Wien

"AMS-Geld her" – Mann bedrohte Wienerin mit Pistole

Katerina hat zahlreiche Schicksalsschläge hinter sich. Heute lebt sie im "Haus Miriam" der Caritas und macht anderen Frauen Mut, sich Hilfe zu holen.

Yvonne Mresch
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Katerina (50+) musste in ihrem Leben viel Gewalt erfahren. Heute will sie andere Frauen unterstützen. 
Katerina (50+) musste in ihrem Leben viel Gewalt erfahren. Heute will sie andere Frauen unterstützen. 
Sabine Hertel

"Anfangs war alles ganz anders", erinnert sich Katerina zurück. Vor über zwanzig Jahren kam die gebürtige Bulgarin nach Wien, um hier an der Wirtschaftsuniversität zu studieren. "Ich habe gelernt, nebenbei gearbeitet, einen netten Mann kennengelernt." Alles schien perfekt – bis die Heiratsurkunde unterschrieben war.

"Er bedrohte mich mit einem Messer"

"Nach der Hochzeit hat er sich komplett verändert", sagt sie. "Er trank viel, wurde aggressiv. Ständig war er eifersüchtig, wenn ich den Bus verpasste fragte er mich, ob ich bei einem anderen war." Zunächst attackierte der Mann die Wienerin verbal, soll aber rasch handgreiflich geworden sein. "Er schlug mich, ich war überall blau."

Die Angriffe wurden immer massiver, schließlich kamen auch noch heftige Drohungen dazu, sagt Katerina: "Als wir eines Tages auf dem Küchentisch saßen, zog er ein Küchenmesser. Ich musste ihm mein AMS-Geld geben. Er hatte mich zuvor gezwungen, Job und Studium aufzugeben." Aus dem Messer wurde schließlich eine Pistole, erzählt sie: "Er hat sie mir an den Kopf gesetzt. Ich konnte nicht mehr schlafen, hatte nur mehr Angst."

Katerina sprach mit "<em>Heute</em>" über ihre bewegende Geschichte.
Katerina sprach mit "Heute" über ihre bewegende Geschichte.
Sabine Hertel

"Ich bin dankbar für die Hilfe"

Mehrmals flüchtete die Wienerin auf die Straße, doch eine Flucht schaffte sie aus Angst nicht. "Ich wusste ja nicht, was er tut, wenn ich zur Polizei gehe." Eine Freundin wandte sich, nachdem sie Fotos der Verletzungen sah, an eine Frauenberatung. "Es war ein Kampf", sagt Katerina heute rückblickend. "Aber ich bin so dankbar für die Hilfe, die ich erhalten habe." Über die Gemeinde erhielt sie eine Notwohnung, lebte mehrere Jahre dort, während sie als Pflegeassistentin arbeitete.

Doch es folgte der nächste Schlag: Katerina verlor ihren Job und nachdem sie aus persönlichen Gründen mehrere Monate nach Bulgarien musste auch ihre Wohnung. "Ich war obdachlos, kam in der Gruft unter. Es war ein großer Schock, plötzlich auf der Straße zu sein. Ich habe so geweint", sagt sie. Nach Aufenthalten in Notquartieren kam sie schließlich ins "Haus Miriam", wo sie seit 2019 lebt.

Anita Moser leitet das "Haus Miriam" der Caritas.
Anita Moser leitet das "Haus Miriam" der Caritas.
Sabine Hertel

"Haus Miriam" als Rettungsanker

Die Caritas-Einrichtung in der Schopenhauerstraße (Währing) beherbergt Frauen im Alter von 18 bis 70 Jahren, die in psychischen und sozialen Krisen stecken. 40 Wohnplätze stehen zur Verfügung, die Nachfrage ist groß. Im Haus erhalten die Frauen neben einer Unterkunft auch Betreuung und Beratung, Hilfe bei der Arbeitssuche und Unterstützung in rechtlichen Angelegenheiten. "Frauen die bei uns leben, kommen mit den unterschiedlichsten Problemen. Sucht, psychische Erkrankungen oder Delogierungen", erklärt Leiterin Anita Moser.

Für Katerina war das "Haus Miriam" die Rettung: "Ich bin so glücklich hier, habe mir ein soziales Netz aufgebaut und viele Freunde gefunden. Ich fühle mich sicher." Mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen will sie nun anderen Frauen Mut machen, denen es ähnlich geht wie ihr: "Ja, den Schritt zu setzen war ein Kampf. Aber ich rate jeder Frau, es zu tun und sich Hilfe zu holen!" Ihr größter Wunsch für sich selbst: "Eine eigene Wohnung und wieder einen Job in der Pflege. Das ist mein Ziel."

Frauenhelpline (kostenlos und auf Wunsch anonym)

0800 222 555
www.haltdergewalt.at

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