Kriminelle Vergangenheit
Auf dem Sterbebett gesteht er seiner Tochter alles
Thomas Randele erzählte seiner Tochter, dass er als junger Mann eine Bank ausgeraubt hatte. Aufgeflogen ist der Fall erst nach seinem Tod.
Fünf Jahrzehnte war er auf der Flucht, für seine Tat kam er nie ins Gefängnis – nun erzählt die 38-jährige Ashley Randele in einem erfolgreichen Podcast die wahre Geschichte ihres Vaters. Im Sterbebett erzählte Thomas Randele aus Lynnfield im US-Staat Massachusetts seiner Tochter, dass er einen der größten Raubüberfälle in der Geschichte Ohios verübt hatte. Randele hatte damals 215'000 US-Dollar gestohlen – heute hätte das Geld einen Wert von 1,7 Millionen US-Dollar.
Im März 2021 rief der damals 71 Jahre alte krebskranke Thomas Randele seine Tochter zu sich. Er heiße in Wirklichkeit Ted Conrad und komme aus Cleveland, erzählte er. Am 11. Juli 1969 sei er, wie gewohnt, zu seiner Arbeit als Kassierer bei der Society National Bank erschienen. An jenem Freitagnachmittag ging er in den Tresorraum, stopfte stillschweigend Geldnoten in eine Papiertüte und verschwand – für immer.
Ein Muster-Vater
Die Bank alarmierte erst am nächsten Montag die Polizei, doch vom damals 19-Jährigen fehlte jede Spur. Während die Behörden Ted Conrad in die Liste der meistgesuchten Verbrecher der USA aufnahmen, baute sich der junge Mann ein neues Leben in Massachusetts auf. Weil er vom Film "Thomas Crown ist nicht zu fassen" mit Star Steve McQueen besessen war, änderte er seinen Vornamen auf Thomas.
In Lynnfield begann er als Autoverkäufer zu arbeiten, heiratete die junge Kathy, wenig später kam Ashley zur Welt. Thomas Randele wurde zu einem angesehenen Mann: Er wurde Mitglied des örtlichen Golfclubs, besuchte jedes Fußballspiel seiner kleinen Tochter, spendete sogar auch an örtliche Polizei-Wohltätigkeitsorganisationen. In seiner Freizeit schaute er die beliebte Fernsehserie "Navy CSI" oder Kriminalfilme.
Sechs Monate nach Randeles Tod kam die Polizei
Als Thomas Randele einige Wochen nach dem Geständnis starb, einigte sich Ashley mit ihrer Mutter, dass sie erst ein Jahr später den Fall bei den Behörden melden würden. Das war gar nicht nötig: Im November 2021 tauchte die Polizei bei den Randeles auf. Die Beamten versicherten den beiden Frauen, dass gegen sie keine Anklage erhoben werde, sagte Ashley Randele. Sie wollten lediglich Conrads Identität bestätigen.
Wie sich herausstellte, waren die Ermittler dem Bankräuber aufgrund der Todesanzeige auf die Schliche gekommen: Obwohl das Geburtsdatum nicht ganz übereinstimmte, waren in der Anzeige die echten Namen von Conrads Eltern aufgeführt.
Als einer der US-Polizisten bei den Randeles klingelte, war es Ashley Randele selbst, die die Tür öffnete. Die beiden guckten sich in die Augen. "Ich vermute, Sie wissen, warum wir hier sind", sagte der Beamte. Nun erzählt sie im Podcast "Smoke Screen: My Fugitive Dad" (Nebelwand: Mein flüchtiger Vater) das Erlebte. Der englischsprachige Podcast ist auf den gängigen Audio-Streamingplattformen verfügbar.