Heute For Future-Award 2024
Artenvielfalt in Bauernhand
Das Projekt "Artenvielfalt in Bauernhand" setzt sich für die Förderung der Biodiversität in der landwirtschaftlich genutzten Grünlandregion ein.
NAME DES PROJEKTS: Artenvielfalt in Bauernhand
NAME DES UNTERNEHMENS: Gebrüder Woerle GesmbH
KATEGORIE: Unternehmen
THEMENBEREICH: Artenvielfalt
PROJEKTSTART: 2020
WIRKUNGSFELD: Die Region
INSTITUTIONALISIERT ALS: Unternehmen
REGION: Bundesland Salzburg
Heute For Future-Award im Gespräch mit Diana Reuter
Beschreibung des Projekts "Artenvielfalt in Bauernhand"
Mit dem Projekt "Artenvielfalt in Bauernhand" setzen wir uns für die Förderung und Erhaltung der Biodiversität in unserer landwirtschaftlich genutzten Grünlandregion ein. Jeder Bauer hat eine Ecke, wo er mit seinen großen Maschinen nicht hinkommt, sogenannte Kleinhabitate, die mit wenig ökonomischem Nachteil für die Artenvielfalt zur Verfügung gestellt werden können.
Wir kommunizieren, wie wichtig dieses andere Schön ist. Meist wird Artenvielfalt mit Blumenwiesen in Verbindung gebracht. Aber es geht um unterschiedliche Strukturen wie verwilderte Ecken, Holz- oder Steinhaufen, ungemähte Flurwege, Hecken und viele andere Nutzstellen, auf die weniger vermarktbaren Tiere wie Spinnen, Laufkäfer und andere extrem wichtige Insekten angewiesen sind.
Wir fahren jeden einzelnen Betrieb ab und zeigen ihnen, wo sie Arbeit sparen und wie sie mit kleinen Flecken dazu beitragen können. Damit erzielen wir den gewünschten Stepstone-Effekt. Darunter versteht man viele kleine Flächen auf einem großen Gebiet, welche eine ähnliche Wirkung wie eine große Fläche haben.
Ziel ist es, gemeinsam mit unseren Bäuerinnen und Bauern sowie der regionalen Bevölkerung bis 2030 die 5.000 naturnahen Lebensräumen zu erhalten und neue zu schaffen. Ein zentraler Bestandteil des Projekts ist die digitale Erfassung der Lebensräume mit Hilfe einer eigens entwickelten Landkarte und KI-gestützter Apps.
Diese Technologien ermöglichen eine anschauliche Visualisierung und gezielte Datenerfassung, die das Bewusstsein für Biodiversität stärken und Best-Practice-Beispiele zugänglich machen. Bisher wurden fast 1.458 Rettungsinseln digital erfasst, wobei zwei Drittel der Flächen aus der Landwirtschaft und ein Drittel aus der Bevölkerung stammen.
Unsere wissenschaftliche Zusammenarbeit mit der FH Salzburg belegt den Erfolg: Auf den Projektflächen stieg die Anzahl der Wildbienenarten von 63 auf 147 innerhalb von fünf Jahren. Dies ist die erste wissenschaftlich fundierte Kartierung zur "Grundlagenforschung über Wildbienen im Grünland" in Europa.
Mit praxisnahen Maßnahmen, begleitenden Bildungsangeboten und der Förderung freiwilligen Engagements verbindet das Projekt Umweltverantwortung mit digitaler Innovation. Ziel ist es, wirtschaftlich tragbare Lösungen für den Schutz der Artenvielfalt zu schaffen, die zugleich eine nachhaltige Landschaftsentwicklung fördern.
Als Käseproduzent engagieren wir uns aktiv für die Sicherung regionaler Biodiversität und inspirieren landwirtschaftliche Betriebe, Lebensräume im Grünland zu erhalten und zu vernetzen. So leisten wir einen wesentlichen Beitrag zu einem stabilen Ökosystem, das widerstandsfähig gegen Klimaveränderungen ist, die Ernährung sichert und natürliche Schädlingskontrolle unterstützt.
Was sollte geschehen, damit Ihre praktische Arbeit erleichtert wird? Wer sollte aktiv werden?
Um unsere praktische Arbeit zu erleichtern, sollten Bildungsinstitutionen Biodiversität und die Bedeutung landwirtschaftlicher Produkte stärker in ihre Lehrpläne integrieren. Dies würde das Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Landwirtschaft, Artenvielfalt und nachhaltiger Ernährung fördern.
Gleichzeitig ist eine höhere Wertschätzung landwirtschaftlicher Produkte durch Konsumenten erforderlich, um die Arbeit der Landwirt und ihren Beitrag zur Biodiversität zu würdigen. Dies könnte durch gezielte Öffentlichkeitsarbeit und die Förderung regionaler Vermarktungskonzepte erreicht werden. So würden sowohl die Akzeptanz als auch die Motivation für nachhaltige Maßnahmen in der Landwirtschaft gestärkt.
Welche Voraussetzungen sollten erfüllt sein, dass Ihr Projekt anderswo nachgemacht werden könnte?
Damit das Projekt "Artenvielfalt in Bauernhand" auch in anderen Regionen umgesetzt werden kann, sind engagierte Partner Bäuerinnen und Bauern, die Lebensräume wie Blühstreifen oder Hecken schaffen und pflegen. Ergänzend dazu sind Bildungsangebote, finanzielle Anreize und eine digitale Plattform zur Erfassung und Visualisierung der Lebensräume wichtig.
Wissenschaftliche Begleitung stärkt die Glaubwürdigkeit, und eine aktive Öffentlichkeitsarbeit fördert das Bewusstsein und die Beteiligung.
Was zeichnet Ihr Projekt aus bzw. wie unterscheidet es sich von anderen?
Unser Projekt basiert auf Freiwilligkeit, es geht uns um Bewusstseinsbildung, es unterscheidet sich durch seinen praxisnahen und individuellen Ansatz. Jeder Landwirt, jede Landwirtin kann selbst entscheiden, ob sie oder er hier mitmachen will. Auf dieser Basis haben wir schon viele unserer Lieferanten überzeugen können.
Wenn ich als Bauer die Sachlage verstehe und selbst meine artenreichen Flecken aussuchen darf, bekomme ich keine Vorschriften, sondern kann vorher schon zeigen, schaut her, ich habe Heuwirtschaft, das ist Artenvielfalt.
WOERLE zeigt sich hier als Vorreiter. Wir machen beispielsweise auch Workshops und regelmäßig Kurse, wo wir gemeinsam z.B. Eidechsenhotels oder Fledermaushäuser bauen. Hier merkt man deutlich, dass nach und nach das Bewusstsein gesteigert wird.
Glauben Sie, dass Ihr Projekt auch anderswo durchgeführt werden könnte?
Ja, auch im Ausland.
Weitere Informationen: https://www.heute.at/heuteforfutureaward