Terrorplan in Wien

Anschlag: Behörden wussten 6 Tage vor Konzert Bescheid

Ein Bericht des Nachrichtendienstes zeigt, was sich vor der Festnahme abspielte. Die Aufzeichnungen belegen, wie sich die Verdächtigen vorbereiteten.

Newsdesk Heute
Anschlag: Behörden wussten 6 Tage vor Konzert Bescheid
Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
Thomas Lenger, Helmut Graf (Repro)

Genau vor einer Woche wären unzählige "Swifties" singend und jubelnd im Ernst-Happel-Stadion vor ihrem großen Star gestanden. Ein Terrorplan nahm ihnen jedoch das Konzert, auf das sie schon so lange gewartet hatten. Die mutmaßlichen Täter wurden von den Behörden rechtzeitig aufgehalten.

Doch wie kam die Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) zu ihren Erkenntnissen? Ein Bericht der Verfassungsschützer gibt brisante Einblicke in die Ermittlungen und Anschlagspläne. Am 2. August – also sechs Tage vor dem ersten von drei Konzertterminen – startete die Observation des Verdächtigen Beran A. (19). Vermerk in dem Bericht: Die Infos seien "noch nicht gerichtsverwertbar freigegeben", so die APA.

Hinweise erhalten

Darin wird vermerkt, dass es sich offenbar um einen Einzeltäter ("Lone Wolf") handle, der diesen Anschlag plane. "Weiters versucht der potenzielle Attentäter, sich eine Schusswaffe zu besorgen und sollte dies nicht erfolgreich sein, plant der Attentäter einen Anschlag mit Messern", so der Bericht.

Der ausländische Geheimdienst, von dem die Warnung an die Österreicher ging, übergab die Telefonnummer von Beran A., Fotos des Mannes, sein Telegram-Profil und den Hinweis, dass er sich in einschlägigen Foren "Abu Dujana" nenne. Der DSN peilte erstmals das Handy von Beran A. am 2. August um exakt 17.30 Uhr. Um 19 Uhr wurde sein Haus in Ternitz erstmals observiert.

"Probefahrt"

Ein wichtiger Zug der Beamten: Bereits am ersten Abend bekam der 19-Jährige Besuch von seinem mutmaßlichen Komplizen Luka K. (für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung). Dabei kam es zur "Probefahrt" mit dem umgebauten Pkw ("Heute" berichtete mehrmals). Dabei testeten die beiden das Blaulicht und die Polizeisirene, die sie in das Auto installierten.

Damit wollten sie so nah wie möglich an das Stadion gelangen, um ihren blutigen Plan umzusetzen. Ihr Ziel: So viele Taylor Swift-Fans wie möglich zu töten. Bei weiteren Observationen zeigte sich der Hauptverdächtige im Garten mit FFP2-Maske und Handschuhen. Er schmiss verdächtige Gegenstände in die Biomülltonne.

Zugriff

In der Früh des 7. August, genau um 7.36 Uhr, kam es zur Festnahme. Als Sicherheitsvorkehrung wurden zuvor im ganzen Ortsteil Wohnhäuser evakuiert. An der Razzia waren 40 Beamte, Sprengstoffspezialisten und sogar Roboter-Hunde beteiligt.

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    Hohe Alarmstufe in Ternitz (NÖ, Bezirk Neunkirchen). Auch noch am späten Mittwochnachmittag (07. August 2024)...
    Hohe Alarmstufe in Ternitz (NÖ, Bezirk Neunkirchen). Auch noch am späten Mittwochnachmittag (07. August 2024)...
    T. Lenger/Monatsrevue

    "In der Küche konnten Gegenstände zur Herstellung einer USBV (Unkonventionelle Spreng- und Brandvorrichtung, ein Synonym für eine Sprengfalle, Anm.) vorgefunden werden. Im Kühlschrank konnte eine Glasflasche mit 45 Gramm flüssigem TATP (Acetonperoxid, ein explosives Gemisch aus Alltagschemikalien wie Wasserstoffperoxid, Aceton und Säure, die in jeder Drogerie erhältlich sind, Anm.) aufgefunden werden. Schnelltest durch BK (Bundeskriminalamt, Anm.) verlief positiv", zitiert die APA den Bericht.

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      Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
      Festgenommen: Beran A. (19) – er soll einen Anschlag auf das Swift-Konzert geplant haben.
      Thomas Lenger, Helmut Graf (Repro)

      Zum Missfallen des Anwalts von Beran A. wurde das TATP vernichtet. Laut dem Bericht handelte es sich um eine "Notvernichtung" des TATP "durch Abbrand im Garten", so die Behörde. Sichergestellt wurde hingegen eine Flasche Aceton, eine angebrochene, noch zur Gänze befüllte Flasche mit sechsprozentiger schwefliger Säure und eine ungeöffnete Flasche Wasserstoffperoxid – alles versteckt in der Eckbank seiner Küche.

      Anwalt: "Absage nicht gerechtfertigt"

      "Damit hätte sich niemals eine funktionsfähige Bombe herstellen lassen … wir sind daher weit von einem Bedrohungsszenario entfernt, das die Absage der Taylor Swift-Konzerte gerechtfertigt hat. Jedes Fußball-Derby zwischen Rapid und Austria Wien hat da ein weitaus höheres Gefahrenpotenzial", behauptet der Anwalt.

      Der DSN widerspricht: Der 19-Jährige habe mit der Herstellung von Sprengstoff und dem Ankauf von Waffen "in vollem Vorsatz und der Absicht, eine große Anzahl an Menschen zu töten, verletzen oder gefährden" gehandelt. Er habe damit nicht nur den einschlägigen Terror-Bestimmungen im Strafgesetzbuch, sondern auch die Tatbestände des versuchten Mordes im Rahmen einer terroristischen Vereinigung, der Vorbereitung eines Verbrechens durch Sprengmittel und der vorsätzlichen Gemeingefährdung erfüllt.

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        privat

        Auf den Punkt gebracht

        • Die österreichischen Behörden wussten bereits sechs Tage vor dem geplanten Konzert von einem Terrorplan in Wien Bescheid
        • Ein Bericht des Nachrichtendienstes gibt Einblicke in die Ermittlungen und Anschlagspläne der Verdächtigen, die daraufhin rechtzeitig festgenommen wurden
        • Der 19-jährige Hauptverdächtige plante offenbar einen Anschlag auf ein Taylor Swift-Konzert und wurde mit der Herstellung von Sprengstoff und dem Ankauf von Waffen in Verbindung gebracht
        red
        Akt.