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Antisemitismus – schwere Vorwürfe gegen Hubert Aiwanger
Schwere Vorwürfe gegen Bayerns Vize-Ministerpräsident: Hubert Aiwanger steht im Verdacht, als Schüler krasse antisemitische Aussagen gemacht zu haben.
"Bundeswettbewerb: Wer ist der größte Vaterlandsverräter?", lautet der Titel eines Pamphlets, das im Schuljahr 1987/88 im Burkhart-Gymnasium in Mallersdorf-Pfaffenberg unweit von Regensburg kursierte. Dann folgen angebliche Preise, die den Teilnehmern – mitmachen durfte laut Text "jeder, der Deutscher ist und sich auf deutschem Boden aufhält" – winken: So etwa "ein Freiflug durch den Schornstein in Auschwitz", "ein lebenslänglicher Aufenthalt im Massengrab", "ein einjähriger Aufenthalt in Dachau (freie Kost und Logis)" oder "eine Fahrkarte in die ewigen Jagdgründe (Erfüllungsort ebenfalls das Vergnügungsviertel Auschwitz oder Nebenlager)".
Mehrere Zeitzeugen belasten den Politiker
Das entsetzliche Flugblatt liegt der "Süddeutschen Zeitung" vor, die den Fall publik machte und welche mit mehreren Zeitzeugen sprach, die angaben, dass der heutige Vize-Ministerpäsident Aiwanger (Freie Wähler) es als 17-jähriger Gymnasiast verfasst habe. Gemäß den Aussagen der Informanten, die damals teils "dienstlich" mit dem Fall konfrontiert waren, wurde Aiwanger dafür vom Disziplinarausschuss bestraft – zumal auch in seiner Schultasche Kopien des Flugblatts entdeckt worden waren. Gemäß den Schilderungen gegenüber der "Süddeutschen" soll Aiwanger für seine rechtsextreme Gesinnung bekannt gewesen sein und einmal angegeben haben, er habe vor dem Spiegel Reden von Hitler einstudiert.
Das Flugblatt sollte offenbar eine Reaktion auf den "Schülerwettbewerb Deutsche Geschichte um den Preis des Bundespräsidenten", einen großen historischen Forschungswettbewerb für junge Menschen in Deutschland, darstellen. An diesem hatte sich die Schule schon mehrmals erfolgreich beteiligt.
Aiwanger dementiert und droht
Aiwanger soll die Autorenschaft damals nicht bestritten haben. Dies tat er nun umso vehementer: Durch einen Sprecher ließ der Politiker ausrichten, er habe "so etwas" nicht produziert und drohte mit juristischen Schritten inklusive Schadenersatzforderungen "gegen diese Schmutzkampagne".
Auch dass sich seine Gesinnung als Teenager in Richtung rechtsextrem bewegt habe, weist er weit von sich. Dass er sich aber "weit am rechten Rand bewegt und gelegentlich darüber hinaustritt", wird Aiwanger laut der Zeitung immer wieder vorgeworfen, seit er in der Landespolitik aktiv ist. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung.