Ein Name sorgt für Streit

"Antisemitismus"? Großer Wirbel um Park-Umbenennung

Die Umbenennung des Hamerlingparks in Wien-Josefstadt entfacht eine Debatte über Erinnerungskultur im Bezirk. Jetzt muss die Stadt den Konflikt lösen.

Hannah  Maier
"Antisemitismus"? Großer Wirbel um Park-Umbenennung
Die geplante Umbenennung des Hamerlingparks in der Josefstadt spaltet die Meinungen.
Wikipedia

Einen Park umzubenennen, ist nicht so schwer – sollte man meinen. Der Fall rund um den Hamerlingpark in Wien-Josefstadt beweist Gegenteiliges. Die Suche nach einem neuen Namen entfacht nun eine Debatte über Antisemitismus und Erinnerungskultur im 8. Bezirk.

Robert Hamerling wird als einer der Wegbereiter des Antisemitismus gesehen. Nach einer gemeinsamen und überparteilichen Entscheidung in der Josefstädter Kulturkommission entschied man, die Parkfläche in "Alma-Johanna-Koenig-Park" umzubenennen. Doch die Grünen stellen sich plötzlich quer. Die ÖVP erhebt daraufhin Antisemitismusvorwürfe gegenüber der Partei.

Ein Buch mit rassistischen Inhalten?

Doch wo liegt genau das Problem? Alma-Johann Koenig war jüdische Lyrikerin, verbrachte einen großen Teil ihres Lebens im 8. Bezirk und wurde von den Nationalsozialisten im KZ ermordet. Eine genauere Recherche hat schließlich ergeben, dass sich Koenigs Name auf der Rathkolb-Liste wiederfindet. Der Historiker Oliver Rathkolb hat im Auftrag der Stadt Wien historisch belastete Straßennamen gesucht.

Grund für die Skepsis gegenüber des neuen Namens besteht für die Grünen Josefstadt zudem in Koenigs Erzählung "Schibes". Dort soll einmal das Wort "zigeunerisch" vorkommen. Für die Interessensgemeinschaft IG Autor:innen handelt es sich dabei aber um eine der damaligen Zeit entsprechende literarische Auseinandersetzung mit einem Thema und nicht um böswilligen Rassismus.

ÖVP hält Vorgehen für "problematisch"

Aus der ÖVP Josefstadt wird unterdessen der Vorwurf des Antisemitismus an den Grünen erhoben, weil sie Koenig ablehnen, ohne ihre Werke überhaupt genau zu kennen. "Das halte ich für problematisch, denn so werden Vorurteile reproduziert und weiter verbreitet", meint dazu ÖVP-Bezirksparteiobmann-Stellvertreterin Christine Proksch. Sie selbst habe das Buch gelesen und ist überzeugt, dass es keine bedenklichen Inhalte enthält.

Zum jetzigen Zeitpunkt scheint es uns nicht angebracht, eine umstrittene Person mit einer anderen umstrittenen Person zu ersetzen.
Lena Köhler
Bezirksvorsteher-Stellvertreterin, Grüne

"Wir können die Sicht, dass das Werk ein Kind seiner Zeit sei, ebenso nachvollziehen wie die Kritik, dass das Werk antiziganistische Klischees reproduziert. Dazu haben wir auch mit Vertreter der Volksgruppe Roma gesprochen und ihre Sicht der Dinge angehört, ebenso wie einen Vertreter der IG Autor:innen, die eine gegenteilige Sicht vertreten", erklärt dazu die Grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreterin Lena Köhler. Den Namen einer umstrittenen Person mit einer anderen umstrittenen Person zu ersetzen, scheint aus Sicht der Grünen Josefstadt derzeit jedenfalls nicht angebracht.

Evaluierung soll Klarheit bringen

Nun soll die Stadt Wien klären, wie es in diesem Fall weitergeht. Ein Antrag zur Prüfung, ob der Name Koenigs belastet ist oder nicht, ist dort bereits eingegangen. "Durch eine Evaluierung des Berichts erhoffen wir uns eine baldige Klarstellung, um mit dem Ergebnis dann die Umbenennung durchführen zu können. Ob es schlussendlich Alma Johanna Koenig wird, die wir sehr schätzen, oder eine der vielen anderen Frauen aus der Josefstadt, die im Widerstand gegen den Nationalsozialismus waren, wird sich weisen", so Köhler.

Die plötzlichen Vorwürfe der ÖVP kann man seitens der Grünen jedenfalls nicht ganz nachvollziehen, denn in allen bisherigen Anträgen und Entscheidungen wären diese mit an Bord gewesen.

Jüdische Hochschülerschaft "schockiert"

Alon Ishay, Präsident der Jüdischen österreichischen Hochschüler:innen, zeigt sich schockiert über die Antisemitismus-Vorwürfe der ÖVP gegen die Grünen Josefstadt: "Wir wurden von Anfang an in die vorbildliche Initiative der Grünen Josefstadt zur Umbenennung des Hamerlingparks einbezogen und stehen seither in bestem Austausch. Das Einholen von Expertisen zu Alma Johanna Koenig bewerten wir als ebenso vorbildlich. Dass ausgerechnet die ÖVP daraus einen Antisemitismus-Vorwurf konstruiert, die im angrenzenden 1. Bezirk die Lueger-Statue mit Zähnen und Klauen verteidigt, ist unredlich und gefährlich."

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    privat, iStock

    Auf den Punkt gebracht

    • Die Umbenennung des Hamerlingparks in Wien-Josefstadt sorgt für Streit und eine Debatte über Erinnerungskultur
    • Die Suche nach einem neuen Namen entfacht eine Diskussion über die Vergangenheit und die Bedeutung von Personen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden
    • Die Stadt Wien muss nun den Konflikt lösen, nachdem die Grünen sich gegen den vorgeschlagenen Namen "Alma-Johanna-Koenig-Park" stellen
    • Die ÖVP erhebt Vorwürfe gegen die Grünen, während eine Evaluierung Klarheit bringen soll
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