türkischer Kollege Recep Tayyip Erdogan dürften dabei sein. Der saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hingegen will sich von seinem Außenminister vertreten lassen. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula hat die Reise nach Russland wegen eines häuslichen Unfalls abgesagt und will per Videoschalte teilnehmen.