Knallharte Ansagen

Arbeiten bis 67? Pensionsvorstoß sorgt für Riesenärger

Der Vorschlag, das Pensionsantrittsalter auf 67 Jahre zu erhöhen, stößt auf viel Gegenwind. Einige Parteien sehen aber teils massiven Reformbedarf.

Roman Palman
Arbeiten bis 67? Pensionsvorstoß sorgt für Riesenärger
Frauen und Männer sollen nicht nur bis 65, sondern sogar bis 67 arbeiten, fordert eine Wifo-Ökonomin.
Getty Images

Österreich kann sich sein Pensionssystem bald nicht mehr leisten, warnt WIFO-Ökonomin Christine Mayrhuber. Um die Pensionen im finanzierbaren Rahmen zu halten, solle das gesetzliche Pensionsantrittsalter schrittweise um zwei Jahre von 65 auf 67 Jahre angehoben werden. Hintergrund sind laut der Vorsitzenden der Alterssicherungskommission die massive Teuerung durch die Inflation und die sich stetig verlängernde Lebenserwartung – "Heute" berichtete.

Dieser Plan trifft, zumindest jetzt so knapp vor der Wahl, auf massiven Widerstand seitens der Politik. Das sind die Reaktionen der Parteien:

ÖVP Senioren: "Weiter nachdenken"

Ingrid Korosec, Präsidentin des ÖVP Seniorenbundes, mahnt zur Sachlichkeit in der Diskussion um die Anhebung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre: "Jetzt – mitten im Wahlkampf – eine Pensionssystemdiskussion auszulösen, ist weder angebracht noch sinnvoll! Nicht weil das Thema nicht wichtig ist, aber jetzt regiert die Emotion. Und die nützt uns in der Frage nicht!"

Zunächst solle die nächste Regierung "alle Anstrengungen unternehmen", um das faktische Pensionsantrittsalter an das gesetzliche Alter anzugleichen: "Nur über eine Erhöhung des Pensionsantrittalters nachzudenken ist mir zu simpel und ist falsch! Wir befinden uns in einem gesellschafts-, und arbeitsmarktpolitischen Wandel! Ein zukünftiges Pensionssystem muss darauf Rücksicht nehmen."

Grüne: "Noch viel Spielraum"

Vor einer "verkürzten" Debatte ums Pensionsantrittsalter warnt Markus Koza, Arbeits- und Sozialsprecher der Grünen angesichts der Aussagen der Vorsitzenden der Alterssicherungskommission. "Die Frage der Finanzierung der Alterspensionen auf die Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters zu reduzieren, ist wenig zielführend." Es seien noch nicht alle Möglichkeiten zur Anhebung des effektiven Pensionsantrittsalters ausgeschöpft. Durchschnittlich würden Herr und Frau Österreicher nämlich mit 63,4 bzw. 60,8 Jahren statt 65 in Pension gehen, so der Grüne.

Er stellt in einer Aussendung klar: "Für die Grünen steht eine Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 jedenfalls nicht zur Debatte – sehr wohl aber Maßnahmen, die Anreize für einen längeren Verbleib in der Arbeit setzen."

FPÖ "sagt NEIN!"

"Jetzt sollen nun ältere Menschen wieder die Suppe für das Totalversagen der Regierung auslöffeln", stellte sich die freiheitliche Sozialsprecherin Dagmar Belakowitsch klar gegen eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters.

Sie will die Debatte darüber überhaupt begraben: "Stattdessen sollten Maßnahmen ergriffen werden, um einerseits all jene endlich in den Arbeitsprozess zu bringen, die bis dato ihr Dasein in der staatlichen Hängematte fristeten und andererseits ein freiwilliges Arbeiten über das Regelpensionsalter attraktiv und steuerfreundlich zu gestalten."

SPÖ: "Hände weg von unseren Pensionen"

Der rote Bundesgeschäftsführer Klaus Seltenheim erteilt der Forderung nach einer Erhöhung des gesetzlichen Pensionsantrittsalters auf 67 Jahre eine klare Absage: "Hände weg von unseren Pensionen. Die SPÖ zeigt dem Pensionsraub die Rote Karte!" Sowohl ÖVP als auch FPÖ seien beim Thema Pensionen "völlig unglaubwürdig", schimpft der Sozialdemokrat und verweist auf frühere Pensionskürzungen.

Seltenheim: "Nehammer und die ÖVP haben die Teuerung durchrauschen lassen, die Wirtschaft ist eingebrochen, die Arbeitslosigkeit gestiegen. Jetzt auf dem Rücken der Bevölkerung zu kürzen und den Menschen die Pension rauben zu wollen, ist zynisch und unsozial."

NEOS: "Keine weiteren Märchen"

Einzig die NEOS fordern derweil offen weitreichende Reformen im österreichischen Pensionssystem nach dem schwedischen Modell. Dabei könne man den Pensionsantritt frei wählen – je länger man arbeite, desto höher sei die Pension. "Wer früh ins Berufsleben eingestiegen ist, kann sich einen frühen Pensionsantritt leichter leisten", erklärt der pinke Sozialsprecher Gerald Loacker.

"ÖVP, Grüne, SPÖ und FPÖ erzählen weiterhin das Märchen, dass wir keine Reform brauchen und die Pensionen sicher seien. Das hat nichts mit anständiger Politik zu tun, das ist verantwortungslos. [...] Wenn wir jetzt nicht handeln, wird das österreichische Pensionssystem eher früher als später unfinanzierbar [und] die Jungen werden in 30, 40 Jahren keine ordentliche Pension mehr bekommen."

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    Auf den Punkt gebracht

    • Eine WIFO-Ökonomin schlägt vor, das gesetzliche Pensionsantrittsalter schrittweise auf 67 Jahre anzuheben, um das Pensionssystem finanzierbar zu halten
    • Politische Reaktionen reichen von der Forderung nach weiteren Reformen bis hin zur klaren Ablehnung einer solchen Maßnahme
    rcp
    Akt.