Arnautovic: "Es war eine harte Zeit für mich"

Marko Arnautovic zeigte beim 3:1-Sieg gegen Polen, wie wichtig er für das ÖFB-Nationalteam ist. Bei allen drei rot-weiß-roten Toren hatte er seinen Fuß oder zumindest den Körper im Spiel. Mit seinem 38. Länderspiel-Treffer schoss er Österreich in Richtung Achtelfinale.

"Hatte Tränen in den Augen"

"Polen war eines der emotionalsten Länderspiele für mich", sagt er vor dem Holland-Hit in Berlin. "Meinem Vater ist es nicht gut gegangen. Das war eine harte Zeit für mich. Ihn im Stadion mit einem Lächeln zu sehen, hat mir Kraft gegeben. Er war weit weg, aber ich glaube, er hatte Tränen in den Augen", lässt "Arnie" in Berlin tief blicken.

Das Holland-Spiel wird für den ÖFB-Stürmer speziell. "Ich bin früh dort hingegangen und war drei Jahre bei Twente. Das war wie meine zweite Heimat. Damals war ich noch schnell, jetzt nicht mehr so. Die Holländer haben mich gut aufgenommen. In Sachen Technik habe ich viel dazugelernt. Ballannahme, Ballmitnahme, wie man den Ball behauptet."

Schwarze Serie gegen Oranje

Am Dienstag gegen Holland kann Österreich das Ticket für die K.o.-Phase endgültig buchen. Und eine Schwarze Serie beenden. 1990 siegte man zuletzt gegen Oranje, 3:2 in einem Testspiel vor der WM - seither setzte es sieben Pleiten in Folge.

2021 bei der EM verlor man ohne den gesperrten Arnautovic klar 0:2. "Da war nichts zu holen, waren wir schlecht", erinnert sich Marcel Sabitzer. Neben ihm standen auch Laimer, Baumgartner und Gregoritsch in der Startelf.

Respekt vor Red-Bull-Schule und Pressing

Laut Teamchef Rangnick ist es "gut möglich", dass Arnautovic  morgen in der Startelf steht. "Wenn er fit ist, kann er den Unterschied ausmachen." Beeindruckt war Rangnick, dass "Arnie" fließend auf Holländisch TV-Interviews gibt. "Das spricht für seine Intelligenz. Mir fallen nicht viele Spieler ein, die sechs Sprachen sprechen. Ich komme mit Schwäbisch, Hochdeutsch, Österreichisch und Englisch auf zweieinhalb."

Rangnick stellt klar, dass er nie an Arnautovic gezweifelt hat. Umgekehrt war das nicht ganz so. "Ich dachte, jetzt kommt die Red-Bull-Schule zu uns, wird es schwierig für mich", gibt Arnautovic im Olympia-Stadion zu. "Ich habe ja nie Pressing gespielt."

Die Ängste waren nach dem ersten Treffen weg. "Der Trainer hat mir klar gemacht, dass ich wichtig bin. Seitdem haben wir eine überragende Beziehung, oder besser ein überragendes Verhältnis."

Der Arnautovic-Superfan im Video

"Ich bin in der Früh nicht ansprechbar"

Für Arnautovic ist es die dritte Fußball-EM und die schönste. "Die erste EURO 2016 war nicht nicht so toll, bei der zweiten war Covid. Diese EURO macht Megaspaß. Wir wollen morgen gewinnen, dann schauen wir weiter."

Am Abend wird im Teamcamp noch auf David Alaba angestoßen, der seinen 32. Geburtstag feiert. "Ich bin in der Früh nicht ansprechbar. Es war schwierig, ihn zu umarmen. Jetzt gibt es dann Torte. Ich wünsche David Gesundheit. Wir brauchen ihn, Real braucht ihn."

Dragovic über Arnautovic

"Heute"-Kolumnist Aleks Dragovic sieht in Arnautovic "noch immer den Besten im Nationalteam. Er ist das Um und Auf."

In seiner aktuellen Kolumne schreibt er: "Ich kenne Marko gut. Auch wenn es bei ihm oft anders ausschaut, er braucht das Vertrauen des Trainers. Zuletzt war das nicht immer einfach für ihn. Jetzt bekam er das Vertrauen von Rangnick. Marko hat das sofort zurückgezahlt. Die EM geht jetzt erst so richtig los für ihn."

Lehrzeit bei Inter

Im "Heute"-Interview vor der EURO sagte Arnautovic: "Inter hat mich als Person besser gemacht. Fußball hat mit Talent zu tun, auch mit dem Körper, doch das Wichtigste ist das Mentale. Das letzte Jahr war für mich im Kopf sehr fordernd."