"Können nicht mehr"

AT-Tierschützer fürchten längste Rassenliste der Welt

Heute endet die Begutachtungsfrist des neuen Hundehaltegesetzes in Oberösterreich. Tierschützer fürchten harte Konsequenzen für ihre Schützlinge.

AT-Tierschützer fürchten längste Rassenliste der Welt
Auf unserem Titelbild siehst du nur sechs von unzähligen Listenhunden.
©iStock, Montage Heute

Bisher gab es noch keine Rassenliste in Oberösterreich wie in anderen Bundesländern, doch der tödliche "Elmo"-Vorfall in Naarn hat die Uhren letztes Jahr auf null gestellt. Auch wenn Tierschützer und auch Hundehalter der Meinung sind, dass selbst nach einem solch schrecklichen Ereignis keine Generalverurteilung diverser Rassehunde passieren darf, sehen das unsere werten Regierungsmitglieder ein wenig anders und arbeiten kompromisslos an einer wohl "längsten Rassenliste der Welt" - heißt es von Seiten der Pfotenhilfe in Lochen.

Erhöhte Abgabe und Abnahme

Tja, aus Tierschutzsicht sind diverse Beschlüsse aus der politischen Feder wieder wie so oft nicht zu Ende gedacht. Anstatt weiterhin der durchaus positiven Bilanz des Sachkundenachweises in Oberösterreich zu vertrauen und Hundehaltern einer genaueren Prüfung zu unterziehen, schafft man neue Probleme und stellt Tierschützer mit dem Rücken zur Wand. Immerhin ist der Abwärtstrend von American Staffordshire Terrier, Pitbulls und Bullterriern schon längst erkennbar und die Tierheime voll davon.

Wir können nicht noch mehr Belastungen verkraften. Zudem werden solche gesetzlich stigmatisierten Hunde auch viel schwerer zu vermitteln und daher oft Langsitzer sein ...
Jürgen Stadler
Pfotenhilfe, Lochen, OÖ

Wie soll es auch anders sein, wenn man als Besitzer solch eines "bösen, bösen" Listenhundes geächtet und fallweise sogar auf offener Straße beschimpft und bespuckt wird. Als gäbe es nur zwei Arten von Leben für diese Hunderassen: Entweder sie werden missbräuchlich erzogen, oder missbräuchlich behandelt wie im furchtbaren Fall von Ansfelden. Bei beiden Fällen handelt es sich um Listenhunde, wobei die einen beweint und die anderen an den Pranger gestellt wurden. Was denn nun?

Tierheime ächzen und stöhnen

"Wir haben Tierschutz-Landesrat Michael Lindner im Jänner auf die ohnehin längst überfälligen massiven Tierheimerweiterungen und -neubauten hingewiesen, die dadurch noch dringender werden. Und ihm schien das auch bewusst zu sein. Jetzt stellt sich aber heraus, dass es offenbar gar keine konkreten Pläne gibt! Im Gegenteil werden beschlagnahmte Hunde spätestens seit der monatelang verschleppten Razzia im Folterkeller von Ansfelden am 1. September 2023 regelmäßig sogar bis nach Wien gebracht, weil die oberösterreichischen Tierheime schon seit Jahren bei Hunden am Limit sind, ja sogar in Tierkliniken in winzige Käfige gesteckt werden müssen", ärgert sich Pfotenhilfe-Sprecher Jürgen Stadler.

Mehr Rechte - weniger Kontrollen?

Es versteht auch niemand, weshalb der Datenschutz in Falle eines Hundekaufes auch für Tierheime gelten soll. "Man will uns ja nicht einmal Auskunft geben, ob Adoptionsinteressenten mit einem Tierhaltungsverbot belegt sind", sagt Stadler berechtigterweise erbost.

Zudem sollen die Gemeinden "umfangreiche Durchgriffsmöglichkeiten" bekommen und schneller Untersagungen von Hundehaltungen aussprechen können. Doch schon jetzt schaffen es die Kommunen und Bezirksverwaltungsbehörden nicht, das dafür eigentlich ausreichende bestehende Hundehaltegesetz zu vollziehen.

Papier ist geduldig

"Auch seit Jahren von uns immer wieder angezeigte Fälle von herrenlos auf den Straßen umherirrenden Hunden, die wiederholt beinahe Verkehrsunfälle verursachen, werden uns wieder und wieder von Anrainern gemeldet, die denken, dass wir diesbezüglich Befugnisse hätten", berichtet Stadler. "Ohne Kontrollen existieren Gesetze halt nur am Papier - und das ist bekanntlich geduldig. Man erhofft sich offenbar, dass die abschreckende Wirkung durch Verlautbarungen reicht, doch hierdurch befürchten wir eher vermehrtes Aussetzen von Hunden."

Bestehende Halter von vor Inkrafttreten angemeldeten Hunden sollen die neuen Regelungen nicht treffen, außer bei den sechs "speziellen Rassen". Da hilft es auch nicht, wenn diese Hunde schon seit vielen Jahren völlig unauffällig sind - eine untragbare Regelung. Tierheime sind zwar gänzlich ausgenommen, doch die alleine werden das erhöhte Aufkommen nicht bewältigen können, weshalb auch Tierschutzvereine, Pflegestellen und Privatpersonen, die beschlagnahmte, abgeschobene oder ausgesetzte Hunde vorübergehend aufnehmen, ausgenommen werden sollten.

Gesetz wird keinen Hundebiss verhindern!

Strengere Regelungen für Hundehaltung sind zwar grundsätzlich zu begrüßen, da es mit der seit Jahren stark steigenden Zahl der Halter automatisch auch immer mehr völlig ungeeignete oder sogar gefährliche Halter gibt. Aber ohne entsprechende Begleitmaßnahmen kann so eine Anlassgesetzgebung schnell zu einem Bumerang werden. Und ohne Einführung von Routinekontrollen war womöglich alles umsonst. Verhindern wird dieses Gesetz wahrscheinlich keinen Hundebiss und schon gar kein weiteres Drama, wie in Naarn, denn das hatte ganz andere Gründe als Rasse, Größe oder Gewicht, die aber weder Staatsanwalt noch Gericht und offenbar auch die Politik nicht wirklich interessieren.

red, tine
Akt.