Sankt Pölten

Anrainer stinkt es: "Buslenker pinkeln vor meine Türe"

Die Bus-Gewerkschaft kritisierte erst mangelnde Toilettenmöglichkeiten. Ein St. Pöltner unterstreicht dies: "Die pinkeln mir vor die Türe."

Anrainer stinkt es: "Buslenker pinkeln vor meine Türe"
Ein St. Pöltner hat nicht viel Freude mit den Gepflogenheiten eines Buslenkers.
privat

"Das kann`s aber nicht schon wieder sein. Da ist pinkeln verboten, das wissen Sie aber eh. Sie kriegen wieder eine Anzeige, Sie sind der Vierte, der vor unserer Haustüre pinkelt. Ihre weiblichen Kollegen machen das auch nicht", sagte (siehe Video) die Frau von Robert M. sichtlich genervt zu einem Busfahrer mit einem menschlich-dringendem Bedürfnis. Die Pinkelpausen direkt vor der Haustüre in Viehofen sind für das Ehepaar ein leidiges Thema.

Das Video von Ehepaar M. nach der vierten Pipi-Pause vor der Haustüre

"Seit Jahren pinkeln uns Lenker der LUP-Busse immer wieder vor die Türe. Und nicht immer bleibt es beim pinkeln", erzählt Robert M. (50) aus Sankt Pölten genervt. Beschwerden bei der Stadt Sankt Pölten hätten bis dato nichts gebracht. "Die Stadt St Pölten vertritt sogar die Rechtsauffassung, dass diese Anstandsverletzung bei einem Buslenker durchgehen muss, wogegen ein Otto Normalbürger mit Strafen zu rechnen hätte. Buslenker müssen sich ja viel mehr auf den Verkehr konzentrieren als andere Menschen", berichtet Robert M.

1/6
Gehe zur Galerie
    Anrainer Robert M. stinkt es.
    Anrainer Robert M. stinkt es.
    privat

    Die Stadt habe schließlich sogar das Angebot des St. Pölteners, Toilettenhäuschen an den Endhaltestellen aufzustellen, ausgeschlagen. Die Begründung laut Robert M.: "Wie schaut denn das aus?" Weitere Beschwerden beim VOR oder den Busbetreibern hätten nichts eingebracht.

    Nicht das fehlende Häusl ist das Problem, sondern die fehlenden Manieren
    Robert M. (50)
    Uringeplagter St. Pöltner

    "Unterm Strich bleibt übrig, dass wir in einer öffentlichen Bedürfnisanstalt leben weil manche Menschen sich einfach nicht benehmen können. Bei uns stinkt es im Garten, weil die Busfahrer vor dem Haus pinkeln. Es ist also nicht das fehlende Häusl das Problem, sondern die fehlenden Manieren", meint der 50-Jährige.

    Der 50-Jährige und seine Gattin meinen: "Zug-, U-Bahn- oder Straßenbahnfahrer haben dieses Problem nicht, da geht es ja auch offensichtlich."

    Das sagt Magistrat St. Pölten

    Von Seiten des Magistrates St. Pölten heißt es dazu: "Die Stadt ist bisher nachweislich jeder Beschwerde nachgegangen und hat diese Fälle an die Betreiber weitergeleitet, bei denen die Lenker auch angestellt sind. Die zuständige Abteilung hat auch versucht, mit dem Betreibern Lösungen für dieses Problem zu finden. Leider gelang dies nicht in jedem Fall. Das Aufstellen von Tixi-Klos ist jedenfalls nach den Erfahrungen, welche die Betreiber damit machten, keine brauchbare Lösung, da es da sehr oft zu Vandalismus und Verunreinigungen kommt. Dass es ästhetische Gründe wären, weshalb keine Tixi-Klos aufgestellt werden, stimmt nicht. Faktum ist, dass im Öffentlichen Verkehr die Lenker und Lenkerinnen oftmals nicht die Zeit und die Möglichkeit haben, aufs WC zu gehen. Dass die Notdurft anders als üblich entrichtet wird, kommt zwar vor, aber nimmt man die Anzahl der Beschwerden, welche bei der Stadt zu diesem Thema einlangen, dann handelt es sich hier um Einzelfälle."

    Auch lesen: Kein Klo! Buslenkerin bei Notdurft gefilmt

    Über die fehlenden Klo-Möglichkeiten hatte erst die Gewerkschaft der Buslenker geklagt. ÖGB, AK NÖ und Betriebsräte hatten in einer gemeinsamen Pressekonferenz erst Anfang dieser Woche auf das Problem hingewiesen. Besonders prekär soll die Lage am Busknotenpunkt in Tulln an der Donau sein.

    "Wir haben Kaffee ausgeschenkt und nachdem mir der dritte Busfahrer in Folge gesagt hat, er kann leider nichts trinken, weil er keine Möglichkeit hat, aufs WC zu gehen, haben wir das Problem im System gesehen. Es kann nicht sein, dass in der heutigen Zeit solche unzumutbaren Zustände herrschen, hier müssen dringend Verbesserungen gemacht werden", so Christian Biegler-Powolny vom ÖGB. Eine Buslenkerin sei beim Verrichten ihrer Notdurft sogar von Jugendlichen gefilmt worden.

    Gewerkschaft machte aufmerksam: Buslenker können nicht aufs Klo gehen - die Bilder!

    1/8
    Gehe zur Galerie
      Busfahrer Mirza Omerovic
      Busfahrer Mirza Omerovic
      AKNÖ/ÖGB

      Bereits im Frühjahr hatte "Heute" über die Pipi-Pausen der Lenker der 400er-Linie in Klosterneuburg berichtet. Auch in jenem Fall stinkte es Anrainern.

      Der Mangel an Sanitäranlagen soll laut vida-Sprecher Thomas Stiller großteils am VOR (Verkehrsverbund Ost-Region) liegen: "In der Ausschreibung des VOR von 2020 für den Öffentlichen Nahverkehr werden sanitäre Einrichtungen einfach nicht erwähnt; sie sind kein Kriterium. Und natürlich schauen die Unternehmen auf ihre Kosten und wollen den Auftrag erhalten".

      VOR gesprächsbereit

      Der VOR wies den Vorwurf klar zurück: "Die Gewerkschaft macht es sich sehr einfach, uns die Schuld zu geben. Zudem hat vorher keiner mit uns gesprochen. Wir sind aber natürlich gesprächsbereit", so Georg Huemer vom VOR.

      Akt.