COP28-Klimaplan
"Auf den Bauch picken" – Klima-Ikone lässt aufhorchen
"Glauben kann ich nur ans Christkind": Klima-Aktivistin Lena Schilling hat wenig Hoffnung, dass die COP28 in der Öl-Metropole Dubai viel bringen wird.
Weiter will man am Pariser Klimaabkommen festhalten, das die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad im Vergleich zu vorindustriellen Werten begrenzen will. Wie das geschehen soll, soll die diesjährige Weltklimakonferenz COP28 in Dubai klären, zu der aus Österreich Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) und Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) anreisen werden. Der Knackpunkt: Auch nach acht Jahren seit der Beschlussfassung des Abkommens ist man sich uneins, wie der Plan umgesetzt werden soll und wie ärmere Länder konkret bei dieser Transformation unterstützt werden können.
Kann und wird die Klimarettung noch gelingen? Das versuchte am späten Dienstagabend die bekannte Klimaaktivistin Lena Schilling in der "ZIB2" bei ORF-Moderator Armin Wolf zu beantworten. "Das hört sich ein bisschen so an, als würde Glock eine internationale Friedenskonferenz ausrichten und dort Waffen verscherbeln wollen", so Schilling dazu, dass Dubai im Verdacht steht, auf der Klimakonferenz Öldeals einfädeln zu wollen. Aber: Klimaschutz sei ein globales Ziel, das auch international verhandelt und angepackt werden müsse, so die Aktivistin. "Wenn wir heute feststellen, dass wir die 1,5 Grad nicht erreichen", dann müssen man sich die Frage stellen, warum, und darauf reagieren, nämlich die erneuerbaren Energien massiv ausbauen, so Schilling.
"Dann können wir uns das auf den Bauch picken"
Was die Klimakrise schon jetzt an Naturkatastrophen verursache, müsse zumindest gegenfinanziert werden, so Schilling. "Große Erwartungen habe ich nicht daran", so Schilling zur COP28. Sie hoffe zumindest auf kleine Schritte, aber "glauben kann ich nur ans Christkind". In Sachen scheiternder CO2-Reduktion attestierte die Aktivistin, dass wir sie nicht schaffen würden, weil "die Interessenslage eine andere ist". Warnende Worte kamen beim Thema "Carbon Capure", aus das gerne verweisen werde. Das könne man sich allerdings "auf den Bauch picken", wenn es keine CO2-Reduktion gebe. Wie "bei einer Gruppenarbeit" sei, dass auch Österreich eine Verantwortung zur CO2-Reduktion habe, auch wenn der internationale Anteil ein kleiner sei.
"Mit dieser ÖVP wird das mit der klimagerechten Zukunft nichts und ich glaube, das können wir uns nicht leisten", so Schilling. Betroffen wirkte Schilling bei der Frage nach Eklats durch israelfeindliche Auftritte von Klima-Ikone Greta Thunberg. "Das ist ein Schaden" für die Bewegung, so Schilling, es gebe eine "Zerrissenheit". "Egal ob es eine Klimabewegung gibt oder nicht, die Klimakrise wird weiter voranschreiten", so Schilling. Sie wolle daran festhalten, dass weltweit Hunderttausende auf die Straße für mehr Klimagerechtigkeit gehen würde – und Thunberg könne nicht für eine ganze Bewegung sprechen. Eine Kritik setzte es danach an der Letzten Generation: Schilling verstehe die Wut und Frustration, ob mit den Aktionen etwas erreicht werde, wisse sie aber nicht. Und was sagt sie über angebliche Polit-Angebote der Grünen? Gerüchte und Gespräche gebe es immer wieder, "ich sehe meine Verankerung aber in der Klimabewegung". Deswegen könne sie das "jetzt auf keinen Fall bestätigen" – ein definitives "Nein" kam allerdings auch auf Nachfrage nicht.
Van der Bellen, Gewessler und Brunner reisen an
Die EU fährt mit einer Forderung nach einem globalen Ausbauziel für erneuerbare Energien nach Dubai: So sollen die Kapazitäten von erneuerbaren Energien verdreifacht und die Energieeffizienz verdoppelt werden. Andere Länder planen dagegen auf der COP28 eine Allianz für mehr Atomenergie. In einer Erklärung wollen Frankreich, Großbritannien, die USA, Schweden, Südkorea und die Vereinigten Arabischen Emirate als Gastgeberland in einer Erklärung fordern, die Atomkraftkapazitäten bis 2050 zu verdreifachen. Ohne "den nuklearen Beitrag" könnten die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht erreicht werden, sagte Frankreichs Energieministerin Agnès Pannier-Runacher.
Geschätzt 80.000 Teilnehmende aus 198 Ländern werden an der COP28 teilnehmen. Das Emirat Dubai als Ausrichter spricht von der größten und inklusivsten UN-Klimakonferenz aller Zeiten. Neben Staats- und Regierungschefs, Ministerinnen und Ministern werden auch Beamte, NGOs, Vertreter der Wirtschaft, Aktivisten, Indigene, Wissenschafter und Medienvertreter in Dubai anwesend sein. Zu den bekanntesten Teilnehmern wird neben Papst Franziskus auch der britische König Charles III. gehören, dem der Klimaschutz bekanntermaßen ein großes Anliegen ist. Für die EU wird Spanien die Verhandlungen leiten.