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Anna Gasser: "Fahre auf alles oder nichts!"

Heute Redaktion
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Bild: GEPA pictures

Noch bevor das Olympische Feuer am Freitag in Sotschi entfacht wird, gehen schon die ersten Vorwettkämpfe im Zeichen der Fünf Ringe in Szene. Premiere feiert die Snowboard-Disziplin Slopestyle, Österreich schickt am Donnerstag Adrian Krainer, Clemens Schattschneider, Mathias Weißenbacher und Anna Gasser in die Qualifikation am mächtigen Kurs von Rosa Churtor. "Heute.at" hat mit der Medaillen-Hoffnung Anna Gasser gesprochen.

Noch bevor das Olympische Feuer am Freitag in Sotschi entfacht wird, gehen schon die ersten Vorwettkämpfe im Zeichen der Fünf Ringe in Szene. Premiere feiert die Snowboard-Disziplin Slopestyle, Österreich schickt am Donnerstag Adrian Krainer, Clemens Schattschneider, Mathias Weißenbacher und Anna Gasser in die Qualifikation am mächtigen Kurs von Rosa Churtor. "Heute.at" hat mit der Medaillen-Hoffnung Anna Gasser gesprochen.

Heute.at: Wie sitzt die Olympia-Kleidung?

Anna Gasser: Passt gut. Aber im Contest trage ich meine eigenen Sachen. Im Slopestyle muss die Hose etwas weiter und die Jacke länger sein. Die ist fast wie ein Parka. Das kann nicht gleich sein, wie bei den Skifahrern. Ich fahre für Nike. Nike hat eine eigene Kollektion für seine Fahrer entworfen. Amerika und Kanada müssen aber zum Beispiel die Länderjacken anziehen. Bei uns hat das ÖOC eine Ausnahme gemacht. Im ÖSV sind wir die einzigen, die eine eigene Outware haben dürfen. Das ist praktisch.

 

Heute.at: Vor zwei Wochen bist du noch bei den X-Games gefahren und hast dort den 5. Platz belegt. Zufrieden mit der Olympia-Generalprobe?

Anna Gasser: Ich muss sagen, es wäre mehr möglich gewesen. Aber was ich von den anderen gehört habe, hab ich mich für meine ersten X-Games gut geschlagen. Das war das beste Training für Olympia.

 

Heute.at: Sind für dich die X-Games wertiger als Olympia?

Anna Gasser: Die X-Games waren ein Lebenstraum, aber Olympia ist nur alle vier Jahre, deshalb gehen die Winterspiele vor. Ich hab auch lange überlegt, ob ich überhaupt bei den X-Games starten soll, wegen der Verletzungsgefahr.

 

Heute.at: Apropos: Wie geht’s dem Sprunggelenk?

Anna Gasser: Sagen wir so: Nach Olympia muss ich sicher eine Pause einlegen. Wäre jetzt nicht Olympia, würde ich nicht fahren. Ich hab nie richtig Pause machen können. Normalerweise geht’s, wenn ich sechs Wochen keinen Sport mache.

 

Warum ist er nicht nach dir benannt?

Anna Gasser: Weil ihn die Jungs eben doch schon seit zwei, drei Jahren machen. Da sind sie mir voraus.

 

Heute.at: Musst du den Sprung auspacken, um bei Olympia eine Medaille zu holen?

Anna Gasser: Bei den X-Games habe ich ohne den Sprung Platz fünf geholt. Im letzten Weltcup war ich ohne ihn Dritte. Ich glaub also, er ist eher ein Bonus. Ich habe aber schon vor ihn zu machen. Weil ich weiß, dass es gut ausschaut, wenn ich ihn stehe.

 

Heute.at: Wissen deine Konkurrentinnen, welche Sprünge du geplant hast – und umgekehrt?

Anna Gasser: Man kennt sich doch schon so gut, dass man das einschätzen kann. Ich glaube nicht, dass es da Überraschungen geben wird. Ich bin ja mit den Mädels auch befreundet und weiß, dass ich mit ihnen auf jeden Fall mithalten kann.

 

Heute.at: Ihr seid von Judges abhängig. Werdet ihr manchmal ungerecht benotet?

Anna Gasser: Ungerecht nicht, aber es passieren schon hin und wieder Fehler. Bei den X-Games kann das aber zum Beispiel nicht sein. Der Run wird in Slow-Mo angesehen, da passieren keine Fehler.

 

Heute.at: Du hast erst mit 18 zum Snowboarden begonnen. Jetzt bist du 22 und Olympia-Starterin. Wo wärst du, wenn du früher begonnen hättest?

Anna Gasser: Das frage ich mich auch oft. Es ist sicher ein später Start, aber dadurch, dass ich davor viele andere Sportarten gemacht habe, hatte ich einen Vorteil. Deshalb ist es so schnell gegangen. Hätte ich nicht Kunstgeturnt, sondern gleich mit dem Boarden begonnen, weiß ich nicht, ob es wirklich schneller gegangen wäre.

 

Heute.at:Das olympische Motto lautet „Dabei sein ist alles“. Für dich auch?

Anna Gasser: Hmm. Das große Ziel war die Qualifikation. Aber jetzt, wo ich dabei bin, erhoffe ich mir schon eine Medaille.

 

Heute.at: Und wie stehen realistisch gesehen die Chancen?

Anna Gasser: Slopestyle ist ein Sport, wo so viel passieren kann. Zwei Runs, eine unsaubere Landung, und alles ist vorbei. Aber wenn ich einen Run runterbekomme, bin ich mir zu 80 Prozent sicher, dass es eine Medaille wird. Wenn ich eben keinen Sturz habe. Ich werde ziemlich riskieren, fahre auf alles oder nichts. Erster, Zweiter oder Dritter, oder eben Letzter. Ich brauch keinen Vierten bis 15. Platz.

 

Heute.at: Abseits deiner Bewerbe, was machst du in Sotschi?

Anna Gasser: Ich freue mich, ein bisschen auszugehen. Ich werde mir auf jeden Fall ein paar Skirennen anschauen, Skispringen würde ich auch gerne sehen. Oder Eiskunstlauf. Ich kenn mich zwar nicht aus, aber ich finds immer voll schön, wenn ichs im Fernseher sehe.

 

Heute.at: Euch Snowboardern wird nachgesagt, einen lockeren Lebensstil zu führen. Ein Vorurteil?

Anna Gasser: Es ist schon harte Arbeit, aber es steckt auch ein wahrer Kern dahinter. Es ist nicht mehr so wie vor 20 Jahren, als die Boarder nur zum Spaß gefahren sind, es ist schon ein richtiger Sport. Alle trainieren, gehen ins Fitnessstudio, ernähren sich gesund. Ich bin ja erst seit heuer im Kader. Am Anfang habe ich das auch nicht so ernst genommen. Ich hab nie trainiert, hab  gegessen was ich will. Mittlerweile ist das anders.

 

Fastfood gestrichen?

Anna Gasser: Naja, ausnahmen darf man schon manchmal machen. Es ist ja kein Ausdauersport.