16-Jährigen verletzt
AMS-Messerstecher kam im Unterhemd zum Prozess
In völlig unpassender Kleidung musste sich ein Syrer (21) wegen versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung verantworten.
Mit langer schwarzer Hose, einem weißen Ruderleiberl und schwarzen Flip-Flops erschien ein 21-Jähriger vor dem Wiener Straflandesgericht: Dem Syrer wird versuchte absichtliche schwere Körperverletzung vorgeworfen. Er hatte am 2. April in Leopoldstadt einen 16-jährigen Iraker nach einem AMS-Kurs mit einem Messer an Kopf, Hals und Oberkörper verletzt.
Seine jüngere Schwester hatte gemeinsam mit dem Opfer einen Englisch-Kurs besucht. In einer Pause plauderten die beiden in der Aula. Dies sah wiederum der 21-Jährige, der an diesem Tag eine Info-Veranstaltung besuchte. Dabei dürfte er die Worte des 16-Jährigen missinterpretiert haben.
„Ich war dabei, als er sie belästigt hat. Er hat unschöne Sachen gesagt“
"Ich war dabei, als er sie belästigt hat. Er hat unschöne Sachen gesagt." Es seien "eindeutig Worte, die beleidigend waren" gewesen, meinte der Angeklagte vor Gericht. An den genauen Wortlaut konnte sich der 21-Jährige allerdings nicht erinnern.
Die Bilder des Tages
Obwohl die Schwester ihm erklärte, dass sie keinesfalls von dem 16-Jährigen beleidigt worden war, passte der 21-Jährige den Iraker nach dem Kurs draußen vor der Bildungseinrichtung ab, weil er ihn "zur Rede stellen wollte".
Video von Augenzeugen zeigt Tat
Das Video eines Augenzeugen, das auch bei der Verhandlung abgespielt wurde, zeigt dann die dramatischen Szenen: Er geht auf den 16-Jährigen zu, es kommt zu einem Wortgefecht und kurzen Handgreiflichkeiten. Dann weicht der Iraker zurück und will gehen. Doch der 21-Jährige folgt ihm und schwingt dabei ein Messer. Obwohl mehrere Personen – darunter ein Lehrer der Bildungseinrichtung – versuchen, ihn aufzuhalten, sticht er auf den 16-Jährigen ein.
Mehrere Männer hätten ihn umringt, er habe sich bedroht gefühlt. "Ich habe Angst gehabt. Ich wurde angegriffen. Als ich gesehen habe, dass ich blute, habe ich das Messer benutzt. Ich habe das gemacht, um mich zu verteidigen." Es sei nicht seine Absicht gewesen, jemanden zu verletzen, versuchte der Angeklagte vor Gericht zu beschwichtigen. Diese Darstellung widerspricht jedoch der Aussage seiner Schwester.
Richter bemängelt Anklage
Nicht ganz einverstanden war der Richter offensichtlich mit der Anklage der Staatsanwaltschaft: "Ich war überrascht, dass von der Staatsanwaltschaft nur versuchte absichtliche schwere Körperverletzung angenommen wurde. Die Wunde am Hals war zum Glück nicht sehr tief. Aber, wenn ich wem den Hals aufschlitze, ist das in Fernsehkrimis üblicherweise ein Versuch auf Mord", stellte der Richter fest. Aufgrund von ergänzenden Beweisen wurde die Verhandlung auf Anfang September vertagt.